Anleihen

Griechenlands stiller Crash und andere Absurditäten

Von Markus Fugmann

In den Medien ist es verdächtig still um Griechenland – dabei befindet sich das Land derzeit in einer politisch heißen Phase: es geht um die Bewilligung der neuen Hilfsgelder, um die Frage, ob der IWF dabei an Bord ist oder nicht. Und um das politische Überleben von Tsipras, dessen Mehrheit im Parlament nach dem Ausschluß von Abweichlern sehr dünn geworden ist. Die Finanzmärkte reagieren bereits nervös, man fragt sich, ob Tsipras eine Mehrheit findet bei der bald anstehenden Abstimmung über weitere „Reformen“. Aber die Medien nehmen von all dem kaum Notiz mehr, vermutlich ist man müde noch vom Sommer, als mindestens jeder zweite Presseartikel sich um Griechenland drehte. Man möchte, so sieht es aus, mit dem Thema nicht mehr konfrontiert werden. Aber damit ist das Problem leider nicht beseitigt.

Ein Indikator für das, was sich in Griechenland abspielt, ist der Aktienmarkt des Landes. Und der ist gestern auf den tiefsten Stand seit gut drei Jahren gefallen, handelt also tiefer, als auf dem Höhepunkt der Krise im Sommer, als die Finanzmärkte jede umgefallenen Sack Reis in Athen mit heftigen Marktreaktionen quittierten. Das ist vorbei, aber der stille Crash der Athener Börse geht weiter. Mit einem Verlust von 32% in diesem Jahr ist nämlich der ASE Index der schwächste Index weltweit. Alleine in den letzten sechs Wochen hat der Index 23% verloren!

Und es könnte noch viel schlimmer kommen. Der Grund: durch den Rekapitalisierungsprozess der schwer angeschlagenen Banken kommen immer mehr Stücke der Bank-Aktien auf den Markt, was die Gewichtung dieser Banken im ASE Index deutlich erhöht. Und das bedeutet wiederum, dass ETFs, die Griechenland bzw. den ASE Index abbilden, die Aktien von Nicht-Banken verkaufen müssen, um im Gegenzug Aktien von Banken zu kaufen.

So vermehrt sich etwa die Aktienzahl von der Alpha Bank und der Eurobank um 89% bzw. 81%. Damit steigt die Gewichtung der Alpha Bank im Athener Index von 1% auf nun 14%, bei der Eurobank von 0,5% auf nun 9%. Damit sind also die Banken im Athener Leitindex extrem dominant, und das dürfte so oder so starke Auswirkungen haben auf den Index: die Volatilität dürfte enorm hoch sein, zumal der Bankenindex (FTSE/Athex Banks Index) alleine im November 77% (!!) verloren hat. Damit haben die Banken im Vergleich zum Vorjahr 95% an Marktkapitalsierung verloren. Ein gigantischer Crash! Wer den griechischen Index handelt, handelt im Grunde nun die Banken des Landes.

Und die Charts dieser Banken sind nur begrenzt vertrauenserweckend, hier etwa die Alpha Bank:

Alpha Bank

Und so halten wir es für wahrscheinlich, dass die aktuelle Medien-Ruhe um Griechenland die Ruhe vor einem neuen Sturm ist. Die Anleihemärkte beginnen das schon einzupreisen (die Renditen, also die Riskoprämien, steigen wieder deutlich). Und es gibt dümmere Verteter der Menschheit als jene, die an den Anleihemärkten aktiv sind..



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3 Kommentare

  1. Ausspruch von Avraham Bel Elasar, alias Henry Kissinger 1974 im deutschen TV. “ Die Griechen sind ein anarchisch und schwer zu zähmendes Volk.“ Deshalb müssen wir, (die Khasaren), tiefe Wunden in ihre kulturellen Wurzeln schlagen, so weden wir Sie gefügig machen. KHASAREN SPRICWORT: Der Tod ist das unausweichliche Ende aller, deshalb ist es besser, jenen dieses Ende näher zu bringen , die unseren Zielen im Wege stehen. DIE GRIECHEN HATTEN KEINE CHANCE., den Istzustand zu verhindern.

    1. Die Khasaren haben einen über 2000 jährigen Hass auf das nordische Schönheitsideal, welches sich in griechischen Skulpturen widerspiegelt.
      Angesicht ihres Aussehens verständlich…

  2. zu wenig tiefgründig der artikel. das beste das es dazu gibt ist von Ernst Wolf dem IWF Kritiker :
    Die Reprivatisierung der Banken: Gigantischer Betrug am griechischen Volk
    6. Dezember 2015
    Die Reprivatisierung der Banken: Gigantischer Betrug am griechischen Volk

    Von Ernst Wolff

    Fast unbemerkt von der internationalen Öffentlichkeit ist es in den vergangenen Wochen in Griechenland zu einem der größten Vermögenstransfers in der jüngeren Geschichte des Landes gekommen. Gegenstand der Aktion waren die vier griechischen Großbanken. Einvernehmlich handelnde Akteure waren die Syriza-Regierung und die Quadriga aus IWF, EZB, EU-Kommission und Europäischem Stabilisierungsmechanismus (ESM). Verlierer war einmal mehr die arbeitende Bevölkerung Griechenlands, die um über 40 Milliarden Euro erleichtert wurde.

    Erste Meldungen im Oktober 2015 ließen bereits aufhorchen. Die europäischen Partnerländer, so hieß es, müssten weit weniger Geld für die Rettung der vier griechischen Großbanken aufwenden als bis dahin angenommen. War im sogenannten „Hilfspaket“ für Griechenland vom Juli 2015 noch eine Summe von bis zu 25 Mrd. Euro für die Bankenrettung vorgesehen, so gab die Europäische Zentralbank (EZB) den Kapitalbedarf der vier Institute nach einem Stresstest Ende Oktober plötzlich nur noch mit 14,4 Mrd. Euro an. Mitte November hieß es dann, ganze 5,7 Mrd. Euro würden für die Bankenrettung ausreichen. Angesichts der sich kontinuierlich verschlechternden Situation der griechischen Wirtschaft musste man sich fragen: Was geht hier vor?

    Syriza und Quadriga als Handlanger internationaler Vermögensverwalter

    Nach der Ankündigung des Kredites über 25 Mrd. Euro für die Rekapitalisierung hatten die Quadriga und die Syriza-Regierung die Banken aufgefordert, private Kapitalgeber aufzutreiben, die sich an der Bankenrettung beteiligen sollten. Größtes Hindernis bei der Suche nach Kapitalgebern waren die faulen Kredite, die in den griechischen Banken lagern, darunter einige hunderttausend Hypotheken, die nicht bedient werden.

    Um die Fehlbeträge im Immobilienbereich abzubauen und keine neuen Rückstände entstehen zu lassen, wurde die Syriza-Regierung von der Troika unter anderem angewiesen, die gesetzlichen Grundlagen für die Erleichterung der Zwangsenteignung von Haus- und Wohnungsbesitzern zu schaffen.

    Das hat Syriza mittlerweile getan. Die Zwangsenteignung wurde zwar vorerst auf solche Objekte begrenzt, die vor der Krise 230.000 Euro und mehr gekostet haben und deren Besitzer nicht mehr als 35.00 Euro pro Jahr verdienen. Die preislich darüber liegenden Objekte kosten derzeit allerdings nur einen Bruchteil ihres ursprünglichen Wertes, so dass die Zwangsenteignung ihre bisherigen Besitzer finanziell ruiniert. Außerdem sind Vermieter ab sofort angewiesen, säumige Mieter nach ausbleibender Mietzahlung umgehend aus der Wohnung zu klagen. Geschieht das nicht, muss der Vermieter für sämtliche nicht erhaltene Mieten die Steuern entrichten.

    Während auf diese Weise zehntausende durch Arbeitslosigkeit zahlungsunfähig gewordene Griechen in die Obdachlosigkeit geschickt werden, wurde internationalen Investoren mit Hilfe eines sogenannten „Bookbuilding“-Verfahrens der rote Teppich ausgelegt. Sie konnten selbst entscheiden, wie viele Anteilsscheine sie an den vier griechischen Banken haben wollten und welchen Preis sie zu zahlen bereit waren. Die rechtliche Regelung sah auch für den Fall, dass die Angebote den derzeitigen Marktwert nicht annähernd widerspiegeln würden, kein Einspruchsrecht der Verkaufsseite vor – fast schon eine Aufforderung zu Preisabsprachen zwischen den Bietern.

    Verstaatlichung zu hohen, Privatisierung zu Niedrigstpreisen

    Zu denen, die inzwischen zugegriffen haben, zählen u.a. die international führenden Vermögensverwalter Brookfield Capital Partners, Capital Group, Fairfax, Highfields Capital Management, Pimco, WLR Recovery Fund und Wellington. Die Bedingungen, zu denen sie vor dem Hintergrund eines wundersamen Verfalls des griechischen Banken-Indexes um 70 Prozent zwischen dem 4. und dem 20. November Anteilsscheine an den vier griechischen Großbanken erworben haben, sind nach Angaben von spiegel-online atemberaubend:

    Hatte der griechische Bankenrettungsfonds HFSF (also der griechische Steuerzahler) 2013 pro Anteilsschein an der National Bank of Greece noch 4,29 Euro bezahlt, so zahlen die neuen Investoren ganze 2 Cent. Die Anteilsscheine der Piräus Bank, die 2013 noch 1,70 Euro gekostet hatten, wurden für 0,3 Cent verramscht. Für die Alpha Bank wurden 2013 44 Cent bezahlt, nun sind es 4 Cent. Bei der Eurobank ist der Preis von 1,54 Euro auf einen Cent pro Anteilsschein gefallen.

    Durch den Verkauf der Anteilsscheine sank der staatliche Anteil an den Banken im Durchschnitt von 56% auf 17%. Nachdem die vier Banken also im Zuge der Eurokrise mit einem Einsatz von Steuergeldern in Höhe von inzwischen über 50 Mrd. Euro mehrheitlich verstaatlicht worden sind, hat die Syriza-Regierung sie jetzt zu Spottpreisen mehrheitlich reprivatisiert. Anders ausgedrückt: Milliarden an Steuergeldern haben sich in Luft aufgelöst und das Eigentum des Steuerzahlers ist ohne sein Zutun zum großen Teil in private Hände übergegangen.

    Ab Januar 2016 kommt es für die Griechen noch schlimmer

    Doch das ist noch nicht alles. Ab Januar 2016 ersetzt auf Druck der EU auch in Griechenland das Bail-in das Bail-out. D.h. zur Rettung von Banken werden dann – wie vor drei Jahren auf Zypern – zunächst Einlagen von über 100.000 Euro herangezogen, bevor der Staat mit der Rettung von Finanzinstituten belastet wird. Da die griechischen Banken sich nun mehrheitlich in privater Hand befinden, kann die Politik im Bedarfsfall ihre Hände in Unschuld waschen und auf die von Brüssel erzwungene Rechtslage verweisen. Die Spekulanten der Finanzindustrie dagegen können ab sofort so gut wie jedes Risiko eingehen, da im Fall eines Falles ja nach dem Prinzip des „too big to fail“ zuerst die Einleger und anschließend der Staat für ihre Verluste einspringen werden.

    Dieser schier grenzenlose Betrug der Syriza-Regierung an den Bürgern des Landes ist nur deshalb möglich, weil die große Mehrheit der Bevölkerung nicht in der Lage ist, die mit Hilfe der Massenmedien geschickt kaschierten Manöver ihrer Regierung zu durchschauen. Wie sicher sich Tsipras und Co. ihrer Sache sind, zeigte sich, als sie nach dem Abschluss der Maßnahmen gegenseitig auf die Schultern klopften und der Öffentlichkeit verkündeten, man habe die Banken stabilisiert, die Einlagen der Sparer geschützt und dabei weniger Staatsgeld gebraucht als ursprünglich gedacht.

    In Wahrheit hat Syriza zusammen mit der Quadriga die griechische Bevölkerung hintergangen, die mit Steuergeldern finanzierten Kosten der Bankenrettung pulverisiert und die den arbeitenden Menschen gehörenden Anteile an den Banken zu Spottpreisen an die schlimmsten Aasgeier auf dem Parkett des internationalen Finanzcasinos verramscht.

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