FMW-Redaktion
Thorsten Polleit ist der vielleicht renommierteste Vertreter der „Österreichischen Schule“ in Deutschland und ein ausgewiesener Kritiker des derzeitigen Geldsystems. In einem sehr lesenswerten Artikel in der „Neuen Züricher Zeitung“ beschreibt Polleit, warum nach seiner Auffassung eine Zinswende nicht kommt, obwohl sie ständig behauptet wird, vor allem durch die Fed selbst (Anmerkung: in der Schweiz sagt man „das“ Fed):
„Warum aber hat dann das Fed – die führende Zentralbank der Welt – den Zins erhöht? Weil Anleger die Erwartung hegen müssen, sie könnten im Kreditmarkt etwas verdienen – sonst droht Ungemach. Würde sich bei Investoren die Erwartung durchsetzen, dass die Zinsen «ewig» an der Nulllinie verharren, bricht das Kreditangebot zusammen: Termin- und Spareinlagen, Staats- und Bankschuldpapiere, Lebensversicherungen sowie Geldmarkt- und Anleihefondsanteile wären für Anleger nicht mehr attraktiv. Der Kollaps des Fiat-Geld-Systems wäre eingeläutet. Die Geldpolitiker sind daher bestrebt, den Eindruck aufrechtzuerhalten, die Zinsen seien nur vorübergehend niedrig und würden bald steigen.
Wenn das erwartet wird, werden Anleger nicht aus ihren festverzinslichen Anlagen fliehen, sondern ausharren. In einer Tiefzinsphase ist es überlebenswichtig für das Fiat-Geld-System, dass eine Zentralbank die Erwartung steigender Zinsen wachhält. Zugleich muss es ihr gelingen, die Zinsnormalisierung immer weiter in die Zukunft zu schieben – ohne dass der Zins tatsächlich jemals wieder normalisiert wird. Das Fed praktiziert dieses Spiel meisterhaft. Es scheint das Drehbuch von «Warten auf Godot» studiert zu haben.“
Den Artikel von Thorsten Polleit in der „Neuen Züricher Zeitung“ lesen Sie vollständig hier..
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