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Warum die Menschen in Flint (Michigan) kein Leitungswasser trinken können

FMW-Redaktion

Flint ist die viertgrößte Stadt im US-Bundesstaat Michigan, nicht weit entfernt von Detroit. Der ganze Bundesstaat ist finanziell gesehen in einem komatösen Zustand. Dies trifft auch auf die Stadt Flint zu, einst ein wichtiger Standort der Autoindustrie, jetzt quasi tot. Noch leben dort gut 100.000 Menschen, die jetzt aber die Wasserleitungen nicht mehr benutzen können. Denn zuletzt häuften sich in der ganzen Stadt Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall uvm. Schuld daran ist das Trinkwasser, das aus der Leitung kommt.

Der Grund dahinter: Der Gouverneur von Michigan versucht seinen Bundesstaat mit Notverwaltern am Leben zu erhalten, die einzelne Pleite-Städte „managen“. Dies trifft auch auf Flint zu. Als Sparmaßnahme koppelte man die Stadt im April 2014 vom öffentlichen Wassernetz der Stadt Detroit ab, und pumpte stattdessen dreckiges Flusswasser in das Wassernetz von Flint. Die Kläranlagen der Stadt konnten anscheinend das Wasser aus dem Fluss nicht reinigen, und dazu kam noch, dass das Flusswasser anscheinend so aggressiv war, dass es Blei aus den Wasserleitungen löste und bis zum Endverbraucher aus dem Hahn spülte.

US-Präsident Obama erklärte Ende letzter Woche den Notstand für die Stadt. Dies macht er, damit die Katastrophenschutzbehörde FEMA den Fall übernehmen kann. Die beliefert die Stadt jetzt mit gigantischen Mengen an Wasser aus Flaschen. Die Folgen dieses Wasser-Desasters: Das gesamte Wasserleitungsnetz von Anfang bis zum Ende muss wohl erneuert werden, was Milliarden kosten dürfte. Aber wie pleite Bundesstaat und Stadt sind, zeigt folgender Umstand: Die Stadt Flint darf jetzt 5 Million Dollar Direkthilfe bei der Bundesregierung in Washington beantragen. Der Bundesstaat Michigan müsste davon aber 25% zuschießen, also 1,25 Million Dollar. Gouverneur Snyder sagte dazu, dass der Staat Michigan das nicht leisten könne.
Inzwischen ist Flint schon wieder zur Versorgung über das Wassernetz von Detroit zurückgekehrt, aber durch das aggressive Flusswasser sind die Leitungen wohl so beschädigt, dass man sie wohl nicht mehr benutzen kann. Wie will man da das gesamte Wassernetz in Flint ausgraben, alles neu verlegen, bis in den letzten Haushalt? Wie soll die amerikanische Lösung „kick the can down the road“ für Flint aussehen? Die Stadt dicht machen und alle Bürger ziehen einfach in leerstehende Häuser nach Detroit?

Interessieren Sie sich für die Details? Der Staat Michigan hat eine Extra-Webseite für dieses Desaster eingerichtet.



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