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Griechenland: Piräus-Hafen an Chinesen verkauft – da muss noch viel mehr kommen

FMW-Redaktion

Die Privatisierung des Hafens von Piräus ist abgeschlossen. Nach endlosem Warten und Drängen durch die EU-Partner hat Griechenland jetzt 67% der Anteile an die chinesische Reederei Cosco verkauft für 368,5 Millionen Euro. Cosco hält bereits eine Beteiligung, und stockt jetzt weiter auf. Man verpflichtet sich zusätzlich zur Kaufsumme 350 Millionen Euro in den Hafen selbst zu investieren.

Die große Summe stand einmal im Raum, und zuletzt wurde sie nie wieder so richtig ausgesprochen, weil sie wohl niemand mehr ernst nimmt. 50 Milliarden Euro Privatisierungserlöse sollte/wollte Griechenland reinholen.

Jetzt 368,5 Mio Euro nach quälend langem Zögern der Griechen. Seit 2011 sind insg. erst 3,5 Milliarden Euro zusammengekommen. Zuletzt hatte die Frankfurter Fraport nach massivem Gegenwind vor allem durch Gewerkschaften fast alle bedeutenden griechischen Flughäfen im Paket übernommen in Form eines lang laufenden Pachtvertrags. Dafür flossen in Cash 1,2 Milliarden Euro an den griechischen Privatisierungsfonds. Auch verkaufte man vor Kurzem seinen Anteil an einer Hotelanlage für 100 Mio Euro. Anstehen tut demnächst noch die Privatisierung des Gasversorgers DESFA für 187 Mio Euro.

Aber alles zieht sich schleppend hin. Als ausländischer Investor kann man nicht den Eindruck haben mit offenen Armen empfangen zu werden. Woanders würde man sich über ausländische Geldflüsse ins Land freuen. Nicht nur die Chinesen, auch Fraport investiert zusätzlich zum Pachtvertrag Cash in die Modernisierung der Flughäfen. Aber anfangs war es andernorts auch schwer von staatlichen Besitztümern loszulassen. Aber der Abschluss des Cosco-Deals kann als kleines Aufbruchsignal angesehen werden für Folgegeschäfte.

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras rief nach dem Abschluss des Cosco-Deals sogar persönlich beim chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang an um ihm vom erfolgreichen Abschluss des Geschäfts zu berichten. Tsipras erhofft sich nämlich in Zukunft noch deutlich mehr Investitionen aus China. Cosco steht nämlich bereit demnächst auch Frachtanlagen zu übernehmen.

Laut „EKathimerini“ überlegen chinesische Unternehmen tatsächlich Produktion in Griechenland stattfinden zu lassen (!), auch könnten Chinesen in das griechische Eisenbahnnetz investieren. Und chinesische Investoren könnten zunehmend griechische Staatsanleihen kaufen. Also, da ist wohl jede Menge Geld zu holen für Alexis Tsipras. Gar nicht mal so unrealistisch, denn chinesische Investoren sind seit Monaten schon dabei Geld aus China abzuziehen wg. der Angst vor staatlichen Beschränkungen und Repressionen – man sucht im Ausland zunehmend nach Möglichkeiten rechtssicher Geld investieren zu können. Das spüren derzeit z.B. die Immobilienmärkte in Kanada und Australien, oder auch der deutsche Mittelstand, wo verstärkt Chinesen als Käufer auftreten. Griechenland könnte da ein weiterer Baustein zum Unterbringen von Cash sein.



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