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Offene Stellen am deutschen Arbeitsmarkt: Viel höhere Zahlen + wichtige Fragen

Es geht um die Zahl der von Arbeitgebern gemeldeten offenen Arbeitsstellen, die aber nicht besetzt wurden. Gemäß aktuellster Daten der Bundesagentur für Arbeit beläuft sich diese Zahl...

FMW-Redaktion

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist eine Art Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit. Man forscht, prüft, rechnet, und schaut in die Zukunft. Oder so ähnlich. Wie die Bundesagentur selbst errechnet das IAB auch Zahlen, und kommt in einem sehr wichtigen Punkt aber auf ganz andere Ergebnisse. Und hier muss man eindeutig sagen: Das IAB rechnet deutlich ehrlicher als die Bundesagentur selbst.

Es geht um die Zahl der von Arbeitgebern gemeldeten offenen Arbeitsstellen, die aber nicht besetzt wurden. Gemäß aktuellster Daten der Bundesagentur für Arbeit beläuft sich diese Zahl (Grafik) auf 673.889 Personen, die von Arbeitgebern gesucht werden. Vor einem Jahr waren das noch 85.212 offene Stellen weniger. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass viele (oder die meisten?) Arbeitgeber ihre offenen Stellen erst gar nicht bei der Bundesagentur für Arbeit melden, sondern selbst aktiv werden auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. So bezieht sich die von der Agentur veröffentlichte Zahl auch nur auf die offenen Stellen, die ihr gemeldet wurden.

Das IAB hingegen macht sich die Mühe und zählt auch offene Stellen zur Statistik hinzu, die Arbeitgeber nicht an die Agentur melden. Und so kommt die IAB in ihrer aktuellsten Erhebung auf eine Zahl von 985.200 unbesetzte Arbeitsstellen in Deutschland, 10% mehr als vor einem Jahr. Das Institut erwähnt explizit die gestiegene Anzahl von nachgefragten Lehrern und Erziehern, die zuletzt stark gestiegen war auf 45.000 Stellen durch den Flüchtlingszuzug. Wir meinen: Es ist nachvollziehbar, dass gerade dieses Segment nicht jetzt, und auch nicht in naher Zukunft durch Bewerber abgedeckt werden kann – denn Lehrer kann man sich als Volkswirtschaft nicht in sechsmonatigen Schnellkursen aus dem Hut zaubern. Das dauert seine Zeit.

Und, das heißt also, dass in Deutschland insgesamt 985.200 Arbeitsstellen unbesetzt sind? Offiziell zumindest, wenn man denn nun die höheren IAB-Zahlen als „die Wahrheit“ betrachtet. Aber halt, wie kommt denn die IAB auf diese Zahl? Sie befragte hierfür 9.000 Arbeitgeber aus allen Wirtschaftsbereichen, und lässt deren Antworten in ihre Berechnung mit einfließen. Das bedeutet: Offene Stellen aller anderen privaten Arbeitgeber, die ihre offenen Stellen nicht an die Bundesagentur melden, sind nicht in den 985.200 Stellen enthalten. Man müsste schon sämtliche Arbeitgeber systematisch befragen für eine wirklich realistische Zahl. Dürfen wir mal vermuten? Wie hoch ist die Zahl offener Stellen in Deutschland tatsächlich? 1,3 Millionnen? 1,5 oder 2 Millionen? Durchaus möglich.

Und da ist es naheliegend unsere Frage, die wir schon mehrfach gestellt haben, zu wiederholen. Wie kann es sein, dass wir hierzulande immer mehr unbesetzte Arbeitsstellen haben, gleichzeitig aber 2,6 Millionen (sorry, 3,5 Mio?) Arbeitslose haben, viele davon Langzeitarbeitslose? Wie die Bundesagentur für Arbeit in den letzten Monaten mehrmals schrieb, gibt es gerade durch den Flüchtlingszuzug (neben Lehrern) auch beispielsweise vermehrt Nachfrage nach Wachschutzpersonal. Das sind im Vergleich zu Lehreren Stellen, wo man Bewerber relativ schnell einlernen kann. Also, woraus resultiert dieser stetig größer werdende Unterschied von offenen Stellen und gleichzeitig langfristig Arbeitslosen?

Und dann die goldene Frage zum Schluss: Schaffen die Behörden es nicht mal, schon vorhandene Arbeitslose durch Umschulungen in den Arbeitsmarkt zurückzubringen, wie soll das dann mit einer Vielzahl von Menschen funktionieren, die die Sprache nicht sprechen und vielleicht sogar grundlegende Kenntnisse nachholen müssen. Hoffen wir das Beste, aber realistisch gesehen kann man wenig Hoffnung haben, dass es bei der bisherigen „Performance“ der Bundesagentur funktioniert.

Offene Arbeitsstellen
Grafik: Bundesagentur für Arbeit



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1 Kommentar

  1. Um dem Rechenfehler bei unbesetzten Lehrern und Fluchtlingshelfern, Sozialarbeitern, Sicherheitspersonal von Vornherein Einhalt zu gebieten:

    Zitat aus dem Text:“ Das Institut erwähnt explizit die gestiegene Anzahl von nachgefragten Lehrern und Erziehern, die zuletzt stark gestiegen war auf 45.000 Stellen durch den Flüchtlingszuzug….“

    Die Zahl der nachgefragten Fachkräfte (für die weder heute noch in zwei Jahren genug Geld vorhanden ist) ist deswegen so hoch, weil das den Wunschvorstellungen der eingebundenen Institutionen, NGO´s….entspricht.

    Wenn Verantwortliche aus diesem Dunstkreis ihre Budgetverantwortung den heutigen Zeiten entsprechend ernst nehmen und finanziell überleben wollen, müssen sie die damit verbundenen „Forderungen“ nach Frau, Mann und Material entsprechend „hochfahren“, um letztendlich einen Bruchteil des anscheinend Benötigten zu erhalten.

    Die Flüchtlingshilfe verkommt spätestens seit „wir schaffen das“ zu einem der korruptesten Gesichter unserer zivilen Gesellschaft, an dem sich mittlerweile nicht nur staatliche Organisationen und NGO´s laben, sondern auch immer mehr private Vermieter und Vereine.

    So gibt es zahlreiche gutbetuchte und alteingesessene Immobilienbesitzer (z.B. Ärzte oder Rechtsanwälte) mit Immigrationshintergrund, die ihre Schrottimmobilien eben über solche Organisationen und Vereine an ihre ehemaligen Landsleute für ein Schweine-Geld vermieten können und dürfen…alles komplett legal.

    Die diesbezüglich beschriebenen Divergenzen am Arbeitsmarkt sind nur die (fiktive) Spitze des Eisbergs…..

    Als aktiver ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer fällt es mir immer öfter immer schwerer, diese Mißstände tagtäglich sehen zu müssen….aber wer von den bezahlten Kollegen beisst schon in die Hand die sie füttert?

    Die tatsächlich erbrachten Leistungen für Flüchtlingshilfe entsprechen in keinster Weise dem finanziellen Aufwand, den wir Steuerzahler mitzutragen haben.

    ….es ist eine neue Art der geduldeten Korruption (Hilflosigkeit und Untätigkeit des Staates)…bei der sehr viele mitmachen dürfen….auf Kosten der eigentlich Schutzsuchenden.

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