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Auf der Suche nach Gründen für das aktuell starke Pfund

Wir kommen den Gründen für das aktuell starke britische Pfund langsam ein bisschen näher. Zwischen dem 5. und 8. Dezember wird das Urteil des höchsten britischen Gerichts zum...

FMW-Redaktion

Wir kommen den Gründen für das aktuell starke britische Pfund langsam ein bisschen näher. Zwischen dem 5. und 8. Dezember wird das Urteil des höchsten britischen Gerichts zum Brexit erwartet. Denn vor Kurzem erst hatte ein einfaches Gericht geurteilt das britische Parlament müsse zustimmen, bevor die britische Regierung über den Artikel 50 des Lissaboner Vertrages den Brexit erkläre. Daraufhin hatte die britische Regierung Einspruch eingelegt. Anfang Dezember nun erwartet man dieses endgültige höchstrichterliche Urteil. Und so wie es aussieht, erwarten die Devisentrader in London, dass auch das höchste Gericht bestätigen wird, dass das Parlament dem Brexit zustimmen muss.

Man scheint bei den Tradern folglich davon auszugehen, dass das Parlament den Brexit entweder blockiert, oder wahrscheinlicher ihn verzögert, oder einen weichen Brexit erzwingen könnte – das wären dann sanfte Verhandlungen mit Brüssel, damit man auch weiterhin einen freien Zugang zum Binnenmarkt behält. Eine Wette auf die Stärke des Parlaments gegen die Regierung also!

Hinzu kommt, dass die Inflationserwartungen in den USA durch Trump´s zu erwartende Politik anscheinend nicht ansatzweise so stark sind wie die Inflationserwartungen in UK. Denn schon jetzt steigen die „normalen“ Preise kräftig. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an den „Marmite-Skandal“ und diese Woche der „Toblerone-Skandal“. Das müsste die Bank of England zu starken Zinsanhebungen verleiten, um ein Ausufern der Inflation vorzubeugen – so weit die Theorie. Das müsste in der Folge ein stärkeres Pfund bringen, was der geneigte Devisentrader sofort in den Pfund-Preis einbaut. Aber warum dieser Effekt das Pfund direkt nach der Trump-Wahl nochmal pushen soll, ist schon sehr interessant!

Diese Woche hat das Pfund gegen den US-Dollar seine beste Woche hingelegt seit dem Ende der Finanzkrise 2009! Am Terminmarkt ist zu beachten, dass die Shortpositionen im Pfund laut Aufsichtsbehörde CFTC noch Ende Oktober ein Rekordhoch erreichten. Hier ging das Volumen auch zurück. Wir meinen: Das grundlegende Szenario hat sich nicht geändert. Egal wie man es dreht und wendet, der Brexit wird kommen. Die Chance, dass das britische Parlament aus einem harten einen butterweichen Brexit machen kann, ist relativ gering.

Mit den höheren Zinsen in UK könnte es allerdings was werden! Aber generell ist die Chance für ein weiterhin schwaches Pfund groß. Das aktuelle Szeario eines „etwas stärkeren“ Pfund basierend auf den hier genannten Argumenten erscheint als ein interessantes, aber auch sehr wackliges Phänomen, dem man nicht blind trauen sollte! Seit der Trump-Wahl ging es für das Pfund gegen den Dollar nach oben um satte 230 Pips.

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Pfund vs Dollar seit Montag (roter Kreis US-Wahl).

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Pfund vs Dollar seit April.



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5 Kommentare

  1. Die Währung ist nichts Anderes als das monetarisierte Vertrauen der Bevölkerung in eine Finanzordnung = der Wirtschaft eines Landes. Demnach muss eine Währung fallen, wenn die Bevölkerung meint, dass ich mir mit dem Papier nichts mehr kaufen kann (Hyperinflation) und Geld horten, wenn ich glaube, dass es morgen mehr wert ist und ich noch mehr kaufen kann (Hyperdeflation). Der Masse der Bevölkerung wird das jedoch erst bei spürbarer Inflation/Deflation klar, also aktuelles Beispiel Venezuela, also kein Vertrauen in die Gesellschaftliche = wirtschaftliche Ordnung = Währung.
    Die externe Komponente umfasst das Vertrauen der Handelspartner in die gesellschaftliche = wirtschaftliche Ordnung, diese ist beim Brexit natürlich nicht so dagewesen und somit haben die Handelspartner insbesondere das Vertrauen UK entzogen, das Volk = innere Komponente jedoch nicht, da die Bevölkerung ja genau das wollte. Ergo extern getriebene Währungsabwertung.
    Wenn nun das Pfund langfristig (also alles >1-1,5 Jahre) geg. USD steigt (aktuell werden nur Short-Positionen glattgestellt), kann das insbesondere daran liegen, dass die Bevölkerung diesen Weg ja wollte, innere politische Stabilität= gesellschaftliche Stabilität = Verlässlichkeit auch externen Investoren bieten kann (ich muss mich nicht immer mit Brüssel abstimmen), sondern kann durchaus pragmatische Entscheidungen treffen, auch Schnellere. Somit ist eine homogenere Gesellschaft verlässlicher = stabiler als eine heterogene Gesellschaft (EU als bestes Beispiel = Regierung des kleinsten gemeinsamen Nenners). Wenn auf die Dauer das Vertrauen der Bevölkerung in die Handlungsfähigkeit der Politik/Eliten schwindet, investiert niemand mehr = Deflation, die Preise fallen, jeder hortet das Geld und bekommt, wenn er was kaufen will nichts mehr, da niemand mehr auf Vorrat produziert, weil er nicht weiß was er bekommt = Auftragsfertigung. Unser Verhältniswahlrecht beschleunigt diese Prozesse in Deutschland noch.
    Demnach verlieren die Briten das Vertrauen in das Pfund eher nicht, eher die Deutschen/ Italiener etc. das Vertrauen in den EUR.
    Könnte das Sinn machen?

  2. Bei der aktuellen Marktlogik würde der FTSE100 und das Pfund eher fallen falls es kein Brexit gibt, aktuell wird ja das Chaos als bullish gewertet, je dümmer die Entscheidungen desto höher die Aktienmärkte.

    Vermutlich sind wir mit der AFD als regierende Partei im DAX jenseits der 12000.

  3. 10.11. BBC
    Donald Trump tells Theresa May: UK is special place

    Könnte ein Grund sein. Ein Handelsabkommen wäre sehr positiv für GB.
    May macht m.E. einen guten Job.

    Auszug

    „“President-elect Trump strongly agreed and added that the UK is a ‚very, very special place for me and for our country‘.“

    Mr Trump ended the call by inviting Mrs May to visit him „as soon as possible“, Downing Street added.

    ‚Deal maker‘

    Meanwhile UK Foreign Secretary Boris Johnson said it was time to be „overwhelmingly positive about the possibilities“ of a Donald Trump presidency.

    „I would respectfully say to my beloved European friends and colleagues that it’s time that we snapped out of the general doom and gloom about the result of this election and collective ‚whinge-o-rama‘ that seems to be going on in some places.“

    He said Mr Trump had had a „very good conversation“ with Mrs May and was „a deal maker; he wants to do a free trade deal“. “

    mehr http://www.bbc.com/news/uk-politics-37941737

    Vom Chart halte ich sowohl auf Wochen- als auch auf Monatsbasis eine Trendwende GBP/EUR als auch GBP/USD für möglich.
    Zum langfristigen Zyklus GBP/USD gibt es eine interessante Analyse von
    James Bartelloni.
    http://www.seeitmarket.com/british-pound-currency-time-price-point-bottom-16209/

    Vielen Dank für die gute Arbeit!

    Gruß
    nicco

  4. Hallo,

    „Demnach verlieren die Briten das Vertrauen in das Pfund eher nicht, eher die Deutschen/ Italiener etc. das Vertrauen in den EUR.
    Könnte das Sinn machen?“.

    nein, macht keinen Sinn.

    Sie vergessen eines, diese mögliche Abstimmung des Paralaments ja/nein Brexit stärkt das britische Pfund natürlich.

    Und der nächste Punkt ist, selbstverständlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt, aber : es ist eben so, dass ein Herr trump erst im Januar Präsident ist (das „danach“ ist wichtig, wie wird er sich verhalten?), es ist eben so , dass der Brexit wohl erst im Februar Realität wird (danach in der Theorie unumkehrbar, praktisch wvielleicht schon)

    Und es sieht so aus, dass im Dezember die Zinsen im Amiland zu 0,25 % erhöht werden.

    VG

    Marko

  5. „Bei der aktuellen Marktlogik würde der FTSE100 und das Pfund eher fallen falls es kein Brexit gibt, aktuell wird ja das Chaos als bullish gewertet, je dümmer die Entscheidungen desto höher die Aktienmärkte.“

    Es gibt keine „Marktlogik“, wenn der Markt „logisch“ wäre, würden 90 % der Menschen / Algos/Banken am Markt gewinnen ?

    Klingt „logisch“ ? :)

    Man kann aber durchaus gewisse Tendzen am Markt „ablesen“ . Die Frage nach irgendwelche Erklärungen, der Markt macht die Kurse, die Kurse machen die Nachrichten sind menschlich. Man will immer wissen „warum“…

    Na und was sehen wir derzeit ? Einfach auf der Welle mitschwimmen, Trump,Afd, Populismus hin oder her ?

    VG
    Marko

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