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Saudi-Arabien will in Kürze offenbaren, wie die Reserven wirklich aussehen

Wie groß sind die saudischen Öl-Reserven im Wüstensand? Der tatsächliche Stand, der nach Mutmaßungen vielleicht bei um die 250 Milliarden Barrels liegen soll, wird laut saudischem...

FMW-Redaktion

Wie groß sind die saudischen Öl-Reserven im Wüstensand? Der tatsächliche Stand, der nach Mutmaßungen vielleicht bei um die 250 Milliarden Barrels liegen soll, wird laut saudischem Energieminister Khalid A. Al-Falih (in Personalunion auch Chef von Saudi-Aramco) bald veröffentlicht. Unabhängige Experten hätten die Reserven verifiziert. Warum überhaupt diese Prüfung? Nun, in Kürze will Saudi-Arabien 5% der Anteile an Saudi-Aramco, den 100% im Staatsbesitz befindlichen größten Ölkonzern der Welt, an weltweiten Börsenplätzen als Aktie ausgeben, und somit schätzungsweise um die 100 Milliarden Dollar in Cash einnehmen. Ein warmer Geldregen wäre das, das Staatsdefizit wäre für einen kurzen Zeitraum (!) erstmal ausgeglichen.

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Khalid A. Al-Falih. Foto: WEF/Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Damit käme der Konzern, der 100% der saudischen Ölförderung darstellt, auf einen Marktwert von 2 Billionen US-Dollar, womit man mit weiten Abstand das weltweite Börsen-Schwergewicht wäre. Aber die globale Investorengemeinde fordert mehr denn je „Transparenz“. Deswegen betonte Khalid A. Al-Falih aktuell auch gegenüber der FT, dass dieser Börsengang der transparenteste Börsengang einer vormals staatlichen Ölgesellschaft werden wird, den es jemals gegeben habe. Und genau für diese Transparenz ist ja nun mal essenziell wichtig, wie groß die Vermögenswerte dieser dann börsennotierten Aktiengesellschaft überhaupt sind.

Dafür ist wohl auch die unabhängige Untersuchung der Vorkommen so wichtig für die Saudis. Auch will der Energieminister im Zuge des Börsengangs ebenfalls unabhängig untersuchte Angaben veröffentlichen zur Firmenbilanz, Kosten und Profitabilität der Firma. Man möchte ja wohl auch in Zukunft weiteres Tafelsilber zu Cash machen – so darf man es deuten. Wer 5% verkauft und dafür so einen Batzen Cash kassiert, bei dem funkeln die Augen, und da können schnell die nächsten 5% folgen, oder? Wie auch immer: Die Verkündung der tatsächlichen Reserven könnte (Betonung auf „könnte“) den Ölpreis beeinflussen. Liegen Sie deutlich höher als bisher vermutet, könnte das Druck auf den Ölpreis ausüben (mehr Angebotsmenge = niedrigerer Preis).

Andersrum könnte natürlich das selbe passieren. Aber ob der Markt überhaupt reagiert, ist wie immer in diesen Zeiten ungewiss, bei den oft unvorhersehbaren Bewegungen am Terminmarkt! Bei einer vor Kurzem stattgefundenen UN-Konferenz war von Al-Falih auch zu hören die Saudis hätten vor Saudi-Aramco in einer Art noch viel größeres „General Electric“ zu verwandeln, einen globalen Super-Mischkonzern also! Konzentriere man sich darauf, könne man die Firma weiterentwickeln in die Bereiche Erneuerbare Energien, Spezialchemie, Flüssiggas, Automatisierung und Digitalisierung.

Klingt alles schön und gut, aber erst einmal geht es ja vor allem darum Cash in die Staatskasse zu bekommen, damit man sein Haushaltsdefizit schließen kann. Erstmal dient die Firme als Cash Cow – Anteile werden verkauft, und dadurch fließt kein Cent frisch in die Firma. Das Investorengeld fließt zum Alteigentümer. Die Firma muss jeden Cent aufbringen um die Staatswirtschaft so gut es geht zu stützen. Wo soll da Platz sein um so einen schönen neuen Mischkonzern zu erschaffen? Aber das ist jetzt noch Zukunftsmusik.

Darf man Angst haben, dass durch die Unterbringung von 100 Milliarden Dollar in Saudi-Aramco die Liquidität anderswo am Kapitalmarkt fehlt um Kurse zu pushen? Wohl kaum. Derzeit liegt so viel uninvestiertes Geld rum – es wird sich auf diese Emission stürzen, und trotzdem wird noch jede Menge Notenbankgeld da sein um die Kurse der sonstigen Assets weiter zu pushen!



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