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Mit Bauklötzen Bauklötze bauen in Dubai – nur wer bezahlt das alles?

Ein Herrscher, der gerne immer weiter bauen will. Irgendwas, Hauptsache bauen? Aktuell geht es um die Energiewende. Man will hin zu erneuerbaren Energien etc, denn das ist ja gerade weltweit...

FMW-Redaktion

Sie entschuldigen bitte unseren merkwürdigen Titel. Aber das folgende Bild des Herrschers von Dubai, das heute in seinem eigenen Twitter-Account veröffentlicht wurde, hat uns dazu inspiriert. Ein Herrscher, der gerne immer weiter bauen will. Irgendwas, Hauptsache bauen? Aktuell geht es um die Energiewende. Man will hin zu erneuerbaren Energien etc, denn das ist ja gerade weltweit voll angesagt. Große neue Pläne stehen mal wieder an… Dubai, das als Teil der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) praktisch kein oder kaum noch Öl hat, und nur noch 6% seiner Einnahmen aus Ölverkäufen generiert, muss sich anderweitig umschauen. Offiziell lebt man von Zolleinnahmen, anfallenden Gebühren usw, aber so genau im Detail können wir das nicht nachprüfen.

Das Statistikamt von Dubai veröffentlicht zu den Staatsschulden des Emirats (also des Herrschers) nichts. Aber es gibt unendlich viele sonstige Daten zu Touristen, Ein- und Ausreisen, Hotel-Lizenzen usw. Auch gibt es quartalsweise Daten zu Im- und Exporten in Dubai. Das Importvolumen alleine der letzten drei Quartale lag grob gesagt immer doppelt so hoch wie das Exportvolumen. Folglich müssen die Schulden der Volkswirtschaft (Herrscher + Unternehmen + Konsumenten) weiter stetig wachsen. Nur wie hoch sind die Schulden? Angeblich bei 129% des Bruttoinlandsprodukts (in der selben Liga wie die USA).

Wir hatten schon vor Kurzem die Vermutung geäußert, dass man in Dubai mehr als sonst wo auf der Welt seine Schulden über Öffentliche Private Partnerschaften optisch umwandelt, oder über private Unternehmen im Staatsbesitz optisch „auslagert“. Das letztere scheint offensichtlich die Variante zu sein, die Dubai gewählt hat um „den Laden“ am Laufen zu halten. Denn offensichtlich geht die Party in Dubai ja ständig weiter! Wir sind da auf Aussagen der in Bahrain ansässigen Investmentbank Sico gestoßen. Die hat sich mit dem Thema offensichtlich näher befasst, anscheinend auch basierend auf Daten des IWF.

So habe Dubai beim Nachbarn Abu Dhabi sowie bei der Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate (bei denen Dubai ja Mitglied ist) 20 Milliarden US-Dollar Schulden, die in 2018 fällig seien. Alleine das ist schon mal eine nette Summe bei einem für 2017 geplanten Staatshaushalt in Dubai von gerade mal 12,3 Milliarden Euro, den man vor Kurzem offiziell verkündete. Laut Aussagen von Citi werde Dubai diese Schulden wohl schön gepflegt prolongieren – also einfach nahtlos umschulden und auf bessere Zeiten in der Zukunft hoffen. Keine Häme bitte, denn das Konzept kennen wir ja auch von einigen Kandidaten aus der Eurozone!

Die Kommentare von Sico legen nahe, dass Dubai seine Schulden womöglich zu gewissen oder guten Teilen über staatlich kontrollierte Firmen regelt (Government Related Entities / GRE), so möchten wir es mal nett formulieren. Ganz genau weiß es anscheinend niemand, aber versteht man die Aussagen richtig, könnten sich die Schulden der GREs auf jeden Fall im dreistelligen Milliardenbereich bewegen. Dazu gehören zum Beispiel die Investment Corporation of Dubai, Dubai Holding, Dubai World usw. Laut Sico gebe es eine große Notwendigkeit die in diesem Vehikeln vorhandenen Schulden genauer zu beobachten.

Höhere Finanzierungskosten und engere Staatshaushalte (in den VAE) könnten diese staatlich kontrollierten aber privat auftretenden Vehikel negativ beeinflussen. Für die gesamten VAE gibt es laut Sico/IWF bei 53 GREs eine Schuldenlast, die stolzen 132,5% des Bruttoinlandsprodukts der VAE entspricht. Und da geht es nur um die GREs, für die es zugängliche Finanzdaten gibt. Die Schuldenlast sei inzwischen höher als direkt nach der Finanzkrise im Jahr 2010 mit 108%.

Abu Dhabi als Nachbar von Dubai stehe laut IWF gut da. Na ja, denn die haben ja noch Öl, und hauen auch nicht ganz so auf den Putz wie Dubai, oder? Man kann trotz Mangel an Zahlen erahnen, wie das Emirat Dubai (also der Herrscher Muhammad bin Raschid Al Maktum) über die Runden kommt, und trotzdem die große Sause am Laufen hält. Die Schulden häufen sich womöglich in großem Umfang in den staatlich kontrollierten Privatunternehmen an, die vermeintlich ihre Schulden wie der Staat selbst umschulden, wenn die Rückzahlung ansteht. Aber bitte, diese Aussagen immer unter Vorbehalt lesen, denn so ganz genau wissen wir es leider nicht. Was lernen wir daraus? Der schöne Reichtum in Dubai, der ist womöglich doch nur oberflächlich schön.



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