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Abgeschaffte „Normalzinsen“ treiben Anleger in Junk Bonds

FMW-Redaktion

Letzte Woche stiegen die Netto-Zuflüsse in US-Hochzinsanleihen mit +2 Milliarden Dollar die fünfte Woche in Folge. In den letzten vier Wochen waren es insgesamt Netto-Zuflüsse von 11,5 Milliarden Dollar, und damit im 4 Wochen-Vergleich der stärkste Anstieg jemals, so berichtet es die BoA. Nicht nur institutionelle, auch vermehrt Privatinvestoren treibt es jetzt in hochriskante Schulden, weil es eben nur hier überhaupt noch Zinsen gibt.

Da ein guter Teil der US Junk Bonds von der Ölindustrie (Fracking) begeben wurde, haben viele Anleger Hoffnung auf einerseits eine gute Verzinsung, und andererseits deutlich sinkende Ausfallrisiken, weil ja gerade in den letzten Wochen der Ölpreis kräftig gestiegen ist, zumindest wenn man ihn von den Tiefstständen aus betrachtet. (von 26 Dollar im WTI am 11. Februar rauf auf aktuell über 40 Dollar)

Aber auch die BoA weist darauf hin, dass sich an den Fundamentaldaten der Ölproduzenten in den USA nichts geändert hat. Der Rückwärtsgang in der Ölindustrie gehe weiter, auch die Zahlungsausfälle (Rückzahlung Nominalschuld + Zinsen) bei Produzenten würden weiter zunehmen. Und wir meinen: Die vorgestern verkündete Entscheidung von Janet Yellen auf einen Teil der bisher geplanten Zinsanhebungen verzichten zu wollen, stärkt die Sehnsucht vieler Anleger nur noch mehr ihr Glück in Schrottanleihen zu suchen, auf der Suche nach Verzinsung.

Kräftig unterstützt hat diesen jüngsten Sog in die Junk Bonds der weltgrößte Anleiheinvestor PIMCO am 3. März mit seiner klaren Aussage für die Öffentlichkeit es sei jetzt an der Zeit Junk Bonds zu kaufen. Man selbst habe auch angefangen Junk Bonds aus dem Ölsektor zu kaufen, denn der Markt sei so attraktiv wie seit fünf Jahren nicht mehr. Diese Euphorie basiert auf zwei Annahmen. Erstens muss man bei so einem Optimismus davon ausgehen, dass die US-Konjunktur in den nächsten Monaten und Jahren gut läuft, und zweitens muss man mit kräftig anziehenden Ölpreisen über 50 oder sogar 60 Dollar rechnen, denn vielen Frackern geht gerade die Puste aus – für sie kommen die gerade steigenden Ölpreise schon zu spät. Es müsste also sehr schnell sehr steil nach oben gehen im Ölpreis, um die Masse der kaputten Fracker zu retten.

In Europa verhält sich die Lage demnächst ganz anders. Wie wir bereits beschrieben haben, gehen wir von einer großen Verdrängung aus. Denn ab Juni wird die EZB Monat für Monat für (geschätzt) 4-7 Milliarden Euro Unternehmensanleihen in der Eurozone aufkaufen, und zwar nur von hochwertigen Schuldnern, wie die EZB selbst schreibt. Also müssen die Anleiheinvestoren in der Eurozone tendenziell gezwungenermaßen auf Schrott ausweichen, oder zumindest auf eher minderwertigere Schuldner als vorher. Toll, die Amis haben da immerhin noch die freie Wahl, ob sie auf Schrott ausweichen wollen – The Land of the free…



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