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Air Berlin: Staatsbürgschaften wären das komplett falsche Signal – alle Hoffnungen ruhen auf Etihad?

Und die seit Monaten im Raum stehenden Gerüchte die Lufthansa wolle und könne Air Berlin kaufen, haben sich bis jetzt noch nicht bewahrheitet. Pokert die Lufthansa auf Zeit, dass man...

FMW-Redaktion

Das ist ja schon mal besser als gar nichts. Gestern auf der Hauptversammlung verkündete Air Berlin-Chef Winkelmann, dass man jetzt wieder zuverlässig und pünktlich sei. Man könne sich für die Probleme aus April und Mai nur entschuldigen, so seine Worte. Denn vor allem in Berlin gab es sehr große Probleme bei der Abfertigung.

Eine Kooperation mit Tui ist jüngst geplatzt. Und die seit Monaten im Raum stehenden Gerüchte die Lufthansa wolle und könne Air Berlin kaufen, haben sich bis jetzt noch nicht bewahrheitet. Pokert die Lufthansa auf Zeit, dass man den Laden letztlich fast umsonst bekommt? Nach eigener Darstellung ist Air Berlin laut Winkelmann weiter zahlungsfähig.

An seiner Aussage aus April habe sich zu dem Thema nichts geändert. Damit nimmt Winkelmann wohl Bezug auf die damalige Zusage des Großaktionärs Etihad. Da sprach man nämlich in einem „Letter of Support“ von einer Hilfszusage für die nächsten 18 Monate. Das dürfte, wenn man sich daran hält, noch einige Zeit reichen. Aber herje, bei den Verlusten (781 Millionen Euro Verlust in 2016), was ist da schon so ein „Letter of Support“ wert, wenn Etihad seine Meinung einfach ändert? Letztlich also verlässt man sich auf diese Zusage.

Air Berlin hat eine Voranfrage an die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Berlin gestellt für eine staatliche Bürgschaft. Das zeigt, wie dramatisch die Lage zu sein scheint. Laut Air Berlin gehöre so eine Anfrage lediglich zu einer vorausschauenden Unternehmensführung. Das Bundeswirtschaftsministerium prüft diese Anfrage gerade. Wir meinen dazu: Das wäre ein immenser Fehler diese Zusage zu geben. Denn bei so einem Geldverbrenner wie Air Berlin ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Bürgschaften letztlich auch gezogen würden.

Das passende Statement dazu gab gestern der Chef der Monopolkommission (ein beratendes Expertengremium der Bundesregierung) Achim Wambach der ARD. So sagte er, dass eine Bürgschaft als „Beihilfe“ erst durch die EU geprüft werden müsse. Und vor allem, so betonte er als Frage formuliert, warum der Staat Unternehmen unterstützen solle, die schlecht gewirtschaftet hätten. Die sei nicht Aufgabe des Staates. Das sehen wir genau so!

Und wie geht es nun weiter? Eine Staatshilfe ist extrem unwahrscheinlich. Käme es doch noch zu einer Übernahme durch die Lufthansa, würden danach wohl teilweise Start- und Landerechte abgegeben werden müssen, um das Kartellamt zu beruhigen. So konnte man es aus den Äußerungen von Achim Wambach auch an anderer Stelle heraushören. Die Aktie von Air Berlin jedenfalls, die bewegt sich derzeit fast gar nicht.

Ab Ende April war sie zwei Wochen lang fast schon euphorisch gestiegen von 0,51 Euro auf 1,39 Euro. Von da an ging es aber bis jetzt wieder abwärts auf derzeit 0,94 Euro. Hoffen, warten, bangen. Niemand weiß derzeit wohl so richtig, wohin die Reise geht.


Die Air Berlin-Aktie seit Dezember 2016.



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