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Alles Propaganda? Chef des britischen Bankenverbandes warnt vor Abwanderung der Banken

Wie hätten Sie denn gerne ihren Brexit? Hart oder weich? Schnell oder langsam?

FMW-Redaktion

Wie hätten Sie denn gerne ihren Brexit? Hart oder weich? Schnell oder langsam?

Mit diesen nicht unhumorvollen Worten hat Anthony Browne, der Chef des britischen Bankenverbandes, der British Bankers Association, einen Artikel im „Oberserver“ eingeleitet (der zum „Guardian“ gehört). Darin warnt Browne eindringlich vor den Folgen eines harten Brexit für die britischen Banken – aber auch für Unternehmen aus der Eurozone.

Denn das Gesamtvolumen, das in Großbritannien ansässige Banken an Unternehmen der 27 EU-Staaten verleihen, beträgt pro Jahr 1,1 Billionen Pfund. Kein Pappenstiel also. Und die politische Diskussion, so Browne, gehe derzeit schlicht in die falsche Richtung. Mit Blick auf die britische Politik meint Browne: es sei ja schon ok, am Anfang von Verhandlungen gleich möglichst viel zu verlangen, das entspreche der goldene Regel des Verhandelns. Aber nun drohe die Gefahr eines Scheiterns, bevor die Verhandlungen überhaupt begonnen hätten!

Und genau das könne sich Großbritannien nicht leisten, schließlich sei der Banken-Sektor der mit Abstand wichtigste Export-Faktor für UK – und gleichzeitig der im Falle eines Brexit am härtesten Betroffene. Die City of London scheint also stark beunruhigt, dass Theresa May wohl eine Abkehr der Linie ihres Vorgängers Cameron vollzieht, dem die Banken Londons stest ein wichtiges Anliegen waren.

Browne zeigt sich besorgt vor allem über die Forderungen einiger Anhänger eines harten Brexit, wonach man eben den Entzug des EU-Passes für britische Banken hinnehmen müsse und mit den Parteien jeweils einen besonderen Vertrag aushandle. Aber das werde so nicht funktionieren, so Browne – britische Banken wären dann gezwungen, ihre Hauptsitz aus London weg zu verlagern.

Und genau das sei bereits in Vorbereitung: kleinere Banken machten bereits erste Schritte zu einer Verlagerung aus London noch vor Weihnachten, größere Banken würden im ersten Quartal 2017 damit beginnen:

„But businesses can’t wait to the last minute. It takes years to move operations. Banks might hope for the best but have to plan for the worst. Most international banks now have project teams working out which operations they need to move to ensure they can continue serving customers, the date by which this must happen and how best to do it. Their hands are quivering over the relocate button. Many smaller banks plan to start relocations before Christmas; bigger banks are expected to start in the first quarter of next year.“

London werde so oder so ein globales Finanzzentrum bleiben – aber wenn die Entwicklung so weiter laufe, sei das schädlich für alle Beteiligten:

„London will survive as a global financial centre. Finance is inventive and will find a way through. But putting up barriers to the trade in financial services across the Channel will make us all worse off, not just in the UK but in mainland Europe.“

Und so ganz unrecht wird Browne mit dieser Warnung nicht haben – denn auch für die Unternehmen der EU wird das Leben nicht gerade einfacher ohne die Banken Londons. Ob Interessens-geleitet oder nicht: Browne appelliert an die Vernunft der Beteiligten – und so festgefahren, wie die Positionen derzeit sind, kann Vernunft und Kompromißbereitschaft eigentlich nicht schaden..



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1 Kommentar

  1. Good Morning Sir Anthony.Den dringend nötigen Wandel der „Citry“hätte ich gerne weder schnell noch langsam.vor allem aber gerührt nicht geschüttelt!Und für €uropa,reicht allemal beides,so stupid,they are!

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