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ARD-Chef spart wo er nur kann – für Schampus-Galas reicht´s dann gerade noch!

FMW-Redaktion

Gestern wurde der „Deutsche Radiopreis“ verliehen. Eine Schampus-Gala voller Pomp, mit Star-Gästen aus dem Ausland uvm – der NDR nennt die Feier selbst „Eine Gala voller Glanz“. Dabei gehen NDR und ARD laut ihrem Vorsitzenden Lutz Marmor bereits finanziell auf dem Zahnfleisch…

Deutscher Radiopreis Jury NDR ARD
Die Jury des Deutschen Radiopreises. Man lässt sich nicht lumpen.
Bild: Jack Ackenhausen/Grimme-Institut

Der Deutsche Radiopreis

Einmal im Jahr wird der Deutschen Radiopreis in Hamburg verliehen. Eine Schampus-Gala voller Pomp, mit Star-Gästen aus dem In- und Ausland. Dafür mietet man jährlich eine In-Location in Hamburg, den „Schuppen 52“ – man lässt sich nicht lumpen. Die privatwirtschaftlich organisierte NDR Media GmbH und die Radiozentrale gründeten eigens für den Betrieb der jährlich stattfindenden Preisverleihung extra eine Gesellschaft namens „Deutscher Radiopreis GmbH“. Die genauen indirekten Kosten für die Gebührenzahler ließen sich nicht in Erfahrung bringen, aber wie haben bereits beim NDR angefragt.

Wenn man die aktuellen Bilder vom Deutschen Radiopreis sieht, denkt man gerne zurück an die Aussagen des ARD/NDR-Vorsitzenden Lutz Marmor vom 28. August, wo er z.B. der FAZ in einem Interview sagte bei seiner aktuellen Milliarden-Nachforderung an zusätzlichen Gebührengeldern ginge es NUR darum Zitat „den schon jetzt von Kürzungen geprägten Status Quo zu erhalten“. Der gute Mann spart also jetzt schon, wo er nur kann. Hut ab! Auch erklärten die Öffentlich Rechtlichen nach der Umstellung der Rundfunkgebühren 2013 sie hätten gar kein Interesse an den potenziellen Mehreinnahmen, die schon damals vorauszusehen waren und in den letzten zwei Jahren auf insg. 1,6 Mrd Euro anwuchsen. Zwei Jahre später will allein die ARD ihre kompletten Mehreinnahmen von 1,16 Mrd Euro, die bisher auf einem Sperrkonto liegen, aufsaugen.

Schon eine erstaunliche Ironie und sicher nur ein zeitlicher Zufall, dass nur eine Woche nach Verkündung seines Milliarden-Mehrbedarfs und der Beteuerung man würde schon sparen wo man nur könne, man so richtig die Korken knallen lässt.

Öffentlicher Informationsauftrag

Es gibt diesen allgemeinen Begriff „Öffentlicher Informationsauftrag“, den wir gerne verwenden, der auch zutreffend ist und einen Sinn ergibt. Der NDR formuliert auf seiner Webseite die Aufgabe des Öffentlichen Rundfunks folgendermaßen:

„Der NDR ist eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt. Ziel und Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es, mit seinen Programmen zur freien Meinungsbildung beizutragen. Gesetzliche Grundlage für den NDR ist der Staatsvertrag (NDR-StV), der Aufgaben, Organisation und gesellschaftliche Kontrolle der Rundfunkanstalt regelt.“

Das klingt gut. Es geht dem NDR also um die „freie Meinungsbildung“. Man will dem Bürger also helfen sich fortzubilden, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Das ist gut, sogar sehr gut. Wenn der Bürger gezwungen wird Geld dafür zu bezahlen, dass man ihm hilft sich eine eigene Meinung zu bilden, dann darf er sich bestimmt zu Recht fragen, was die Ausstrahlung von Daily Soaps oder die Ausstrahlung vom Skispringen damit zu tun hat. Und gehört die Verleihung eines Radiopreises, der so überflüssig ist wie „Unterwassergrillen“, zur Unterstützung der freien Meinungsbildung der Bürger? Sollte der Bürger notfalls per Gerichtsvollzieher dazu gezwungen werden so etwas zu bezahlen? All das kann gerne das Privat-TV leisten, wo niemand gezwungen wird dafür zu zahlen!

Unsere Fragen an den NDR

Bereits nach unserem Artikel vom 31.08. hatten wir zahlreiche Lesermails erhalten und haben daher jetzt diese Fragenliste an den NDR übersandt, z.B. was Daily Soaps im Vorabendprogramm mit dem „Öffentlichen Informationsauftrag der ARD“ zu tun haben, oder warum der NDR es für nötig hielt für 23,8 Millionen Euro eine neue Videowand anzuschaffen. Auch wollen wir konkret wissen, was der NDR für den Radiopreis jährlich ausgibt und warum er meint der sei für den „Öffentlichen Informationsauftrag“ notwendig. Hier die Fragen:

Warum hielt es der NDR für notwendig am Mittelweg in Hamburg ein modernes Design-Gebäude zu bauen anstatt ein normales Bürogebäude? Kann man beim NDR die Mehrkosten gegenüber einem normalen funktionalen Gebäude nennen ? Und was hatte das neue Gebäude gekostet?

Warum war es nötig für 23,8 Mio Euro für die Tagesschau im Jahr 2014 eine neue Videowand anzuschaffen? War der Öffentliche Informationsauftrag im alten Studiodesign nicht mehr zu gewährleisten? Bitte beantworten Sie diese Frage besonders im Hinblick auf das Gebot der Sparsamkeit, da es sich ja um zwangsweise eingetriebene Gelder der Bürger handelt.

Auch bzgl. des Gebots der Sparsamkeit: Warum ist es für den NDR notwendig einen Radiopreis zu veranstalten? Und welche Summe bezahlt der NDR jährlich dafür?

Was haben Daily Soaps und ähnliche Formate im Vorabendprogramm der ARD mit dem Öffentlichen Bildungsauftrag der ARD zu tun?

Welche konkreten Sparmaßnahmen wurden seit der Gebührenreform 2013 unternommen um Programminhalte abzuschaffen, die mit dem „Öffentlichen Informationsauftrag bzw. Bildungsauftrag“ der ARD nichts zu tun haben? Und falls vorhanden, welche wurden umgesetzt und welche nicht?

Ihr Vorsitzender Lutz Marmor beschreibt am 28.08., dass besonders die Umstellung der Programme auf die Digitalisierung sehr viel Geld kostet. Kann dies monetär genau beziffert werden?

Lutz Marmor beschreibt ebenfalls die Digitalisierung kostet kurzfristig, wird aber langfristig Geld sparen. Kann er dann zusagen, ab wann und um wie viel Euro der jährliche Finanzbedarf der ARD sinken würde?

Können Sie uns einen Einblick gewähren, in welchem Bereichen und in welchem finanziellen Umfang die ARD seit der Gebührenumstellung im Jahr 2013 Sparmaßnahmen realisiert haben im Rahmen eines „Sparsamen Wirtschaftens“ ?

Für alle, die sich (zu Recht) über die ARD aufregen wollen

Jetzt könnte man sagen „was für ein Rummgejammere, dann sollen die von der ARD eben ihren Fernsehpreis veranstalten…“. Das soll man mal einen Arbeiter sagen, der für 8,50 Euro die Stunde schuftet, jeden Cent drei Mal umdrehen muss, und dann noch 17 Euro pro Monat für so was ausgeben soll, das ihn überhaupt nicht interessiert. Neben seinem Bekennen zum „Eisernen Sparen“ zeigte ARD-Chef Marmor in der „Süddeutschen Zeitung“ auch, wie kaltschnäuzig er Kostenexplosionen nett verpacken kann, Zitat:

„Wir wissen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Aber in Deutschland steigen glücklicherweise Löhne und Gehälter, so auch bei uns. Diese Steigerung müssen auch wir irgendwann ausgleichen.“

NDR ARD Vorsitzender Lutz Marmor
Der aktuelle ARD-Vorsitzende Lutz Marmor.
Foto: Martina Nolte / Wikipedia (CC BY-SA 3.0 de)

Menschen aus dem Ausland, die sich gar nicht vorstellen können vom Staat gezwungen zu werden, für ein Fernsehprogramm zahlen zu müssen, würden wahrscheinlich fragen „warum lasst ihr euch das vom deutschen Staat gefallen“. Gute Frage. Ja, warum lassen wir uns das gefallen? Warum machen alle entscheidenden Politiker in den Bundesländern mit beim fleißigen JA-Sagen im Sinne von ARD & ZDF? Vielleicht weil sie riesige Versorgungsanstalten für ausrangierte Politiker und Verwaltungsbeamte sind? Nur so eine Frage…

Ein „Tagesschau.de“-Artikel vom 28.08. zur großen Geldnachforderung von Lutz Marmor endet mit seinem Zitat:

„Wir sind uns bewusst, dass das Geld der Beitragszahler wirklich sehr knapp ist. Aber ich glaube, wir haben da wirklich Maß gehalten und möchten auch weiterhin ein gutes Programmangebot machen.“

Ein grandioses Schlusswort auch für diesen Artikel.



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In der Originalfassung des Artikels vom 04.09. hatten wir geschrieben der Radiopreis wird vom NDR verliehen. Hierzu stellt der NDR in einer EMail an uns fest:

„Ihr gestern veröffentlichter Artikel aus Anlass der Vergabe des Deutschen Radiopreises basiert auf der falschen Voraussetzung, der Preis würde vom NDR verliehen. Dem ist nicht so. Der Preis wird gemeinsam getragen von den Hörfunkprogrammen der ARD, Deutschlandradio und den privaten Radiosendern in Deutschland, sie stiften den Deutschen Radiopreis. Unterstützer sind die Freie und Hansestadt Hamburg und das Grimme-Institut sowie die großen Vermarktungsgesellschaften RMS und AS&S. Die Durchführung des Preises einschließlich der Galaveranstaltung ruht auf vielen Schultern. Entsprechend ist auch die in Ihrem Text erwähnte Deutsche Radiopreis GmbH eine gemeinsame Gesellschaft der privatwirtschaftlich organiserten NDR Media GmbH und der Radiozentrale, die ihren Sitz in Berlin hat. Bitte korrigieren Sie Ihre unzutreffenden Behauptungen unverzüglich.“



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10 Kommentare

  1. Prima Artikel!
    …. übrigens … da wir hier auf einem Börsenblog sind … Die ARD Sender zocken offenbar auch mal hin und wieder. Das letzte mal sickerte das 2009 durch: http://www.merkur.de/tv/mm-unter-verdacht-zocken-gebuehrengeldern-195516.html

    Die größten ‚Bereicherungsmaschinen‘ der Öffentlichen sind übrigens im undurchschaubaren Geflecht von Zuliefer- und Sub-Firmen zu finden, die den Intendanten oder Jauch & Co gehören: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-105648309.html .

  2. „Marmor“ ist ja ein geradezu sinnbildlicher Name für einen prunksüchtigen wie üppig entlohnten ARD-Vorsitzenden! Ob mit den durch die Digitalisierung freigewordenen Zwangsgebühren dann die ARD-Studios auch mit selbigem Material ausgestaltet werden…?

  3. P.S.: ARD-Propaganda vom Feinsten – „plusminus“ feiert den Abschied vom Bargeld:

    https://www.youtube.com/watch?v=IT6ZoyHv0JA

  4. Der ÖR nimmt seinen Programmauftrag seit Jahren nicht mehr wahr, Propaganda statt ausgewogener Information dominiert und wird immer extremer.

    Damit hat der ÖR in dieser Form keine Existenzberechtigung mehr. Der BBC geht es bereits an den Kragen, der wesentlich schlimmere ÖR muß folgen. Leider sind die Deutschen folgsame Untertanen und lassen sich von Politik und BVerfG, das dem ÖR nahezu einen Blankoscheck ausgestellt hat, unreif bevormunden.

    Das Foto Marmors sagt ja auch schon sehr viel aus.

  5. Selbstschutz hat Priorität

    Nutzen wir das Net und lesen wir gute Bücher oder widmen wir uns unserer Familie, das ist das Beste was man tun kann.

    Setzen wir uns nicht dieser vom System gekauften, hämmernden Verblödungsmaschine aus. Drückt den „Roten Knopf“, der auf der Fernsehbedienung extra dafür geschaffen wurde.

  6. Es wird Zeit das bei den ÖrR der „Stecker“gezogen wird.
    Die mafiösen Struckturen werden immer offensichtlicher.
    Das Volk wird sich bald gegen diese „Nimmersatten“erheben und die zum Teufel jagen,wenn nicht noch Schlimmeres.

  7. Bitte die aktuell laufenden Petitionen in den Ländern unterschreiben und damit unterstützen. Örr ist Ländersache.

    BAYERN http://www.bit.ly/ARDZDFGEZ-2014-BY

    NIEDERS. http://www.bit.ly/ARDZDFGEZ-2014-NI

    Also los!. Danke, und die Links an alle GEZ-Unzufrieden weitergeben!

  8. Hinweis zu den obigen Petitionen:

    Diese kann JEDER unterschreiben auch wenn man selbst nicht in dem Bundesland wohnt!

  9. Bitte die aktuell laufenden Petitionen für eine Reform des ÖRR unterschreiben und damit unterstützen. ÖRR ist (leider) Ländersache, darum pro Land eine eigene Petition.
    Die Petitionen kann JEDER unterschreiben auch wenn man selbst nicht in dem Bundesland wohnt!

    BAYERN: http://www.bit.ly/ARDZDFGEZ-2014-BY

    NIEDERSACHSEN: http://www.bit.ly/ARDZDFGEZ-2014-NI

    Also los!. Danke, und die Links an alle GEZ-Unzufrieden weitergeben!

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