Anleihen

Argentinien erzielt in einem ersten Schritt Einigung mit zwei US-„Geierfonds“

FMW-Redaktion

Der neue argentinische Präsident Mauricio Marcri hat nicht nur die argentinische Währung freigegeben – jetzt folgt der nächste Schritt in der Rückkehr Argentiniens auf den globalen Kapitalmarkt. Seit Jahren schwelte ein regelrechter „Gerechtigkeitskrieg“ zwischen seiner Vorgängerin de Kirchner und US-Hedgefonds, die man in Argentinien als Geier bezeichnete, weil diese argentinische Anleihen zu Ramschpreisen aufgekauft hatten in der Hoffnung letztlich den vollen Wert von 100% zurückzuerhalten.

In einer Art von gefühlter Erpressung blockierten diese Hedgefonds in New York vor einem Gericht die planmäßige Auszahlung argentinischer Zinszahlungen an Anleiheinhaber, die größtenteils einer Umschuldung zugestimmt hatten. Damit wurde der Druck auf Argentinien erhöht. Der neue Präsident bringt anscheinend Leben in diese „Beziehung“, die letztlich auf der Staatspleite des Landes 2001 basiert.

Zwei Fonds haben vor einer Woche mit der argentinischen Regierung eine Vereinbarung erzielt, die ihnen 1,1 Milliarden Dollar Rückzahlung beschert, „EM“ und “ Montreux Partners“. Die Fonds verzichten auf bis zu 30% ihrer Ansprüche bezogen auf eine 100% Auszahlung. Man darf aber davon ausgehen, dass sie ihre Pakete am freien Anleihemarkt damals deutlich günstiger als zu 70% Kurswert erworben hatten. Man hat also jahrelang hoch gepokert, und letztlich einen guten Schnitt gemacht. Argentinien geht auch nicht ganz als Verlierer aus dem Ring, man „spart“ immerhin 30% bezogen auf den nominellen Rückzahlungswert. Vier weitere Hedgefonds müssen dieser Art von Einigung noch zustimmen, die auf den Vorschlag eines Vermittlers zurückgeht.

Die ganze Materie ist recht kompliziert. Auch wenn sich Argentinien als Regierung und diese Hedgefonds einigen, muss das Parlament in Buenos Aires noch zustimmen. Und dann wäre da noch der New Yorker Richter Griesa, der bisher die regulären Zinszahlungen bzgl. der umgeschuldeten Anleihen eingefroren hatte. Er müsste auch seine Blockade aufheben. Wenn er das tut, müssen die verbleibenden vier Fonds entweder auch dem oben genannten Agreement zustimmen, oder eben auf ihrer Forderung sitzen bleiben und das Beste hoffen Richtung Rückzahlungstermin.

Wie auch immer: Argentinien scheint sich in großen Schritten einer Normalisierung seiner Anbindung zum internationalen Devisen- und Schuldenmarkt anzunähern. Der neue Präsident hat den Exporteuren von z.B. Soja und Rind mit der vor Kurzem stattgefundenen Abwertung des Peso schon gut weitergeholfen. Mit der Rückkehr an die Anleihemärkte könnte das Land anfangen seine Infrastruktur auf Vordermann zu bringen.



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