Anleihen

Argentinien: Anleihen für 16,5 statt 15 Milliarden Dollar verkauft, größte Emerging Market-Emission

FMW-Redaktion

Das ist mal was. Jetzt liegt das Ergebnis der gestrigen Anleiheemission vor – und sie bricht Rekorde. Statt der gewünschten 15 Milliarden Dollar Emissionsvolumen holte sich Argentinien gestern 16,5 Milliarden US-Dollar Volumen von Anleiheinvestoren. Damit war das die größte Emerging Markets-Anleiheemission aller Zeiten. Die ging problemlos über die Bühne. Nach unserer gestrigen Schätzung von einer vierfachen Überzeichnung hört man im Nachhinein aus Bankenkreisen, dass die Nachfrage zwischen 65-70 Milliarden Dollar lag.

Was für ein Hunger auf Rendite. Die Zinssätze fallen leicht tiefer aus als zunächst erwartet, da man offensichtlich bedingt durch die hohe Nachfrage sein Zinsangebot etwas runterfahren konnte. Als Teil der Emission laufen die 30jährigen mit einer Rendite von 8%, die 10jährigen mit 7,5%. Diese Emission ist damit nur eine Art Ausrufezeichen auf eine Entwicklung, die wohl so kommen musste. Die Anleiheinvestoren in Nordamerika, Europa und Japan sind völlig ausgehungert.

Da muss und will man zwangsläufig Risiken eingehen um an höhere Zinsen zu kommen. Hierbei geht es nicht nur um Zockerei, sondern vielfach auch um Gelder aus Pensionskassen und Lebensversicherungen (also Gelder vom Normalbürger). Mangels Zinsen daheim können die Verwalter ihre Renditeversprechen nicht halten, Rentenpläne geraten ins Wanken. So trägt nun das Land ganz im Süden Lateinamerikas dazu bei, diesen Effekt etwas zu dämpfen. Den 80 Milliarden Dollar-Staatsbankrott vor 15 Jahren lässt der Anleiheinvestor hinter sich, es zählt das hier und jetzt – der neue Präsident Macri wirkt verlässlich, das zählt. Das Land kämpft nach wie vor mit einer dramatischen Inflationsrate von wohl weiter über offiziellen 30% und massiven Wirtschaftsproblemen, aber die sollen gerade mit diesem neuen Geldbetrag angegangen werden.

Vor Kurzem erreichten die Geldzuflüsse in Emerging Markets-Anleihen einen Höchstwert seit knapp 2 Jahren mit einem Zufluss von 37 Milliarden Dollar im März. Dabei lagen die Renditen im Schnitt irgendwo um die 6-7% – also zahlt Argentinien immer noch einen netten Aufschlag, aber egal, erstmal wieder Cash im der Tasche. Aus Bankenkreisen hört man: Global investierende Fonds, die in Emerging Market-Anleihen investieren, sahen sich neben ihrem Renditehunger auch fast schon gezwungen diese argentinische Emission mitzumachen, da die „Marktmodelle“ vieler Fonds eine Streuung innerhalb der Emerging Markets vorsieht. Diese Emission war so ein großer Brocken, dass man ihn aufgrund der vorgesehenen Streuung der Gelder nicht ignorieren konnte bzw. durfte.



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1 Kommentar

  1. Mein Kommentar dazu: Ich lebe seit vielen Jahren in Argentinien. Seit die konservative Regierung, mit Macri an der Spitze, an der Macht ist, werden die Armen immer ärmer. Die öffentlichen Verkehrsmittel hatten vergangene Woche, die Tarife gleich um das Doppelte erhöht. Öffentlich behauptet man, es gebe ja den Sozial Tarif. Gleich danach wurde das Brot und Gemüse gleich um etwa 20% teurer. (6 Eier kosten 12 Pesos, 1 Kg Weißbrot 28 Pesos, ein T-boan Steak 30 Pesos usw.) Gegen den Präsidenten gibt es ein Verfahren wegen angeblichen Steuerbtruges. Er wird mit den Panapapers in Verbindung gebracht, darum heißt er nun „Panamacri“. Die durchschnittliche Bevölkerung investiert nicht in Anleihen (das interessiert niemanden), sondern diese brauchen das Geld in erster Linie zum Leben. Besser geht es jenen, die studiert haben, nun Anwälte oder Mediziner sind, so wie auch in Deutschland. Die Bildung entscheidet, wie sich das zukünftige Leben gestalten wird. Die Bevölkerung ist hier fleißig, sonst würden nicht die sechsspurigen Autobahnen um Buenos Aires selbst um 2 Uhr Nachts voll belegt sein. Man muß bedenken die Argentinier sind Autonarren, es gibt hier Autos, die bereits fünfzig Jahre alt sind (z.b. Peugeot oder Citroen oder Fiat) und werden nicht verschrottet, sondern hergerichtet und weiter verkauft. Man wird sehen, wo die Preise am Ende des Jahres liegen, bzw. wo der informelle und der offizielle Pesos liegt gegenüber dem Dollar. Das ist ein Masstab für die Inflation, die bei 30% liegen soll.

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