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Argentinien gibt den Peso absichtlich zum Abschuss frei

FMW-Redaktion

Argentinien hat nur sechs Tage nach dem Amtsantritt von Präsident Macri verkündet den Peso freizugeben. Bisher war er durch die Kirchner-Regierung in ein enges Korsett eingebunden, und Kapitalverkehrskontrollen ermöglichten nur einen sehr eingeschränkten Kapitalfluss zwischen Argentinien und dem Ausland. Kirchner wollte damit verhindern, dass ständig weiter Gelder ins Ausland abfließen.

Präsident Macri gibt den argentinischen Peso mit voller Absicht zum Abschuss frei um die heimische Exportwirtschaft zu stärken. Wertet der Peso (freier Handel wohl ab heute) kräftig ab, wovon auszugehen ist, werden argentinische Produkte für internationale Einkäufer deutlich günstiger und damit attraktiver. Das ist eines der großen „Konjunkturprogramme“ des neuen Präsidenten.

Abgesehen davon: Die totale Reglementierung des Peso sorgte quasi für eine bizarre Schattenwirtschaft. De facto kann man bisher in Buenos Aires überall, an Straßenecken wie auch in fast legal aussehenden Wechselstuben, Devisen umtauschen zu ganz anderen als den offiziellen Kursen. Hier ist die Relation zwischen Dollar und Peso statt offiziellen knapp unter 10 eher bei 14, 15 oder noch höher. Auf Dauer war das eh kein Zustand mehr. So wie es aussieht, kann ab heute der normale Bürger auch so viel Dollar kaufen wie er will ohne Nachweise oder Beschränkungen wie bisher, was natürlich erstmal den Peso kräftig runterziehen wird. Damit kehrt Argentinien über Nacht auf den freien Devisenmarkt zurück.

Kurzfristig sollte es zu Nachteilen für die einheimische Bevölkerung kommen, da Importe deutlich teurer werden, und damit auch die Lebenshaltungskosten. Mittel- und langfristig könnten aber die Vorteile überwiegen, da die Exportwirtschaft deutlich größere Mengen absetzen könnte, weil ihre Produkte auf dem Weltmarkt auf einen Schlag drastisch günstiger werden. Dadurch ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze möglich. Die neue Regierung verliert also keine Zeit sich vom „Kirchnerismus“ abzuwenden, der in einer merkwürdigen Art und Weise wohl eine bestimmte Art von Sozialismus darstellen sollte. Diverse groteske Auswüchse von planwirtschaftlichen Einschränkungen, die theoretisch wohl gut gemeint waren, schreckten im Lauf der letzten Jahre immer mehr ausländische Unternehmen ab, was die Regierung Kirchner nur noch mehr in die Enge trieb. Der Wähler hat das jetzt abgestellt.



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2 Kommentare

  1. »„Kirchnerismus“ […], der in einer merkwürdigen Art und Weise wohl eine bestimmte Art von Sozialismus darstellen sollte.«

    Genau so ist es. Was würde aber passieren, wenn bei Vertrauensverlust jeder Währung gegen jede andere in diesen Zwangsprotektionismus hineingedrückt würde (global)?

  2. Selbst den Argentinischen Exporteuren wird eine starke Abwertung nichts nützen. Im besten Fall gleichen sich mehr Exporte mit der schwächeren Inlandnachfrage aus. Das mehr Devisen durch eine Abwertung ins Land kommen, ist auch nur ein Neo Liberales Märchen. Im Gegenzug steigen ja die Devisenabflüsse durch die Bedienung von Fremdwährungskredite.

    Das mit den Kapitalkontrollen aufzuheben, wird auch nicht funktionieren. Nach der Aufhebung und damit verbundenen starken Abwertung versuchen alle ihr Geld in Hartwährung zu tauschen. Um die Währung zu stabilisieren und den Kapitalabfluss einzudämmen wird Macri sehr schnell wieder die Kapitalkontrollen einführen müssen. Im Parlament hat der auch keine Mehrheit und das Militär könnte ja auch mal wieder Putschen, wenn Macri es zu bunt treibt.

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