Devisen

Aus dem Tagebuch eines einfachen Traders: Von Kursen, dem Wetter und den Frauen … (Satire)

Von Jürgen Sprenzinger

Letzten Dienstag saß ich mit meiner werten Gattin am Frühstückstisch. Ich klopfte gerade mein Ei auf – (jeden Dienstag bestehe ich auf einem weíchgekochten Ei, da brauche ich das einfach). Fragen Sie mich jetzt bitte nicht, weshalb ich ausgerechnet am Dienstag ein weichgekochtes Ei brauche – eine Antwort fiele mir schwer; ich müsste dafür in den Tiefen meiner Psyche nachbohren oder zumindest in mich gehen – aber ich habe Angst, niemanden anzutreffen …

Wie auch immer – ich klopfte gerade besagtes Ei auf, als meine Frau die schicksalshafte Frage stellte: „Wie läuft eigentlich dein Trading momentan?“ Ich tat so, als hätte ich die Frage nicht verstanden und betrachtete mein Ei, als wäre es das Ei des Kolumbus.

„Sag mal – schläfst du noch oder wie? Ich hab dich gefragt, wie das Trading momentan so läuft!“ Frauen können manchmal nervig sein.

„Oooch ja – so o lala“, antwortete ich knapp.

„Wie darf ich das verstehen – so o lala?“

„So ungefähr wie das Wetter – für die Jahreszeit zu kühl und wechselhaft.“

„Was hat denn das mit dem Wetter zu tun?“, wollte sie wissen. Nun ja – wie erklärt mein seiner Frau, dass man schon seit Jahren das Gefühl hat, die Kurse laufen ähnlich wie das Wetter. Schon des öfteren hatte ich die Vermutung, dass die Kurse und das Wetter unter einer Decke stecken – zumindest was die Berechenbarkeit betrifft. Allerdings könnte man das niemals einem anderen Finanzmarktteilnehmer/Trader sagen oder gar schreiben, die Leute hielten einen ja für völig übergeschnappt. Aber ich finde, an dieser Theorie ist was dran. Glaubt man diversen Analysten, dann steigen die Kurse vermutlich oder sie fallen aller Vorraussicht nach. Die Analogie zum Meteorologen: Wenn‘s nicht regnet, dann scheint vermutlich die Sonne. Dazwischen gibts noch Grauzonen, klar. Bei den Kursen bezeichnet man das bekanntlich als „Flat“.

„Der Euro bewegt sich kaum, der Dax fährt Achterbahn und im Gold ist auch nix los“, hörte ich mich sagen. „Liegt vermutlich an Griechenland. Da geht ja nichts vorwärts bei denen. Eigentlich sollten die ,Kriechenland‘ heißen. Ich denke mal, der Markt wartet ab.“

„Keine Verunglimpfungen, bitte, die Griechen sind nette Menschen! Denk doch bloß man an den Kellner im ,Poseidon‘, der lacht so nett und hat Zähne, weiß wie Elfenbein“, konterte meine Frau.

„Vielleicht war der im früheren Leben ja ein Elefant“, meinte ich und grinste.

„Ach du immer! Außerdem sind die Griechen gar nicht schuld, sondern die Gläubiger“, nahm sie das Thema wieder auf.

„Liebe Frau – jetzt verdrehst du aber ein paar Dinge!“ Ich schaute sie ungläubig an.

„Ich verdrehe da was? Wohl kaum! Aber irgendwie bekomme ich den Eindruck nicht weg, DU siehst die Dinge verdreht – und das kommt daher, weil bei dir ein mangelndes Tiefenwissen herrscht!

„Irgend wer hat mir das vor Kurzen auch erst gesagt – und wenn du das auch sagst, dann muss da ja wohl was dran sein“, meinte ich grinsend und kratzte mich am Kopf, um meine tiefe Verlegenheit zu überdecken. „Aber erklär mir doch mal genauer, weshalb nun die Gläubiger an der Situatuon Griechenlands schuld sein sollen!“

„Na, ist doch ganz einfach: Diese so genannten Euro-Retter haben Scheuklappen und verstehen überhaupt nicht, wie die Wirtschaft funktioniert! Das eigentliche Problem sind die nämlich selber – sie stehen sich selbst im Weg! Da sind einfach zu viele Juristen am Werk, aber keine Pragmatiker. Und diese blöde Kaputtsparerei bringt überhaupt nichts, da das ganze Land dann unbeweglich wird. Schon meine Oma, Gott hab sie selig, hat immer gesagt … moment, ich muss mir noch einen Kaffee holen.“ Sie stand auf, ging zur Kaffeemaschine, füllte ihre Tasse und kam zum Tisch zurück.

Ich biss auf die hinteren Stockzähne. „Deine Oma hat gesagt, du musst dir noch einen Kaffee holen …“

„Quatsch. Meine Oma hat schon immer gesagt: ,Aus nix wird nix‘ und das stimmt auch. Ohne Moos nix los. Das ist überall auf der Welt so, war schon immer und überall so und wird auch in Zukunft so sein – auch in Griechenland. Ist doch ganz einfach.“

„Na ja“, erwiderte ich, „aber machst du dir das nicht zu einfach? Also dein Tiefenwissen ist ja auch nicht so tief, glaub ich …“

„Pfeif auf dein Tiefenwissen – ich hab dafür einen gesunden Menschenverstand und der sagt mir, dass es so oder so zu einem Grexit kommt, weil es gar nicht anders sein kann. Und die EU stürzt dabei mit in den Abgrund! Und danach die gesamte Weltwirtschaft – schau doch bloß mal nach China! Das ist alles nur noch eine Frage der Zeit! Wir werden uns alle noch umsehen, das glaub mir!“

„Und anschließend bricht das gesamte Universum zusammen und die Sonne erlischt. Hast du dafür einen genauen Zeitplan, damit ich mit auf all diese Ereignisse jetzt schon einstellen kann?“, entgegnete ich und grinste. Dann fragte ich: „Und was machen wir, wenn es gar keinen Grexit gibt?“

„Dann gehen wir ins Poseidon und ich lade dich auf ein Bifteki ein. Ich find den Kellner einfach süß.“

Nun ja, was soll man dazu sagen? Frauen sind sind oft so herrlich kompliziert und einfach …



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4 Kommentare

  1. Ich habe ernsthaft Zweifel daran, dass derartiges Finanzkomödienstadl – welches man besser für sich behielte – verpackt in einem Artikel hier der Seriösität und den eigentlich hier behandelten Themen dienlich sind.

  2. Lieber Joah, das Problem ist doch, dass die meisten Verhandlungsteilnehmer eine ähnliche Mentalität haben , wie Sie sie mit Ihrem Post demonstrieren.

    1. leider haben Sie da absolut recht

  3. Danke für Deine erheiternden Worte zur Mittagsstunde!!!

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