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Bald keine Bankfilialen mehr, sondern nur noch Treffpunkte, Quartiere, Lounges, Starbucks- und IKEA-Sitzgruppen

War es Ihnen bisher immer ein Graus Bankfilialen zu betreten, da sie den Charme einer Behörde versprühten? Dann können zumindest Sie der Umgestaltung der deutschen Bankenlandschaft etwas abgewinnen...

FMW-Redaktion

War es Ihnen bisher immer ein Graus Bankfilialen zu betreten, da sie den Charme einer Behörde versprühten? Dann können zumindest Sie der Umgestaltung der deutschen Bankenlandschaft etwas abgewinnen. Nach den letztes Jahr gestarteten Umgestaltungen der Commerzbank und Deutsche Bank-Filialen, wo man bald eine „Lounge“ oder ein „Quartier“ statt eine Filiale betreten wird, hat sich nun auch die größte deutsche Sparkasse, die Hamburger Sparkasse (Haspa) dazu entschlossen genau diesen Weg zu gehen. Sieht man die Fotos der Neugestaltung, könnte man glatt annehmen die Haspa hat sich dabei auf die Ratschläge der selben Dekorateure und Unternehmensberater verlassen wie die CoBa und Deutsche. Oder haben die alle diese Designs ohne externe Beratung „erfunden“?

Es sieht aus wie eine Mischung aus Starbucks- und IKEA-Sitzgruppe, und nicht mehr eine Bankfiliale. Und genau das ist auch das erklärte Ziel der Banken. Die Kunden sollen sich wohl fühlen. Während die beiden Großbanken eine „Lounge-Atmosphäre“ erzeugen wollen, geht die Haspa sogar noch weiter. Neben Gratis-Kaffee geht es der Haspa darum die neuen Filialen sogar zum „Treffpunkt für die Menschen im Stadtteil“ zu machen, so lautet sogar die Headline der Haspa-Mitteilung. Das ist doch mal was. Kann man zukünftig also auch aus Nicht-Kunde stundenlang im „Treffpunkt“ rumsitzen, kostenlos Kaffee trinken und Zeitung lesen? Das wär doch mal was in Zeiten, wo öffentliche Büchereien etc dicht gemacht werden…

Wie der Haspsa schreibt, sollen die Mitarbeiter zu „Gastgebern“ werden. Was ist wohl das Ziel hinter all dem „innovativen Fortschritt“? Wir wagen mal einen Schuss ins Blaue: Es soll eine Wohlfühloase geschaffen werden, in der man mit Kunden und Neukunden viel entspannter als bisher über die angebotenen Produkte „plaudern“ kann. Da ist doch gleich alles viel entspannter…

Hier nochmal zum Vergleich das Layout der neuen Deutsche Bank-Filialen. Hier das der Commerzbank. Erkennen Sie auch die Parallelen? Haben alle die selbe PR/Image-Agentur? 30 Millionen Euro lässt sich die Haspa den Spaß kosten. Nicht nur bezogen auf die Haspa, aber genau so bezogen auf andere Banken, die mit diesen „innovativen“ Konzepten ihre Filialen in Lounges, Treffpunkte und Quartiere umbauen, könnte man die Frage stellen, ob die Banken im Zuge der EZB-Politik wirklich so arm dran sind, dass sie derzeit (nicht alle Banken) Kontogebühren hier und da erhöhen, um angeblich die Verluste der EZB-Politik aufzufangen. Geld scheint ja doch da zu sein…

Die Haspa auszugsweise im Wortlaut:

„Die zukünftige Filialgeneration wird das Herzstück im Multikanal-Banking. Wir schaffen ein neues Raumgefühl, wie man es hierzulande flächendeckend bisher in unserer Branche nicht kennt. Unsere Filialen werden zum lokalen Treffpunkt, an dem sich Nachbarn austauschen und vernetzen können. Dabei ist es viel mehr als ein Möbelprogramm. Denn die Filiale 4.0 lebt von der neuen Rolle unserer Mitarbeiter und den Angeboten, die auch über das klassische Banking hinausgehen. Sie bekommen eine viel weitreichendere Rolle: Sie sind Gastgeber, Hamburg-Kenner und Tipp-Geber. Dieses Wissen über alles, was im Stadtteil passiert, teilen wir künftig noch viel stärker mit unseren Kunden. Die neue Filialgeneration bietet dafür den Rahmen.“

Das neue Filialdesign der Haspa zeichnet sich durch eine offene, freundliche Gestaltung aus. Passend zum Stadtteil können die Filialteams ihre Räume modular und individuell einrichten. Farben, Materialen und Möbel vermitteln eine Wohlfühlatmosphäre. Die Besucher werden an einem zentralen Empfangstresen empfangen. Für Beratungen stehen diskrete Räume mit dem Angebot der Videoberatung und Expertenzuschaltung zur Verfügung. Ein großer Holztisch mit iPads, kostenlosem WLAN sowie einer Kaffeebar fördert die Vernetzung und den Austausch. Hier werden auch Veranstaltungen wie z.B. Lesungen oder Konzerte stattfinden. Weiterer Anziehungspunkt für Kunden und Nicht-Kunden ist eine kostenlose Ausstellungsfläche für Unternehmen, Vereine und Institutionen aus der Nachbarschaft. Und auch an die Kinder wurde gedacht: Sie können z.B. die „Manni-Spielkiste“ nutzen, während die Eltern in der Beratung sind.

Gemeinsam mit Kunden, Nicht-Kunden und Mitarbeitern wurden Raum- und Nutzungskonzepte erarbeitet und umfassend getestet. Ab Juni 2017 pilotiert die Haspa das neue Konzept in den Filialen in Sasel, Wentorf, in der Schanze und in Niendorf. Bis 2020 sollen alle Filialen umgestellt sein.


Neuer Eingangsbereich der aktuell vorgestellten neuen Musterfiliale der Haspa. Das Interior ist ziemlich gut vergleichbar mit dem von CoBa und Deutsche. Foto: Haspa


Unser Lieblingsfoto der neuen Deutsche Bank-Filialen (bald „Quartiere“). Foto: Deutsche Bank



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5 Kommentare

  1. Während ich mir das Foto so anschaue, kommen mir spontan zwei Gedanken:
    1. Haben die Hydraulik-Tische?
    2. Wieso kein Joint-Venture mit einer Speed-Dating-Agentur?

  2. »Neben Gratis-Kaffee geht es der Haspa darum die neuen Filialen sogar zum „Treffpunkt für die Menschen im Stadtteil“ zu machen […] «

    „There is no something for nothing“ – und nebenbei: keine Diskredition mehr, unseriös, Ziel komplett verfehlt.

  3. So ein Umbau geht natürlich fluffiger von der Hand wenn man vorher noch die Hälfte der ollen „Filialen“ platt macht .Yeeear

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