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Banken: bisher Null Lehman..sagt Goldman Sachs

FMW-Redaktion

Schon schlimm, aber nicht ganz schlimm – so sieht Goldman Sachs in einer heute vorgelegten Analyse das, was im Banken-Sektor passiert ist. Der europäische Bankensektor ist um nicht weniger als 30% eingebrochen – aber es gab keine Liquiditätsengpässe, weil die eine Bank nicht bereit gewesen wäre, einer anderen Bank Geld zu leihen. Teurer wurde das Geld jedoch schon, sichtbar am LIBOR, der nach dem Brexit-Votum nach oben schoß – um immerhin 10 Basispunkte, also 0,1%. Das ist in Zeiten des Nullzinses geradezu eine Explosion.

Ausschlaggebender Grund, warum trotz kollabierender Kurse von Bank-Aktien und stark steigender Preise für CDS auf Banken keine wirkliche Panik aufkam, ist die liebe EZB. Sie stellte 400 Milliarden Euro an Liquidität bereit, dazu die Bank of England 250 Milliarden Pfund. Das reichte, um die Liquidität im Interbanken-Sektor ausreichend zu halten.

Aber gleichwohl wird das Ereignis tiefe Spuren in den Bilanzen der Banken hinterlassen. Laut Bank of America Merill Lynch war der vergangene Freitag der Tag mit der bisher größten je gemessenen Volatilität beim Devisenhandel. Da dürften auch einige Banken heftige Verluste kassiert haben. Was für Banken ohnehin immer schlecht ist, ist hohe Volatilität, die Absicherungsgeschäfte extrem teuer macht. Und so blickt man bereits mit einem mulmigen Gefühl auf die kommenden Quartalszahlen der Geldhäuser.

Europäische Bank-Aktien sind in der Summe mit einem Buchwert (Verhältnis Vermögen zu Verbindlichkeiten) von 0,7 optisch günstig, aber eben nur dann, wenn die Panik nun wirklich gestoppt wäre. Grundsätzlich gilt: es sind jene Banken anfällig, die viel Geschäft über London abwickeln (Deutsche Bank, Santander) – oder stark auf die Eurozone fokussiert sind wie vor allem italienische Banken.

A propos Deutsche Bank: soeben hat die Bafin verlauten lassen, dass die Deutsche Bank „sicher“ sei. Das läßt einmal mehr aufhorchen – zumal George Soros seit Freitag short ist (oder war) in Aktien der Deutschen Bank.

Was für Banken gilt, muß aber nicht für den Bereich hochspekulativer Unternehmensanleihen (High-Yield) gelten – diese Kategorie dürfte nun besonders gefährdet sein, wenn Investoren nun nach dem Brexit wieder bereit sind, Risiken überhaupt wahrzunehmen. Sollte es hier zu Ausfällen kommen, sprich die Kreditqualität sich verschlechtern und die von Investoren geforderten Risikoprämien stärker zulegen, wird das auch die Banken treffen. Zumal das Geschäft mit Fusionen (M&A) wohl erst einmal auf Eis gelegt sein dürfte für absehbare Zeit und damit eine schöne Verdienstquelle entfällt..



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4 Kommentare

  1. Kennzahlen wie die Genannte sagen nicht viel aus. Zum einen spielt eine Menge Musik außerhalb der Bilanz (z.B. Derivate), zum anderen ist die Qualität der Assets sehr unterschiedlich. Im Moment leiden die Banken zudem darunter, dass die Erträge aus der Fristentransformation nicht annähernd so hoch sind, wie früher. Und die Banken können die Negativzinsen auch nicht, oder nur in sehr geringem Umfang, an die Kundschaft weiter geben, sofern sie keinen Bankrun auslösen wollen. Und das generelle Problem, was die Branche einfach verwundbar macht, sind die viel zu niedrigen EK-Quoten. Welches normale Unternehmen würde sich mit einer EK-Quote von unter 10% der Bilanzsumme auf den Markt trauen? Kredit bekäme ein solches Unternehmen jedenfalls nicht ohne weiteres. Das heißt aber auch, sobald die Aktiva nur 10% an Wert verlieren, ist EK futsch und die Bank pleite.

    1. Eine Bank ist kein normales Unternehmen. Hier mit EK Spekulationen anzufangen ist müßig. Theoretisch geht’s auch mit 1Euro EK Einlagen und ausleihungen müssen nur passen. (regulatorik außen vor) Das Banken kein Geld mehr auf normale weiße verdienen können ist leider auch Fakt. Selbst bei Einstand 0 gibt’s aktuell Zinsmargen weit unter 2 Prozent da zahlt man schlecht alle Mitarbeiter, Ausfälle und stemmt die Regulatorik. Die Zinskurve wäre sogar steil genug aber das Niveau zu niedrig. Wird m. M. noch spannend die nächsten Monate und Jahre.

    2. Umso bedachter sind Banken, ihre „Assets“ in den Büchern möglichst hoch zu bewerten (etwa zum ursprünglichen Kaufpreis statt zum aktuellen Marktwert).

      Ob bei einer wieder aufflammenden Finanzkrise Regierungen und Zentralbanken erneut einspringen können, um Banken vor den Folgen ihrer Fehlspekulationen zu bewahren, ist ungewiß.

  2. Hat nicht unbedingt was mit Fehlspekulation zu tun. Eine passivlastige Bank muss das Geld ja anlegen wenn sie keine Strafzinsen zahlen will. Das geschieht in der Regel auf gleitend 10. Selbst wenn die Bank die Anlage nicht hebelt hat sie das Kursrisiko zu tragen. Brechen die Kurse dann ein kann auch so eine konservative Bank in Nöte kommen. Je nach Passivüberhang. Aktuell also Zwickmühle der Banken kein Zinsgeschäft und kein Anlageertrag. Die Aussage eines EZBlers von wegen Banken müssen neue Geschäfte machen kann nur ein Witz gewesen sein. Fände es ja klasse wenn meine Hausbank bald Würste verkauft während ich am Geldautomaten stehe ;)) aber glaube das ist eher die Kernkompetenz der Metzger.

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