Anleihen

Banken warnen EZB: Einlagezinsen nicht weiter senken!

FMW-Redaktion

Gestern gab der Deutsche Bank Chef John Cryan bekanntlich zahlreiche Interviews, die sich um die Zukunft der Bank drehten. Dabei ging fast unter, was Cryan zum Thema Negativzinsen zu sagen hatte:

„Wenn die Zinsen negativer werden, dann werden die Verluste auf der rechten Seite der Bilanz größer. Wir hoffen, dass das klar ist“.

Was Cryan da formulierte, war faktisch eine offene Warnung an die EZB, ihre Politik der Negativzinsen weiter zu führen. Denn die Banken könnten die Kosten für Kapital bei Negativzinsen nicht länger einfach kompensieren, sondern müssten diese dann weiter geben, etwa durch höhere Zinsen für Kredite. Die Folge wäre, so Cryan, eine geringere Kreditvergabe durch Banken, und das sei doch wohl nicht im Interesse der EZB.

Bingo! Bei der EZB aber scheint man das aus nicht näher erfindlichen Gründen anders zu sehen. So sagte gestern EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré, dass die derzeitige Politik der EZB den Banken mehr nütze als schade: Banken könnten ohne die wachstumsfreundliche Politik der EZB weniger Kredite vergeben, hätten höhere Zinsausgaben und höhere Ausgaben für die Risikovorsorge bei gleichzeitig niedrigeren Kapitalerträgen. „Im vergangenen Jahr hatten die Banken des Euroraums vor allem deshalb höhere Nettozinserträge, weil die von der Krise besonders schwer betroffenen Institute hochverzinste Verbindlichkeiten ablösen konnten“, so der EZB-Banker. Bei den Banken selbst jedoch sieht man das durchaus anders, das zeigen nicht nur die Äußerungen von Cryan.

So warnte etwa ebenfalls gestern der Chef der DZ-Bank Wolfgang Kirsch, dass man Negativzinsen auch für Kunden nicht ausschließen könne, wenn die Einlagezinsen noch negativer würden. Wenn die EZB so weiter mache und die Zinsen „auf minus 0,5 Prozent oder wer weiß wie weit“ senke, würde die Lage für die Banken immer schwieriger. Bislang, so Kirsch, fordere man von Kunden noch keine Negativzinsen, weil die Wettbewerbslage das noch nicht hergebe. Sollte sich jedoch eine Bank trauen und von Kunden Negativzinsen fordern, wäre die Branche dieser Bank sehr dankbar. Sprich: alle warten nur noch, bis eine Bank den Anfang macht – andere würden dann sofort nachziehen. Eben weil der Wettbewerb das dann ermöglicht.

Noch aber lautet das offizielle Mantra der Banken, das Commerzbank-Chef Markus Beumer gestern so formulierte: „Die kleinen Sparer kommen nicht dran.“

Und das aus dem Munde eines Chefs einer Bank, die für Mittelstandskunden bereits negative Zinsen erhoben hat. Daher dürfte die Haltwertszeit solcher Aussagen sehr begrenzt sein, zumal ddieselbe Bank noch vor gut einem Jahr stramm behauptet hatte, dass man eben diese Mittelstandskunden keinesfalls mit Negativzinsen belasten werde. Ändert sich die Lage, ändern sich Meinungen – und Taten.

Wir wissen aus Gesprächen mit hochrangigen Vertretern öffentlicher Banken, dass man sehr wohl überlegt, Negativzinsen auch für Privatkunden einzuführen. Dafür braucht man das „Go“ der Politik – oder eben Privatbanken, die vorpreschen, sodaß man dann auf den fahrenden Zug springen kann unter Verweis auf den Markt und den Wettbewerb. Die EZB jedenfalls riskiert mit weiteren Senkungen des Einlagezinses, dass sie das Gegenteil desse erreicht, was sie eigentlich will..



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