Allgemein

Banken zahlten seit Finanzkrise 321 Milliarden Dollar Strafe

Seit der Finanzkrise 2009 haben Banken weltweit 321 Milliarden US-Dollar an Strafen gezahlt. Letztes Jahr waren es 42 Milliarden Dollar. Europäische Banken mussten von der Gesamtsumme satte 118...

FMW-Redaktion

Seit der Finanzkrise 2009 haben Banken weltweit 321 Milliarden US-Dollar an Strafen gezahlt. Letztes Jahr waren es 42 Milliarden Dollar. Europäische Banken mussten von der Gesamtsumme satte 118 Milliarden Dollar zahlen, wovon 56 Prozent Forderungen aus den USA waren. Dort ging es in allererster Linie ja um die Hypothekenkrise, wo sich die Institute durch dubiose Praktiken nicht gerade mit Ruhm bekleckerten. Warum die ganze Sache kein Fall für strafrechtliche Ermittlungen in Europa ist, scheint sich hierzulande wohl niemand zu fragen, aber egal… ?


Die Frankfurter Skyline. Foto: Christian Wolf/Wikipedia (CC BY-SA 3.0 de)

Die USA hätten bereits eine Vielzahl von Fällen abgearbeitet. Jetzt würde sich der Blick zunehmend auch auf Europa und Asien richten, so die Boston Consulting Group (BCG), die diese Zahlen errechnet hat. Klar sei, dass sich vor allem europäische Banken kostspielige Regelverstöße auf Dauer nicht mehr leisten können. Interessant ist die Haltung der BCG zum Thema Regulierung in ihrer aktuellsten Veröffentlichung des Global Risk Report 2017. Dort schreibt man unter anderem Zitat:

„Die Einhaltung von Regulierungen stellt (für die Banken) einen Wettbewerbsvorteil dar, da so die Gefahr von Strafzahlungen sinkt.“

Ach so. Das bedeutet also, dass die Einhaltung von Regulierungen nicht notwendig ist, weil man sich schlicht und einfach an Regulierungen halten sollte? Sich an Regulierungen zu halten, das macht man also nur, weil dann weniger Strafzahlungen zu befürchten sind? Das ist mal eine interessante Logik! Laut BCG seien im Jahr 2015 insgesamt 50.000 Regeländerungen für Banken angefallen, drei Mal mehr als noch im Jahr 2011. Die Zunahme der regulatorischen Kosten sei einer der größten Belastungsfaktoren für die Banken.

Einig scheinen sich wohl alle Beobachter zu sein, dass die amerikanischen Banken deutlich gesünder da stehen als die europäischen Banken. Auch wenn sie womöglich in einer zukünftigen neuen Finanzkrise wieder arg in Bedrängnis kommen können (so meinen wir es zumindest), stehen die US-Banken jetzt gut da, weil sie nach der Finanzkrise umgehend und kräftig saniert wurden. Das blieb in Europa aus – hier setzte man auf den Faktor Zeit, und dass sich nach und nach schon alles von selbst regeln würde. Aber es passierte nichts. Auch laut BCG bleibe die Lage im europäischen Bankensektor angespannt. Banken könnten seit der Finanzkrise ihre Kapitalkosten nicht erwirtschaften, daher müssten sie die Erträge steigern, aber auch ihr Kostenmanagement weiter verbessern.

Die Möglichkeiten von Kostensenkungen durch Konsolidierung seien aufgrund der Strukturen in Europa jedoch auf den nationalen Rahmen beschränkt. Die europäischen Banken sollten gemäß BCG ihre Solidität weiter zu verbessern. Die Ambition einer harten Kernkapitalquote von mehr als 12 Prozent und einer Leverage Ratio zwischen fünf und sechs Prozent könne als Signal dienen, um den gestiegenen Anforderungen sowohl des Regulators als auch von Investoren angemessen zu begegnen. Eine Herausforderung für europäische Banken bleibe die Erhöhung der Kosteneffizienz durch die Nutzung neuer technischer Möglichkeiten wie digitalen Workflows oder innovativer Lösungen von RegTech- und FinTech-Startups. Desweiteren sollten Banken zukünftig auch eine integrierte Steuerung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung auf Basis der knappen Finanzressourcen Kapital, Liquidität und Funding etablieren.

Unsere Anmerkung hierzu: Mag alles richtig sein, dass durch Effizienzsteigerungen uvm Fortschritte erzielt werden können und müssen. Aber das Beispiel Italien zeigt ganz aktuell, dass es ohne radikale Schritte nicht geht. Die größte Bank des Landes hat gerade erst 13 Milliarden Euro über ein gigantisches Konsortium von 31 Banken eingenommen als frisches Eigenkapital. Hätte der freie Markt das Geld nicht gegeben, hätten diese Konsortialbanken der Unicredit ihre neuen Aktien abgekauft. Sie ist erst einmal über den Berg. Aktuell steht noch die Rettung der Banca Monte dei Paschi an, wo man noch überlegt, wie man EU-Regularien aufweichen kann, damit der italienische Staat die Bank rettet.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Kein Wunder warum das system.noch läuft

  2. 321 MRD Strafe gezahlt bedeutet doch, dass die Banken wohl das 10-fache auf Kosten der Sparer locker Verdient haben. dann buhlen die Verbrecher auch noch um das Vertrauen der Menschen? faht doch einfach zur Hölle so wie die Politiker.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage