Allgemein

Bargeldverbot: Gestern „Report Mainz“ gesehen? Die wichtigsten Fakten fehlten leider

Bargeldverbot, Bargeldverbot, Bargeldverbot. Ein Wahnsinn dieses Thema? Übertriebene Ängste? Panikmache? Die ARD-Sendung "Report Mainz" hatte sich gestern dieses Themas angenommen und...

FMW-Redaktion

Bargeldverbot, Bargeldverbot, Bargeldverbot. Ein Wahnsinn dieses Thema? Übertriebene Ängste? Panikmache? Die ARD-Sendung „Report Mainz“ hatte sich gestern dieses Themas angenommen und besuchte hierfür Schweden als Musterbeispiel einer inzwischen fast bargeldlosen Gesellschaft. Dort zeigte man, wie der Verkäufer der Obdachlosenzeitung und auch der Bäcker wie selbstverständlich Kartenzahlung oder sogar die Handy-App als Zahlungsmittel akzeptieren. Bargeldzahlung ist dort schon fast ganz zurückgedrängt. Genauso zeigte man Beispiele wie Öffentliche Verkehrsbetriebe in Schwäbisch Hall oder eine Behörde in Berlin, wo nur noch Kartenzahlung akzeptiert wird.


Bargeld. Foto: Nic McPhee / Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Die beiden berufen sich auf die Bequemlichkeit bei der Zahlung, und auf die entfallende Bargeld-Lagerung, womit auch keine Unterbringung der Bargeldbestände mit entsprechender Sicherung mehr gewährleistet werden muss. Alles schön und gut. Im Hauptthema beschäftigte sich die Sendung aber mit der Finanzindustrie, die die Abschaffung des Bargeldes vorantreibe. Der Grund: Man wolle den gläsernen Kunden, ihn von A-Z de facto berechenbar machen und perfekt auf ihn zugeschnitten mit Werbung berieseln können, so bezeichnen wir es mal sinngemäß. Auch sei ein Grund, dass Banken ohne Bargeld dem Bankkunden höhere Gebühren aufdrücken könnten. Denn in der Tat ist der Kunde ja der Bank ausgeliefert, wenn er sein Geld nicht in bar abheben kann.

Interessant ist auch das erwähnte Beispiel Mastercard. Dort hat man ein Patent angemeldet um aus Kreditkartendaten der Kunden auswerten zu können, wie groß sie sind und wie viel sie wiegen (Weiterverkauf der Info an Lebensmittelindustrie und private Krankenkassen?). Auch alt bekannt sind die üblichen Gründe für eine Bargeldabschaffung wie Kriminalitätsbekämpfung, Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit. Im Bericht wird erwähnt, dass wie auch in Schweden hierzulande die Antreiber bei der stillen Abschaffung des Bargelds die Banken seien, und nicht in erster Linie die Politik. Denn wie wir alle wissen (?), geht es der ja nur um die Kriminalitätsbekämpfung. Aber halt… zwei wichtige oder besser gesagt die beiden wichtigsten Aspekte zu dem Thema fehlten leider ganz im TV-Bericht von „Report Mainz.“ Hierauf geht der Reporter erst in einem Extra-Gespräch auf der Webseite des Magazins ein, und das auch noch eher beiläufig. Der TV-Zuschauer der gestrigen Sendung bekam davon leider nichts mit.

1)
Bei der Abschaffung von Bargeld ist der Bürger voll und ganz von den Banken und vom Finanzsystem als Solches abhängig. Senkt die EZB in Zukunft erneut den Leitzins unter 0, können die Banken problemlos diesen Negativzins an den Bankkunden weitergeben, ohne dass er sich dagegen wehren kann. Wo kein Bargeld, da kein Geldautomat und kein Kopfkissen mehr, wo man das Bargeld verstecken könnte vor dem Negativzins.

2)
Wo kein Bargeld, da kein „Bank Run“ mehr. Kommt es zu Ängsten vor einem Kollaps des Finanzsystems oder zur Pleite einer großen Bank, kann der Bürger nicht mehr zum Geldautomaten rennen um sein Geld zu retten. Auch wenn es Einlagensicherung und staatliche „Garantien von Mutti“ gibt: Kollabieren große Banken, nützt das alles nichts. Bank pleite, Geld weg. Der Bankkunde kann sein Geld davor nicht mehr retten. Das geht eben nur mit Cash!

Hier online die gestrige Sendung von Report Mainz. Darunter das Gespräch, dass in der TV-Sendung leider fehlte.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

20 Kommentare

  1. Ich hoffe es kommt nie zu einem Bargeldverbot. Bargeld heißt Freiheit. Daher zahle ich fast alles in Bar. Und ein Wort zu den Schweden ….. Wahnsinn!

  2. Hallo

    Interessante Gedanke nur ich wurde gerne wiessen ob eine Gegenbewegung gibt damit jemand aktiv dagegen demonstriert
    Grüsse

  3. Wenn es um Kriminalitätsbekämpfung ginge, müsste das Geldsystem geändert werden. (Papier-)Geld aus dem Nichts schaffen und dann mit Zins in Umlauf bringen. Was ist das unter strafrechtlichen Gesichtspunkten?
    Im geltenden System ist auch Bargeld nur eine Illusion von Freiheit. Die Museen sind voll von schön gestalteten Banknoten, die nach einer Gesetzesänderung wertlos waren. Jüngstes Beispiel > Indien.

    1. Was bedeutet für Sie „Freiheit“ im Bezug auf Zahlungsverkehr?

      1. Die Abwesenheit von Zwang. Der Staat schreibt nicht vor, wie und womit die Bürger ihre Geschäfte abwickeln. Die Wahl des Zahlungsmittels ist frei. Das beste, einfachste, sicherste, und kostengünstigste Zahlungsmittel wird sich sehr schnell am Markt durchsetzen.

        1. So frei ist das nun nicht. Bargeld ist das einzige „gesetzliche“ Zahlungsmittel.

  4. Hinzu kommt, dass Bargeld nach wie vor das EINZIGE GESETZLICHE ZAHLUNGSMITTEL ist! Buch- bzw. Giralgeld ist dieses nicht, sondern lediglich eine Forderung, ein Anspruch auf gesetzliches Geld. Wer digitales Geld an die Stelle von Bargeld setzt, muss die gesetzliche Zahlungsmittelgarantie auch entsprechend ausweiten. All das wurde höchstrichterlich mehrfach festgestellt. Ein bisschen schwanger geht eben nicht!

  5. „Im Bericht wird erwähnt, dass wie auch in Schweden hierzulande die Antreiber bei der stillen Abschaffung des Bargelds die Banken seien, und nicht in erster Linie die Politik.“

    – tja, beisse nicht die hand, die dich füttert.

  6. Gestern „Report Mainz“ gesehen? Die wichtigsten Fakten fehlten leider.
    Fakten und der öffentliche Staatsfunk?

  7. Man sollte den Schweden mal die Wahl lassen, was ihnen lieber ist. Bargeld abschaffen und 10% Negativzinsen (ist natürlich übertrieben, aber bei 0,5% merkt man ja nichts davon) auf das Bankguthaben oder aber lieber weiter Bargeld.

  8. Zum Glück gibt es sogar eine wählbare Partei in Deutschland, die sich nicht nur für Bargelderhalt ausspricht, hier:
    https://www.alternativefuer.de/tag/bargeld/

    sondern den Bargelderhalt sogar ins Parteiprogramm
    aufgenommen hat:
    Unter „Finanzen -u. Steuern“
    11.10 Bargeldnutzung muss uneingeschränkt erhalten bleiben, Seite 59

    Wohlgemerkt Parteiprogramm, nicht nur Wahlprogramm.

  9. Als junger Schalterbeamter bei einer Bank war ich noch tätig Lohnkonti ( Gehaltskonti)
    zu empfehlen. Dies war Mitte der Siebzigerjahre, feudale Zinssätze winkten, Vorteile über Vorteile war das Credo, was ist geblieben , Nullzinsen, Multispesen, Gebühren für Bargeldabhebungen, also es ist zu hoffen, dass sich das Volk in Sachen Bargeldabschaffung bis aufs Blut wehren wird.

  10. @Herr Fugmann

    Sie können doch so gut englisch und verstehen was davon..
    Auch interessiert die anderen Seitenbesucher dies sicher:
    http://ec.europa.eu/smart-regulation/roadmaps/docs/plan_2016_028_cash_restrictions_en.pdf

    Vielleicht finden Sie die Zeit und könnten 1-2 Sätze im Marktgeflüster dazu sagen?
    Besten Gruß

    1. @peterchen, wollte gestern dazu einen Artikel schreiben, habe ich zeitlich nicht geschafft, wird aber noch kommen denke ich..

      1. hervorragend, danke

  11. Der Bankkunde haftet mit seiner Einlage. Girokonten, Festgelder, Sparbücher sind nur Kredite an die Bank (mit unterschiedlichen Laufzeiten). Deshalb ist Giralgeld auch kein gesetzliches Zahlungsmittel, weil es nur eine Forderung gegenüber der Bank ist.

    Einlagensicherungsfonds können im Fall einer Pleite vielleicht die Guthaben einer kleinen Regionalsparkasse auffangen, aber bei einer größeren Pleitewelle gehen die Einleger leer aus. Für das Ausfallrisiko ihres Kredits an die Bank erhalten sie schließlich Zinsen, haha (ein bisschen Spaß muss sein).

  12. Man kann der Sache gelassen entgegen blicken mit dem Hintergrund dass es durch so genannte Kryptowährungen (Bitcoin,Litecoin,Goldcoin) schon heute möglich ist Bargeldlos und Anonym zu bezahlen.

    http://www.gldcoin.com/

    1. Theoretisch ja, aber ich bin mir ganz sicher, dass Geheimdienste und andere Staatliche und Nichtstaatliche Grossorganisationen daran Arbeiten Verfahren und Methoden zu entwickeln herauszubekommen wer hinter welcher Coin-Zahlung steht.
      z.B. über die jeweils benutzte IP-Adresse, um nur einen Ansatz zu erwähnen.
      Es würde mich nicht wundern wenn es sogar schon heute möglich ist, Coin-Transfers zwischen verschienenen Wallet ziemlich eindeutig zu verfogen und zuzuordnen.

  13. Die Bagage der Elite macht was sie will, ob es uns passt oder nicht, gell? und was keiner Berichtet ist doch, dass jede auch noch so kleine Abbuchung mit 30 Cent bestraft wird, und das zahlt auch der Kaufmann! Werden wir somit erneute Bankenretter, oder was? warum erfährt man da nix, ha????

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage