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Bestätigung der Verbraucher: EZB-Negativzinsen bewirken das Gegenteil des gewünschten Effekts

Jetzt belegen auch privat erhobene Daten, dass der europäische Bürger genau das Gegenteil von dem tut, was der Ökonom bei Negativzinsen eigentlich erwarten würde. Der größte europäische...

FMW-Redaktion

Wir haben schon mehrfach über die offiziellen Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat geschrieben, die belegen, dass während der Einführung der Negativzinsen die Sparquoten und Investitionsquoten der Konsumenten in der Eurozone in den letzten Jahren gleich geblieben sind. Dabei hätte bei Negativzinsen die Sparquote eigentlich drastisch fallen und die Investitionsquote drastisch steigen müssen, so zumindest wohl die Denkweise bei der EZB, die mit Negativzinsen Verbraucher und Firmen dazu bringen will das Cash von den Konten zu holen, damit es als Konsum oder Investition in den Wirtschaftskreislauf fließt.

Jetzt belegen auch privat erhobene Daten, dass der europäische Bürger genau das Gegenteil von dem tut, was der Ökonom bei Negativzinsen eigentlich erwarten würde. Der größte europäische Anbieter für Kreditmanagement-Dienstleistungen wie z.B. Inkasso, die schwedische Intrum Justitia, hat in einer europaweiten Befragung von Konsumenten herausgefunden, dass 69% der Europäer ihre überschüssigen Gelder in Sparkonten anlegen. Also genau da, wo das Geld eigentlich nicht hin soll. In Dänemark und Schweden liegt die Quote fast bei 80%, in den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich liegt die Quote sogar über 80%. Immer öfter sieht man bei Banken, dass sie deutlich mehr Cash-Einlagen haben als sie Kredite vergeben können.

Die Folge: Sie müssen die überschüssigen Gelder bei der EZB parken, wo sie dafür den Straf-Einlagenzins von -0,40% zahlen. So wird der Druck immer größer diesen Negativzins auch an die deutschen Sparer weiterzugeben. Mehrere kleine Banken haben dies schon gemacht – vorerst nur für große Guthaben. Kleinere Prozentsätze wandern bei den Verbrauchern abseits von Sparbüchern unters Kopfkissen, in Gold, in Aktien, Schmuck etc. Die Umfrage hat auch ergeben, dass 43% aller Europäer sagen, dass die verstärkten wirtschaftlichen Probleme in Europa es für sie wichtiger machen würden so viel wie irgend möglich zu sparen. Es wird sogar ein aktiver Drang zum Sparen festgestellt auch bei Leuten, die kein Geld zum Sparen haben!

Im von der Finanzkrise besonders hart getroffenen Portugal, das heute immer noch mehr als betroffen ist, sagt sogar ein Sptizenwert von 69% der Befragten es sei wichtiger denn je so viel wie möglich zu sparen! Das widerspricht der Ökonomen-Logik komplett. Denn nur zinstechnisch betrachtet müsste der (dumme?) Konsument/Verbraucher/Bankkunde bei Negativzinsen/Nullzinsen eigentlich die Lust am Sparen völlig verlieren. Aber in unsicheren Zeiten geht es nicht um die Zinshöhe, sondern darum überhaupt Geld bei Seite zu legen. Und wichtiger ist: Gerade in Deutschland wissen viele Bürger, dass durch fehlende Zinsen der zukünftige Ertrag ihrer privaten Vorsorgeprodukte deutlich niedriger ausfallen wird. Also versucht man die Zinslücke jetzt durch mehr eigenes Sparen zu schließen!

Neben der Guthabenseite hat die Umfrage vor allem auch die Schuldnerseite betrachtet. Demnach können immer mehr Europäer ihre Rechnungen nicht mehr pünktlich bezahlen. 27% der Befragten sagen sie könnten nicht regelmäßig zahlen. Die Mehrzahl dieser Personen sagt, ein würdevolles Leben sei nicht möglich. 44% aller Euroäer hätten in den letzten 12 Monaten mindestens eine Rechnung nicht pünktlich zahlen können. In Griechenland betraf dies sogar 76% der Bürger – hingegen lag der Wert in Spanien nur bei 31% – erstaunlich bei der immer noch extrem hohen Arbeitslosigkeit! Was lernen wir aus all diesen Daten? Die Welt läuft eben nicht so rund, wie sie sollte. Bei der nächsten EZB-Rede zur eigenen Geldpolitik wird man sicher wieder hören, wie erfolgreich diese doch ist – dem ist eben nicht so!



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6 Kommentare

  1. Das sind interessante Ergebnisse. Spannend wäre es zu erfahren wie die Sparquoten in Deutschland sind und wie sie sich entwickelt haben.?

    Im Gegensatz zu den Privathaushalten dürfte die EZB-Politik bei Unternehmen sehr wohl gewirkt haben. Die Investitionen sind aufgrund der niedrigen Zinsen stark gestiegen. Deshalb würde ich die Niedrigzinspolitik nicht nur negativ betrachten.

    1. Ein Problem dabei ist aber, das nur diejenigen Leute das billige Geld in Anspruch nehmen können welche auch kreditwürdig sind was bedeutet das dort wo ohnehin schon viel Geld ist noch mehr Geld fast gratis zur Verfügung steht. Kleine Unternehmen und Privathaushalte gehen meist leer aus.

  2. »Es wird sogar ein aktiver Drang zum Sparen festgestellt auch bei Leuten, die kein Geld zum Sparen haben

    Richtig: die sparen sich gleich das Sparen :-D

  3. Ich kosumiere was geht. Meine bevorzugte Scheideanstalt bekommt alles was ich habe!

  4. Die Krux an der Sache ist doch die:
    Wenn es nach der EZB geht, sollten alle konsumieren bzw investieren und zwar wirklich alle. Die Firmen sollen investieren und der Privatmann/Frau soll konsumieren, damit die Investitionen der Firmen sich auch wirklich lohnen.
    Wenn es nach der (deutschen) Politik geht, sollen alle aber auch privat vorsorgen, denn ohne private Vorsorge wird die Rente nicht reichen. Und der Deutsche/die Deutsche ist nun mal eher sicherheitsorientiert und spart daher und wegen der Zinsen wird eben noch mehr gespart.
    Das kann so nie was werden!
    Ich sage jetzt einfach mal, erst wenn die Rente wieder wirklich sicher ist, wird auch wieder mehr konsumiert.
    Vielleicht sollte die EZB einfach sagen: „Die Rente ist sicher, notfalls bezahlen wir sie.“
    Ich konnte mir vorstellen, dass dann wieder mehr verkonsumiert würde.

    1. Die EZB zahlt diese faktisch bereits jetzt schon. Ein Blick in die Bilanz der Sozialkassen genügt.

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