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Bombardier: 7.000 Entlassungen, neuer Auftrag, Aktie 18% im Plus – ein fader Beigeschmack bleibt

FMW-Redaktion

Der kanadische Mischkonzern Bombardier entlässt 7.000 Mitarbeiter, so verkündet man es heute. Dafür hat man sich eine schicke Überschrift einfallen lassen – man nennt es nicht Entlassungen, sondern „Global workforce optimization“, also die globale Optimierung der Belegschaft. Zitat:

„Bombardier announced today that it will take steps to optimize its workforce with a combination of a manpower reduction and strategic hiring throughout 2016 and 2017. As the company evolves over the next two years, its global workforce will be reduced by a targeted 7,000 production and non-production employees, including 2,000 contractors. This reduction will be partially offset by hiring in certain growth areas, notably to support the ramp-up of strategic programs and projects worldwide, such as the C Series. These adjustments will enable Bombardier to resize its organization in line with current business needs and to increase its competitiveness.“

Folgendermaßen teilen sich die Entlassungen auf:

Bombardier 1
Grafik: Bombardier

Auch verkündete man heute, dass Air Canada 45-75 Jets von Bombardier´s CS300-Serie kaufen werde. Der Auftragswert soll sich auf 3,8 Milliarden Dollar belaufen. Das bringt einen Umsatzschub und ist ebenso wie die Entlassungen (Gehälter kosten ja nur Geld) einen Schub für die Aktie.

Bleiben tut ein perfider Beigeschmack. Erst Ende Oktober hatte die kanadische Provinz Quebec, in der Bombardier beheimatet ist (dort 18.000 Mitarbeiter), der Firma 1 Milliarden Dollar zugeschossen und dafür die Hälfte am ausgelagerten C Series-Programm erhalten. Quebec ging es dabei wie so oft bei staatlichen Zuschüssen um Standortsicherung, weil der Flugzeugbau durch Bombardier für Quebec eine herausragende Bedeutung hat. Und jetzt nur drei Monate später der Dank für die Rettung? Natürlich kann man es sich nicht ganz so einfach machen, denn schließlich bleibt die Luftfahrt von den Stellenstreichungen größtenteils verschont (siehe oben). Aber dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Massenentlassungen nach einer staatlichen Stütze? Denn es war nicht mal eben so 1 Milliarde aus Lust und Langeweile. Die Flugzeugreihe von Bombardier hat und hatte massive Probleme – die Firma suchte dringend einen Co-Investor für das Programm. Man ging Klinken putzen, aber Airbus, Embraer und Co lehnten dankend ab. Und zu guter letzt blieb wie so oft der Staat übrig.

Ach ja, da wäre ja noch was. Ebenfalls Ende 2015 erhielt die Zugsparte von Bombardier einen Geldspritze von 1,5 Milliarden Dollar, diesmal indirekt vom Saat, genauer genommen vom öffentlichen Pensionsfonds. Und die Zugsparte ist wie man oben sehen kann deutlich von den Entlassungen betroffen. Sieht schon irgendwie ungünstig aus für Bombardier, rein optisch gesehen. Naja, die Aktie jedenfalls weiß die heutigen Nachrichten zu schätzen und steigt um satte 18% (vorhin schon +22%). Für Langfristinvestoren dürfte dieser Anstieg keine Rolle mehr spielen, denn die Aktie hat eine jahrelange Talfahrt hinter sich von über 26 kanadischen Dollar Anfang der 2000er auf jetzt fast Pennystock-Niveau.

Bombardier 2
Die Bombardier-Aktie seit 2013. Da fällt der nette Anstieg von heute fast gar nicht auf.

Bombardier 3
Die Bombardier-Aktie seit 1995.



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