FMW-Redaktion
Heute kamen Zahlen zum BIP Brasiliens, die selbst die Pessimisten sprachlos gemacht haben: das BIP im dritten Quartal fiel um 1,7% und damit weit meehr als die prognostizierten -1,2%. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist Brasiliens Wirtschaft damit um 4,5% eingebrochen. Das hat eher Züge einer Depression als einer Rezession, nachdem bereits im zweiten Quartal das BIP um 2,1% zurück gegangen war. Seit Erfassung der Daten (1996) hatte Brasilien noch nie drei Quartale hintereinader eine Schrumpfung seines BIPs erlebt.
Dabei leidet das Land vor allem an sinkenden Rohstoffpreisen und der nachlassenden Nachfrage Chinas, dem größten Exportmarkt Brasiliens. Hinzu kommen Korruptionsaffären, die die versuchte Haushaltssanierung von der brasilianischen Präsidentin Dilma Roussef auf Eis legen. Am 25.November war der Vorsitzende des Senats verhaftet worden – weil er die Ermittlungen um den Petrobas-Skandal torpediert hatte.
Eine der Ursachen der Krise ist auch der heftige Leitzins von 14,5%, den die Notenbank des Landes zur Bekämpfung der über 10%-Inflation innerhalb von zwei Jahren fast verdoppelt hat – ohne Erfolg. Die Inflation sinkt nicht, die Arbeitslosenquote liegt bei hohen 8,9%, die Kreditvergabe ist weitgehend zum Erliegen gekommen. So sank im dritten Quartals die Investitionen um weitere 4%.
Während die Wirtschaft immmer weiter schrumpft, steigt das Haushaltsdefizit immer weiter – mit der Folge von Abstufungen durch Ratingagenturen. So hatte S&P das Land zuletzt auf „junk“ abgestuft, die beiden anderen großen Agenturen,Fitch und Moody´s, haben Brasilien noch auf der niedrigsten Investment grade-Stufe.
In Brasilien platzt damit eine Kreditblase, die durch den Boom in China ausgelöst war und nun mit den kollabierenden Rohstoffpreisen nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Es findet ein Prozeß des Deleveraging statt, der in den nächsten Quartalen noch anhalten dürfte und die Perspektiven für die größte Volkswirtschaft Südamerikas weiter eintrüben.
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Brasilien ist uns einen Schritt voraus, anscheinend auch in der Wiederherstellung der Rechtsordnung.