FMW-Redaktion
Das britische Pfund hat es dieser Tage nicht leicht. Gleich 3 Faktoren feuern dagegen. Da wäre natürlich zunächst der Brexit. Das an sich wäre nicht schlimm. Ein fixes Datum und klare Ansagen von UK + EU zu dem Thema würden mehr Planungssicherheit geben. Aber die neue britische Regierung lässt sich mit der Verkündung des EU-Austritts Zeit. Und den mehr als euphorischen Ankündigungen des neuen Außenministers Boris Johnson im Grunde genommen sei nach dem Brexit alles so wie vorher für die Londoner City, mag niemand so recht glauben. Die Unsicherheit vor der Unsicherheit des Brexit schwebt wie ein Damoklesschwert seit dem 24. Juni über dem Pfund.
Hinzu kommen Faktor 2 und 3. Nummer 2 resultiert aus dem Brexit-Vote und heißt „Zinssenkung durch die Bank of England“. Letzten Donnerstag wurde seit sieben Jahren die erste Zinssenkung für Großbritannien bekanntgegeben. Damit werden Zinsanlagen auf der Insel weniger attraktiv, und das Pfund tendenziell schwächer. So fiel das Pfund gegen den Dollar am Donnerstag auch kräftig ab.
Und dann gibt es da noch die wirtschaftliche Entwicklung in den USA, die offiziell (!) ziemlich rosig aussieht. Erst am Freitag kamen den zweiten Monat in Folge oberflächlich deutlich besser als erwartete Arbeitsmarktdaten, die die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinserhöhung noch in diesem Jahr erhöhen. Damit werden Zinsanlagen in den USA noch attraktiver, was den Sog raus aus Europa über den Teich eher noch verstärkt. Somit rutschte das Pfund nach dem Absacker vom Donnerstag einen Tag später gleich noch weiter ab.
Jetzt ist die Frage: Hat der Markt beide Effekte mit diesen Absackern schon absorbiert, oder setzt sich die Entwicklung fort? Schaut man sich den längerfristigen Chart an, wird klar: Gegen die Hauptwährung US-Dollar bewegt sich das Pfund (GBPUSD) derzeit charttechnisch gen Süden. Das Tief vom Brexit-Vote lag bei 1,28 am 6. Juli. Bis dorthin fehlen nur noch 250 Pips. Wie immer gilt: Auch wir kennen die nun anstehende Marktentwicklung nicht. Aber kurzfristig sind die beiden wichtigsten Ereignisse (Nummer 2 und 3, vorhin genannt) letzte Woche geschehen. Sie leuteten beide ein noch schwächeres Pfund ein. In den nächsten Tagen stehen solche Großereignisse für das Pfund nicht mehr an.
Dazwischen kommen können Konjunkturdaten und Umfragen zur wirtschaftlichen Lage in UK, und auch überraschende Fortschritte zum Brexit selbst. Danach sieht es aktuell aber eher nicht aus. Erstmal scheint es so, als sei das Pfund sich selbst überlassen. Was meinen Sie? Nimmt es jetzt Fahrt auf Richtung Tief bei 1,28? Dieser runde Marke wäre erstmal eine mächtige Hürde auf dem Weg für einen weiter fallenden Kurs.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Viel zu viele sehen den Pfund aktuell gen Süden driften…für mich schon mal ein Grund nach einem Long-Setup zu suchen (fundamentale Analyse hin oder her). Sieht man sich mal den EUR/USD im Vergleich zum GBP/USD im 4-Stunden-Chart an, fällt auf, dass der Pfund auf die für ihn negativen („guten“) Arbeitsmarktdaten robuster reagiert hat. Auch die „große Kerze“ nach der Zinssenkung ist nicht soooo impulsiv, wie man es hätte erwarten können. Sind das Zeichen für eine innere Stärke, für ein Aufbäumen nach oben noch diese Woche? Also für mich ist klar: Short kommt nicht in Frage.
»[…] fundamentale Analyse hin oder her […]«
Stimmt, was soll man auch mit Fakten: immer hinein ins Gefühl…