Europa

Bundesbank wird skeptischer und senkt Prognose für Wachstum und Inflation

FMW-Redaktion

Wenn eine Notenbank besorgt ist, aber keine Unruhe verbreiten will, entstehen Formulierungen wie ein „weniger günstiges internationales Umfeld“. Das ist ein Zitat aus der vor wenigen Minuten veröffentlichten gesamtwirtschaftlichen Prognose der Bundesbank – und die Vorlage dafür, dass die Bundesbank die Wachstumsprognose kappt, aber vor allem ihre Erwartung für die Inflation ziemlch drastisch nach unten schraubt.

Für das Wachstum in 2016 geht die Bundesbank nun nur noch von +1,6% aus (zuvor 1,7%), deutlicher schon die Prognosesenkung für das Jahr 2017 auf 1,6% von zuvor 1,9%, 2018 sollen es dann 1,7%. Aber immer noch alles im grünen Bereich, wenn man den Ausasgen von Jens Weidmann glaubt:

„Die deutsche Wirtschaft weist eine recht kräftige konjunkturelle Grundtendenz auf“, so Weidmann heute kommentierend.

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Jens Weidmann, Chef der Deutschen Bundesbank. Foto: Chatham House / Wikipedia (CC BY 2.0)

All das aber bringt offenkundig die Inflation nicht nach oben, weshalb die Bundesbank heute ihre Prognose für 2016 von zuvor 1,1% auf nun nur noch +0,2% senkt – eine heftige Abwärtsrevision. 2017 sollen es dann wieder 1,5% sein (zuvor war man von 2,0% ausgegangen), 2017 gar 1,7%.

Schuld ist an der geringen Inflation, wir ahnten es, der geringe Ölpreis laut Bundesbank. Aber offenkundig rechnen die Notenbanker damit, dass der Ölpreis wieder steigt oder zumindest nicht fällt, sonst würde die heutige Aussage von Weidmann nicht viel Sinn machen:

„Schwankungen der Rohölnotierungen stellen auch weiterhin ein Risiko insbesondere für die Inflationsprognose dar, erscheinen aber insgesamt ebenso wie die Risiken für das Wirtschaftswachstum ausgeglichen“.

Ausgeglichen, soso. Nun ist der Ölpreis mit seinen teilweise heftigen Schwankungen alles andere als „ausgeglichen“ – und man kann sich seitens der Notenbank offenkundig nicht vorstellen, dass die Preise wieder in den Keller rauschen. Aber selbst wenn das nicht passieren würde, ist die Annahme einer Infation von 1,5% in 2017 immer noch reichlich optimistisch, wenn nicht gar utopisch.

Insgesamt ist die Bundesbank der Auffassung, dass sich der derzeit recht kräftige Binnenkonsum wieder abschwächen werde, während der derzeit eher schwache Export dann wieder anziehe, wie Weidmann formuliert:

„In den kommenden Jahren dürften die Exporte aber stärker Tritt fassen und einen Ausgleich für die dann nicht mehr ganz so kräftig expandierende Binnennachfrage bilden“.

Möglich. Aber was passiert, wenn die Fed doch die Zinsen stärker anhebt als die Märkte derzeit glauben? Das wäre insbesondere für jene Länder ein Problem, in die Deutschland besonders viel exportiert, etwa China. Was, wenn es zum Brexit käme? Was, wenn Trump US-Präsident wird und damit eher wieder protektionistische Tendenzen die Oberhand gewinnen?

Man sieht: solche Prognosen machen eigentlich wenig Sinn, weil die Zukunft gerne Überraschungen bereit hält. Dabei ist nur eines sehr sehr wahrscheinlich: dass die Bundesbank in nicht allzu ferner Zukunft ihre Inflationsprognose für 2017 ebenfalls wieder senken wird. Und die EZB, wenn die Inflation wieder nicht richtig angezogen ist – trotz ihrer glorreichen Maßnahmen – uns sagen wird: habt Geduld, die richtig Theorie wird bald über die falsche Praxis siegen! Und nun zum Wetter..



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