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China: das Sterben der Stahlbranche – kommt jetzt die Pleite eins staatlichen Unternehmens?

FMW-Redaktion

In China zeichnet sich der nächste „default“ eines staatlichen Unternehmens ab – und die Frage ist, ob Peking sich die Pleite eines großen staatlichen Unternehmens wirklich erlauben kann. Es geht um den in China sehr bekannten Stahl-Produzenten Sinosteel Co.. Kommenden Dienstag können die Halter von Anleihen des Unternehmens eine Option ausüben und sich zwei Jahre vor dem eigentlichen Ende der Laufzeit der Anleihen die Rückzahlung verlangen. Sollten die Anleihehalter davon Gebrauch machen, wäre Sinosteel Co. bankrott – das Unternehmen hat bereits vor dem Termin erkärt, die dann fälligen zwei Milliarden Yuan nicht zahlen zu können.

Bekannt ist, dass derzeit mehr als die Hälfte aller Stahlproduzenten im Reich der Mitte – ob staatlich oder nicht – Verluste schreiben. Alleine im ersten Halbjahr 2015 sind ihre Umsätze um 20% zurück gegangen, Tendenz weiter abwärts: so schätzte die World Steel Association in dieser Woche, dass die Nachfrage nach Stahl in China in diesem Jahr um 3,5% sinken wird, im nächsten Jahr dann um weitere 2%, nachdem die Stahl-Nachfrage in China 2013 ihren Höhepunkt gefunden hatte.

Angesichts der sinkenden Nachfrage bei gleichzeitig sinkenden Verkaufspreisen für Stahl hatte Chinas größter privater Stahlproduzent, Haixin Iron & Steel Group, nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua Anfang des Monats Insolvenz angemeldet – und versucht nun, sich zu restrukturieren. Aber die Pleite eines großen staatlichen Stahl-Produzenten könnte eine Signalwirkung haben nicht nur für die Branche, sondern für den Staatssektor insgesamt. Denn jetzt stellt sich die Frage, ob Peking wirklich ernst macht mit der kürzlich getätigten Aussage des Premiers Li Keqiang, die Pleite der schwächsten Unternehmen einer Branche zuzulassen – seien sie staatlich oder nicht. Klar ist: würde Sinosteel pleite gehen, hätte das starke Auswirkungen auf die Kreditvergabe der Banken für die Stahlbranche insgesamt – wer Kredite bekäme, müsste dafür einen saftigen Aufschlag bezahlen wenn klar ist, dass Peking Unternehmen aus dem Sektor wirklich pleite gehen läßt.

Und genau davor könnten die Machthaber in China letztlich zurück schrecken – und Sinosteel, wie viele andere Unternehmen zuvor, durch eine Fusion mit einem halbwegs gesunden Stahlhersteller dann doch retten. Irgendwann aber, das ist das Problem für Peking, verliert man dann vollständig seine Glaubwürdigkeit, wenn man immer wieder betont, die Pleite von Unternehmen zuzulassen – um dann doch jedesmal einen Rückzieher zu machen..



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2 Kommentare

  1. Wie im Ölmarkt sorgt das Überangebot an Stahl für Unwirtschaftliche Preise für die Stahlproduzenten. Wegen den Arbeitsplätzen werden die Stahlwerke Weltweit trotz Verlusten einfach weiter betrieben. Jeder hofft, dass man so lange auf Kredit durch halten kann, bis schwächere Konkurrenten aus den Markt ausscheiden werden und man dann die eigenen Überkapazitäten erhalten kann.

    Wegen den Stahlpreisabsturz braucht der große Stahlproduzent Ukraine jetzt eine Aufstockung des Bailouts um etwa 2 Mrd. jährlich.

  2. Die kommunistische Führung wird alles unternehmen, um eine Pleite abzuwenden. Sonst wäre das ein Totalimageverlust und könnte schwere Sozialunruhe auslösen. In der Tat machen die meisten staatlichen Stahlunternehmen seit Jahren nur noch Riesenverluste und müssen künstlich am Leben erhalten werden, damit die Arbeiter nicht massenweise ihre Jobs verlieren. Gerade in der Stahlbranche hat man jetzt eine ähnliche Situation wie beim „großen Sprung nach vorne“, wo eine extrem hohe Überkapazität herrscht. In China sagt man, Stahlpreise sind schon unter Chinakohlpreisen, was leider längst die Realität geworden ist.

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