Asien

China: Die Kreditblase wächst weiter – Schatten-Banken auch..

Eigentlich will Peking "exzessive Risiken" im System bekämpfen. Doch faktisch passiert genau das Gegenteil, wie aktuelle Daten zeigen..

FMW-Redaktion

Derzeit fokussiert sich die Welt auf Donald Trump und schenkt daher Daten aus China eher wenig Beachtung. Doch das könnte ein Fehler sein, denn die Wirtschaft im Reich der Mitte ist jenseits der schönen, aber leider unzutreffenden BIP-Zahlen (konstant +6,7% angebliches Wachstum in den ersten drei Quartalen, auch das vierte Quartal wird bei 6,7% liegen) durchaus angeschlagen.

Und weil das so ist, sind die Aussagen Pekings, wonach man finanzielle Risiken begrenzen will aufgrund exzessiver Kreditvergabe oder durch rasant steigende Spekulationsblasen am heimischen Immobilienmarkt, eher Lippenbekenntnisse. Das zeigen einmal mehr Daten, die die chinesische Notenbank zur Kreditvergabe kürzlich veröffentlicht hat: demnach stieg das Kreditvolumen („aggregate financing“) im Dezember mit 1,63 Billionen Yuan (ca. 236 Milliarden Dollar) deutlich stärker als erwartet (Prognose war 1,3 Billionen Yuan).

Das Problem dabei: die Kreditvergabe der Banken steigt deutlich stärker als die Einlagen (deposits) bei den Banken, und das bedeutet faktisch: die ausgegebenen Kredite der Banken sind mit weniger Einlagen hinterlegt, was die Risiken steigert. Und es bedeutet auch: der Schatten-Banken-Sektor wächst wieder fröhlich!

Dabei spricht Peking doch ständig von der Notwendigkeit des „deleveraging“, also der Enthebelung von heiß gelaufenen Märkten bzw. bei der Kreditvergabe. Aber die Zahlen passen schlicht nicht dazu! Es findet also mehr „Hebelung“ statt als zuvor, was automatisch die Riskíken im System erhöht. Macht Trump ernst mit seiner vor allem gegen China gerichteten Zoll-Politik, könnte das das ohnehin fragile System mit seiner immensen Verschuldung vollends destabilisieren!

Und das vor allem deshalb, weil immer mehr Kapital aus China abfließt (Kapitalflucht), während immer weniger Kapital nach China fließt. So haben gestern veröffentlichte Daten gezeigt, dass etwa europäische Investitionen in China in 2016 erneut gefallen sind – zum vierten Mal in Folge. Und während China so viel investierte in Europa in 2016 wie noch (35 Milliarden Dollar, davon 11 Milliarden oder 31% alleine in Deutschland), investierte Europa in 2016 lediglich acht Milliarden Euro. Auch das ist ein Mosaikstein zur Erklärung, warum der Yuan so konstant unter Druck ist. Kommt dann die von Trump geplante Steueramnestie für im Ausland geparkte Dollars, dürfte das weiter Liquidität aus dem Reich der Mitte absaugen.

Insgesamt stiegen die Auslandsinvestitionen chinesischer Unternehmen in 2016 um 40% auf ein neues Allzeithoch bei 180 Milliarden Dollar, die Investitionen in der EU um 77%. Und trotz der geringeren Investitionen von Ausländern in China steigt die Geldmenge M2 im Reich der Mitte um mehr als 11% zum Vorjahr in den letzten Monaten – mithin druckt also die Notenbank deutlich mehr Geld, als das Land durch Kapitalflucht oder Investitionen (was häufig dasselbe ist!) verläßt.


Mehr Geldvolumen, mehr Kredite, mehr Blase in China
Foto: Avarice (2012), by Jesus Solana / Wikipedia (CC BY 2.0)



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1 Kommentar

  1. Besten Dank für die Infos
    Angesichts dieser Zahlen über den chinesischen Schulden-Tsunami avanciert der
    Rummel über die griech. Staatsverschuldung zu einer medialen Lachnummer.
    Aber vielleicht kommen ja die Griechen nach dem Brexit-Vorbild noch auf den Trichter, dass ein Euro-Austritt doch nicht so schmerzhaft ist?
    Gibt es zu China „konkrete“ Zahlen bzgl. Staatsverschuldung u. Gesamtverschuldung???

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