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China in einer Demographie- und Schulden-Falle

FMW-Redaktion

China hat im Oktober seine „Ein Kind“-Politik aufgegeben – viel zu spät, wie viele Beobachter meinen. Und wie statistische Daten zeigen, könnten sie damit recht behalten, denn die Anzahl der „working force“, also der Bevölkerung, die am Arbeitsmarkt teilnehmen kann (in China berechnet nach Alter 16-59 Jahre), lag 2014 bei 916 Mio Menschen. 2013 waren es noch 920 Mio, 2012 937 Mio. Auch wenn es ganz andere Größenordnungen sind als bei uns, so sind es Jahr für Jahr spürbare Rückgänge. Die Vereinten Nationen erwarten in den nächsten Jahren weitere drastische Rückgänge in China.

Bis diese Schrumpfung der Bevölkerung durch das jetzige Aufheben der Geburtenbegrenzung beseitigt ist, kann es noch lange dauern – oder es ist sogar schon zu spät dafür. Die Folge sind steigende Löhne, da die Arbeitgeber sich mehr und mehr um die „vorhandenen“ Arbeitnehmer streiten und ihnen attraktive Löhne anbieten müssen, damit man überhaupt noch Arbeiter abbekkommt. Was gut ist für den einzelnen Arbeiter, schwächt zwangsläufig China´s Ruf als billiger Produktionsstandort.

Betriebe die einfachste Arbeitsschritte ausführen, wandern jetzt schon ab in Nachbarländer wie Vietnam. Hinzu kommt noch ein weiteres bisher international wenig beachtetes Problem. Obwohl der Staat einerseits auf einem gigantischen Berg an Devisenreserven sitzt, haben private chinesische Haushalte und Unternehmen bis dato eine Schuldenlast von gut 200% des Bruttoinlandsprodukts angehäuft (vor 10 Jahren noch 130%). Mit dieser Verschuldung (kennt man ja aus den USA) wurde das enorme Wirtschaftswachstum der letzten Jahre befeuert.

Diese Verschuldung ist jetzt vorhanden, und die damit erworbenen Güter sind gekauft, also Autos, Möbel, Computer etc. Da darf die Frage erlaubt sein, wie die KP in Peking ihr jährliches Ziel von 7% Wachstum (na gut 6-7%) weiterhin durchhalten will (vor 10 Jahren regelmäßig über 10%). Abgesehen davon, dass auch die internationalen Frachtraten Zweifel zulassen, ob derzeit überhaupt irgendein Wachstum in China stattfindet, zeigen die vorher genannten langfristigen strukturellen Daten, dass in China wenig bis gar keine Luft nach oben vorhanden ist. Natürlich könnte der Staat seine Devisenreserven weiterhin massiv zurücktauschen in den heimischen Yuan und das Geld in noch mehr neue Brücken und Straßen stecken und noch mehr Liquidität in die Banken pumpen, damit die Verschuldung der Haushalte noch höher steigen kann für „noch mehr Konsum“. Unendlich kann dieses Konzept aber nicht fortgeführt werden. In den USA führte ein ähnliches Konzept zum Kollaps im Jahr 2008.

Was viele nur als Lehman- oder Immobilienkrise kennen, war letztlich eine Überschuldung der Privathaushalte, die nicht mehr weiter zu steigern war. Entschuldet wurde dieses System, in dem vor allem ausländische Gläubiger ihre Forderungen verloren (Lehman sowie diverse Immobilienkreditpakete, die wertlos wurden). In den USA ist nach dieser „Entschuldung“ erstmal wieder Luft nach oben geschaffen worden für neue Schulden, und in China kann es so noch eine Weile weitergehen, bis auch hier nichts mehr geht. Was wir diesen Sommer erlebt haben, was kein richtiger Crash in China, sondern eher ein kleiner Börsencrash. Der richtige China-Crash dürfte auch für uns in Deutschland dann richtig spürbar sein!




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