Aktien

China muss leider draußen bleiben..

Von Markus Fugmann

Man kennt das Schild vor Restaurants: „Ich muß leider draußen bleiben“. Gemeint sind damit meistens Hunde – aber das Thema „Hund“ ist in China ja bekanntlich durchaus sensibel. Draußen bleiben müssen auch weiterhin, das hat der amerikanische Indexanbieter MSCI heute beschlossen, chinesische Aktien aus dem MSCI-World-Index, dem weltweit wichtigsten Index für internationale Aktien.

Chinas A-Aktien werden also vorerst nicht vor 2016 in den MSCI-World aufgenommen: A-Aktien sind die an den Finanzmärkten in Shanghai und Shenzhen notierten Aktien, während die in Hongkong Börsen-gelisteten als H-Aktien bezeichnet werden.

Das ist ein schwerer Schlag für das Prestige der Chinesen, gleichsam nach konfuzianischer Logik ein „Gesichtsverlust“. Es müssten erst einige wichtige Fragen über den Marktzugang in China geklärt, so MSCI heute in einer Erklärung. Dazu gehört laut MSCI die Frage, ob es in China wirklich die freie Möglichkeit gebe, Aktien zu kaufen und zu verkaufen, ausserdem sei gelegentlich unklar, wem im Reich der Mitte die Aktien wirklich gehörten (?!). Aha, völlig eindeutig..

Faktisch geht es wohl um Fragen der Kapitalmobilität, die im Vordergrund stehen. So können etwa Ausländer über den Hub Hongkong nach wie vor nur begrenzte Volumina an Aktien in Shanghai kaufen. Um China nicht völlig zu verprellen, hat MSCI dazu heute den Autoritäten Chinas eine Liste mit Themen zugestellt, die man gerne besprechen würde. Und ja, es habe Fortschritte gegeben, so MSCI weiter, daher blieben die A-Aktien auf der Prüfliste für 2016 wegen einer möglichen Aufnahme in den MSCI.

In China sorgte die heutige Nachricht für Enttäuschung: man habe mit der Aufnahme gerechnet, so ein Offizieller der chinesischen Regulierungsbehörde. Man sei enttäuscht, werde nun aber umso intensiver die Reformen vorantreiben.

Die Diskussion um die Aufnahme der A-Aktien geschieht in einem ökonomischen Umfeld im Reich der Mitte, das klare Schwächzeichen zeigt. So sprach heute Vormittag das chinesische Finanzministerium von sich verstärkendem Abwärtsdruck auf die Wirtschaft Chinas, die Steuereinnahmen der (ohnehin extrem hoch verschuldeten) Lokalverwaltungen seien Anlaß zu großer Sorge. Chinas Notenbank People´s Bank of China hat ihre BIP-Prognose ebenfalls heute Vormittag auf 7,0% von 7,1% gesenkt. Gleichzeitig senkte sie ihre Prognosen für die Verbraucherpreise und die Erzeugerpreise – insbesondere letztere sind seit mehr als einem Jahr in freiem Fall und liegen bereits nahe der -5%-Marke. China hat keine Probleme mehr wie früher mit Inflation – Deflation ist das große Thema geworden!



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