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China: Panik am Markt für Unternehmensanleihen

FMW-Redaktion

In China macht sich am Markt für Unternehmensanleihen zunehmend Panik breit, nachdem gestern zwei staatliche Unternehmen bekannt gegeben hatten, dass sie die Zinsen für die von ihnen ausgegebenen Unternehmensanleihen nicht mehr bedienen können (siehe hierzu unseren Artikel „China: hübsche Zahlen, hübscher Schein – aber zwei neue Pleiten von Staatsunternehmen“).

Vor allem die Mitteilung von China Railway Materials zu Beginn der Woche sorgt nun für schwere Turbulenzen: die Renditen, sprich die Risikoprämien, für Unternehemnsanleihen schießen seitdem steil nach oben. Und das hat Folgen: weil Investoren nun deutlich höhere Zinsen verlangen, sind in dieser Woche bereits zahlreiche geplante Platzierungen von Unternehmensanleihen, mit denen sich die Firmen refinanzieren wollen, abgesagt worden: Stand gestern sind im April diesen Jahres 35 Anleiheemissionen abgesagt worden, mehr als die Hälfte davon nach Bekanntwerden des Zahlungsausfalls von China Railway Materials. Damit sind die Unternehmen derzeit nicht in der Lage wie geplant 34 Milliarden Yuan (gut fünf Milliarden Dollar) an neuen Schulden aufzunehmen.

Dabei wirken die Aussagen von China Railway Materials wie ein Schock, eine Art Lehman-Moment in China: denn die Firma ist im Staatsbesitz und hatte ein durchaus respektables Rating von AA+ – also eine vermeintlich gute Bonität. Das sorgt für starke Verunsicherung, weil offenkundig derzeit niemand Anleihen kaufen will, die schlechter geratet sind als es etwa die Anleihen von China Railway Materials waren. Es herrscht, so bringt es ein Analyst einer chinesischen Großbank auf den Punkt, schiere Panik am Markt.

Die Verunsicherung über die ausufernde Verschuldung und die immer schlechteren Perspektiven, dass diese Schulden auch irgendwann wieder getilgt werden können, hat nun auch die Anleihen von Lokalverwaltungen unter Druck gebracht: so stiegen die Risikoprämien für diese Anleihen im April um 20 Basispunkte – so viel wie seit 13 Monaten nicht mehr. Chins Provinzen sind dabei einer der sichtbarsten Zeichen der Schuldenbombe im Reich der Mitte: sie haben das Volumen ihrer Schuldenaufnahme über Anleihen um 66% gesteigert im Vergleich zum Vorjahr – auf nun 2,9 Billionen Yuan. Häufig haben die Lokalverwaltungen durch die Neuaufnahme von Schulden zahlungsunfähige Unternehmen am Leben gehalten – ermuntert von der chinesischen Regierung.

Dabei sind die Exzesse am Anleihemarkt eine direkte Folge des Crashs der Aktienmärkte im letzten Sommer: viele Chinesen zogen ihr Geld aus den Aktienmärkten ab und investierten in den vermeintlich sicherern Anleihemarkt (siehe hierzu „China: wo die wirklich gefährliche Blase ist!“). Mit ihren Einnahmen können Chinas Firmen nur noch die zweifache Summe der Zinszahlungen für ihre Anleihen leisten – vor wenigen Jahren betrug der Faktor noch das Sechsfache.

Noch scheinen die Aktienmärkte in China davon kaum Notiz zu nehmen – doch das Risiko auch für Chinas Aktienmarkt steigt nach der jüngsten Rally. Irgendwann ist Zahltag – auch und gerade in China!



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