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Chinas wirkliches Problem: Kredit!

FMW-Redaktion

Was ist Chinas wirkliches Problem? Der gelegentlich crashende Aktienmarkt? Nein. Die Aktienmärkte im Reich der Mitte sind eine Veranstaltung, die überwiegend von Privatanlegern dominiert wird, also nicht wirklich wichtig. Entscheidend ist die massive, gehebelte Verschuldung der Unternehmen im Reich der Mitte. Seit dem Jahr 2007 hat sich der (offizielle) Bankensektor in China vervierfacht – und da sind die Schattenbanken noch gar nicht mit eingerechnet.

Laut offiziellen Angaben liegt der Anteil fauler Kredite, also von Krediten, die nicht pünktlich bedient werden, bei staatlichen Banken knapp über 1,5%. Vielleicht stimmt das, wahrscheinlich aber eher nicht. Wichtiger ist, dass die von den Schattenbanken ausgegebenen Kredite, die meist eine horrende Verzinsung aufweisen (weil die bonitätsschwachen Unternehmen von staatlichen Banken keine Kredite erhalten und daher bei den Schattenbanken leihen), eine deutlich höhere Quote fauler Kredite ausweisen. Wie hoch genau, ist nicht bekannt, aber man kann von mindestens 20% fauler Kredite ausgehen. Das ist schon deshalb wahrscheinlich, weil immer mehr chinesische Firmen nicht mehr in der Lage sind, etwa die Zinsen für Unternehmensanleihen zu bezahlen, geschweige denn die aufgenommenen Schulden zu begleichen.

Mit der Abwertung des Yuan kommen nun vor allem Firmen unter Druck, die in Dollar verschuldet sind – die Verschuldung steigt real mit der Abwertung des Yuan zum Dollar. Also versuchen diese Firmen – in der Erwartung einer weiteren Abwertung des Yuan – ihre Dollar-Schulden möglichst zurück zu führen. Und das sorgt für erheblichen deflationären Druck in China (die Rückführung von Schulden ist immer deflationär). Um diesem deflationären Druck zu begegnen, muß China wiederum seine Währung abwerten – und genau das passiert derzeit bekanntlich. Das aber wiederum wird zu massiven Kreditausfällen vor allem bei jenen Firmen Chinas führen, die in Dollar verschuldet sind! Das ist eine Teufelsspirale, aus der es kein Entrinnen gibt. Die Kreditblase in China wird daher platzen müssen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann das passiert.

Diesen Zusammenhang bringt der Hedgefondmanager Kyle Bass auf den Punkt. Er spekuliert daher auf einen weiter fallenden Yuan und prognostiziert einen massiven Anstieg von Kreditausfällen. Bass zählte zu den frühen Warnern, die den Crash der amerikanischen Immobilienblase kommen sahen. Er warnte damals seinen Arbeitgeber Bear Stearns – vergeblich. Er äußerte damals seine Sorge auch gegenüber der Fed, die jedoch kein Problem sah – eben weil die Löhne in den USA nicht fielen, drohe auch dem Immobilienmarkt keine Gefahr, so antwortete man ihm seitens der Fed (so weit zum Thema: die Fed weiß mehr als die Märkte!).

Folgendes Interview mit Kyle Bass in der „Wall Street Week“ ist ein „must see“ (bis zu Minute 14). Daher die dringende Empfehlung: nehmen Sie sich diese paar Minuten Zeit (sofern Sie des Englischen ausreichend mächtig sind):

Hier die zentralen Aussagen von Kyle Bass zu China noch einmal im Wortlaut:

„Given our views on credit contraction in Asia, and in China in particular, let’s say they are going to go through a banking loss cycle like we went through during the Great Financial Crisis, there’s one thing that is going to happen: China is going to have to dramatically devalue its currency.
China many years ago attached its currency to the dollar: they hitched their wagon to our star very smartly because back then our goal was to depreciate our dollar through inflation. So we issued debt to the rest of the world to depreciate the dollar. And so now the real problem is China has hitched their wagon to our star, and their currency has effectively appreciated about 60% versus the rest of the world since 2005 and it’s killing them… China’s effective exchange rate moving up versus the rest of the world made their goods and services a little bit more expensive each year and now that labor arbitrage is gone. And if that labor arbitrage is gone, and the banking system has expanded 400% in 7 years without a nonperforming loan cycle, my view is we are going to see a non-performing loan cycle.“



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