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Darstellung von Arbeitslosigkeit in Deutschland: Eigenlob + Lob für die Funke Mediengruppe

Erscheint es so manchem Leser von finanzmarktwelt.de schon als nervig, dass wir fast monatlich auf Missstände, Fehldarstellungen, Verzerrungen und Manipulationen bei Arbeitsmarktstatistiken hinweisen? Bisher haben wir...

FMW-Redaktion

Erscheint es so manchem Leser von finanzmarktwelt.de schon als nervig, dass wir fast monatlich auf Missstände, Fehldarstellungen, Verzerrungen und Manipulationen bei Arbeitsmarktstatistiken hinweisen? Bisher haben wir kein genervtes Feedback der Leser erhalten, also bleiben wir bei unserer Linie und weisen auch weiterhin auf Missstände hin. Schön finden wir in diesem Zusammenhang auch, dass die Funke Mediengruppe, die mit ihren diversen bundesweiten Zeitungen eine sehr große Leserschaft erreicht, nun ebenfalls auf solche Missstände hinweist.

Erstaunlich ist, dass sich die allermeisten dieser Missstände im offiziellen Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit finden lassen, der frei zugänglich ist. Dennoch übernehmen praktisch alle großen Medien stumpf einfach die Headline der „Arbeitslosenquote“ aus der Pressemitteilung der Bundesagentur. So wird z.B. nicht erwähnt, dass die Bundesagentur über diverse Methoden gut 30% der Arbeitslosen einfach aus der Statistik wegstreicht. So ist ein Arbeitsloser, der älter als 58 Jahre und gleichzeitig länger als 1 Jahr arbeitslos ist, im Sinne der Statistik nicht mehr arbeitslos, da er offiziell als schwer vermittelbar gilt. Warum er deshalb nicht mehr als arbeitslos gezählt wird, bleibt das Geheimnis der Behörde und ihrer Dienstherrin Frau Nahles (SPD). Auch werden Arbeitslose, die krank sind, nicht als arbeitslos gezählt. Auch werden z.B. Arbeitslose, die sich nach Meinung der Behörden nicht genug um Arbeit bemühen, generell nicht mehr als „erwerbslos“ geführt, wodurch wir in Deutschland neben einer Arbeitslosenquote von unter 6% auch eine „Erwerbslosenquote“ von sensationellen 4% haben. Die Liste ließe sich so fortsetzen.

Aktuell weist die Funke Mediengruppe auf interessante Umstände bei Zahlen zur Langzeitarbeitslosigkeit hin, die aus Daten der Bundesagentur hervorgehen, die man der Partei „Die Linke“ auf eine Anfrage hin übermittelt hat. So haben lediglich 13% der Langzeitarbeitslosen, die im vergangenen Jahr ihre Arbeitslosigkeit beendeten, auch wirklich eine Stelle im sogenannten 1. Arbeitsmarkt gefunden (als eine richtige Arbeit bei einem privaten Arbeitgeber). Der überwiegende Teil von ihnen wurde vor allem wg. Arbeitsunfähigkeit aus der Statistik gestrichen.

In 2015 wechselten 54% der Langzeitarbeitslosen, die nicht mehr als arbeitslos erfasst wurden, offiziell in die sogenannte „Nichterwerbstätigkeit.“ 36% davon wurden als erwerbsunfähig eingestuft, 11% wurden wegen fehlender Verfügbarkeit oder Mitwirkung gleich ganz gestrichen. Auch wurden Langzeitarbeitslose „gestrichen“ wg. Sonderregelungen wie z.B. Vorruhestand. Seit 2011 hat die Langzeitarbeitslosigkeit (länger als 1 Jahr arbeitslos) gerade mal um 2,7% abgenommen, und liegt offiziell bei 1,04 Mio Personen. Kann man mit gesundem Menschenverstand daraus schlussfolgern, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen kontinuierlich „aufgefüllt“ wird, aber offiziell relativ konstant gehalten wird durch solche Maßnahmen der Agentur? Dadurch, dass Funke das Thema aufgenommen hat, wird in einer breiteren Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass der deutsche Arbeitsmarkt bei Weitem nicht so rosig ist, wie er auf den ersten Blick aussieht.

Hier nochmal einige unserer Artikel zu dem Thema:

Die tatsächliche Arbeitslosenquote in Deutschland

Arbeitslosenquote aktuell 6,4%: Die Perversion der Statistik

Arbeitslosenquote Juli: Der Skandal mit den 58-65jährigen ist das Schlimmste



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2 Kommentare

  1. Permanent Negativmeldungen berichten zu müssen ist sicherlich nicht schön, nur trifft Finanzmarktwelt hier keine Schuld. Man müsste ja nicht immer korrigierende Berichte senden, wenn der überwiegende Teil der veröffentlichten Meinung einfach bei der ungeschminkten Wahrheit bleiben und auf die Schönfärberei verzichten würde. Aber letzten Endes kommt es darauf an, wie man investiert. Und da Value-Investoren sowieso immer mehr durch von dem großen Schwarm der Börsenküchenpsychologen verdrängt werden, kann man sich die Realität eigentlich auch schenken. Es sei denn man möchte mit dem Platzen der daraus hervorgehenden Blasen Geld verdienen. Doch dafür braucht es in erster Linie Timing – dass Blasen existieren wissen viele, nur ist die große Kunst den richtigen Zeitpunkt für den Kollaps zu erraten.

  2. Die Arbeitslosenzahl könnte von mir aus noch um rd. 100.000 Personen steigen. Das sind die Beschäftigten des Arbeitslosigkeits-Verwaltungsamtes. Die 33 Mrd. Euro, die diese ganz und gar unnötige Veranstaltung jährlich kostet, könnten dann für etwas Sinnvolleres ausgegeben oder in den Schuldendienst gesteckt werden.

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