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Das Endspiel für Monte dei Paschi – und für Italien?

Italiens Krisenbank Monte dei Paschi steht vor einem Endspiel - sie ist damit nicht nur das Symbol für die Bankenlandschaft Italiens, sondern für das Land insgesamt..

FMW-Redaktion

Italiens Krisen-Bank Monte dei Paschi, die älteste Bank der Welt, steht vor einem Endspiel! Und dieses Endspiel wird nicht nur entscheiden, ob der itslienische Banken-Sektor erneut in schwere Turbulenzen gerät, sondern dürfte – wenn die Dinge ungünstig laufen – auch den europäischen Finanzsektor schwer in Mitleidenschaft ziehen!

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Der Sitz der Monte dei Paschi im Palazzo Salimbeni in Siena
Foto: Tango7174 – Eigenes Werk, GFDL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8898309

Die Zeit wird nun knapp für die drittgrößte Bank Italiens – bis Ende des Jahres muß ein Herkulesstück gelingen: faule Kredite im Volumen von 28 Milliarden Euro müssen aus der Bilanz verschwinden, und fünf Milliaden Euro am Markt aufgenommen werden – das entspricht dem 7-fachen der derzeitigen Marktkapitalsierung der Bank!

Und die Sache ist reichlich kompliziert! Die Bank will einen Swap durchführen, sprich die Halter nachrangiger Anleihen sollen überzeugt werden, ihre Anleihen in Aktien zu tauschen. Und gleichzeitig will die Bank auch eine Art „haircut“ für jene Anleihen durchführen, die besonders an Wert verloren haben (was die Regulierungsbehörde Italiens noch genehmigen muß).

Am morgigen Donnerstag müssen die Aktionäre der Bank bei einem Treffen in Siena diesem Plan mit einem Quorum von mindestens 20% zustimmen – Ausgang ungewiß. Seit dem Jahr 2009 hat der Aktienkurs der Bank 99% verloren – und viele werden sich fragen: warum soll ich gutes Geld schlechtem hinterherwerfen? Warum erneut in eine Bank investieren, die Milliarden-Verluste macht und von den europäischen Regulatoren als gefährdetste Bank Europas eingestuft wird?

Dazu kommt ein immenses politisches Risiko: was passiert, wenn Renzi das Referendum am 04.Dezember verliert? Was passiert dann mit dem italienischen Baneknsektor, der ca. 360 Milliarden an faulen Krediten in den Büchern hat – etwa 20% des italienischen BIPs? Und warum nicht besser etwa in die größte Bank Italiens, die Unicredit, investieren, die zur Erlangung neuer Gelder ebenfalls Aktien andienen will demnächst? Einige Analysten sagen: im Gegensatz zu Monte dei Paschi muß man bei der Unicredit nicht an Wunder glauben, wenn man hier auf eine Wende hofft..

Genau an diesen Glauben an Wunder aber appelliert der neue CEO Maurizio Morelli, der in London derzeit Investoren für die Bank gewinnen will. Doch die Zeit läuft davon, bis Ende des Jahres muß die Sache klappen. Viele internationale Investoren aber werden sich sagen: wir warten erst einmal ab, wie das Referendum ausgeht – und entscheiden dann. Sollte Renzi verlieren, dürfte ihre Neigung zu Investements in die Monte dei Paschi sehr begrenzt ausfallen. Das Endspiel hat begonnen – vielleicht auch das Endspiel Italiens in der Eurozone! Monte dei Paschi ist damit das Symbol nicht nur für die Bankenlandschaft Italiens, sondern für das Land insgesamt..



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4 Kommentare

  1. Da passiert garnichts,… Mutti wird alles retten.
    Am deutschen Wesen soll die Welt genesen….

  2. Ich hätte da eine Idee. Warum hilft nicht der Vatikan ?

    1. Sorry, warum sollte der Vatikan des Vermögen, das er über Jahrhunderte ergaunert hat, jetzt in ein Fass ohne Boden stecken?

  3. Brexit, Trump und steigende Zinsen hat der DAX ja bisher ziemlich gut weg gesteckt. Ebenso die Androhung einer erneuten Kandidatur Murksels. Aber jetzt droht mit dem Referendum (plus drohenden MdP Sanierungsflop) der Knockout. Der Kursschwäche heute könnte schon der Anfang sein.

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