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Dax: Optimistische Stimmung grenzt an Hysterie

FMW-Redaktion

Im Basketball gibt es die Redewendung: „Wer trifft, hat recht!“ (gemeint sind damit Würfe, die man normalerweise nicht machen sollte, die aber dennoch in den Korb gehen). Das könnte man auch auf die Finanzmärkte übertragen – und vor allem auf die aktuelle Stimmung unter den Dax-Investoren. Diese war in den letzten Wochen extrem optimistisch, geradezu euphorisch – und grenzt nun, wie die neuesten Daten der Deutsche Börse AG zeigen, bereits an Hysterie!

Das gilt vor allem für die Privatanleger. Nach dem Draghi-Dämpfer war der Übermut in der Vorwoche etwas verflogen, die Dax-Optimisten stellten nur noch 56%. Aber nun steigt der Anteil der Bullen wieder um satte 13% auf 69%. Das Lager der Bären dagegen verlor 8% auf nun 18%, neutral sind nun 5% weniger (13%). Man sieht: die Deutschen haben eine dezidierte Meinung, kaum jemand steht an der Seitenlinie, während das Boot der Optimisten voll, aber eben bislang noch nicht nachhaltig gekentert ist (sieht man von dem „Wassereinbruch“ ab im Gefolge der enttäuschten Erwartungen an die EZB).

Ähnlich ist das Bild bei den Institutionellen: Bullisch sind nun 68% und damit 4% mehr als in der Vorwoche. Auch hier ging der Zulauf für die Bullen vor allem auf Kosten der Neutralen, die nur noch 13% ausmachen (also exakt wie bei den Privatanlegern). Bärisch sind nach wie vor 19%.

Nach wie vor völlig anders dagegen die Lage in den USA. Laut der neuesten AAII-Umfrage gingen die Amerikaner sehr skeptisch in die Zinsentscheidung der Fed, das Lager der Bären wuchs um 9,5% auf nun 39,4%. Damit liegen die Pessimisten knapp vor den Neutralen mit 37% (also erheblich mehr als in Deutschland!), während das Bullenlager mit 24% nicht einmal ein Viertel der Befragten umfaßt.

Als Fazit kann man sagen, dass vor allem in Deutschland die Euphorie extrem hoch ist, sprich der Anteil der Investierten eben auch hoch ist. Das bedeutet nicht, dass der Dax nicht weiter steigen könnte, jedoch ist eben immer wieder mit Gewinnmitnahmen zu rechnen (anders als am US-Markt) – und sollte es nach unten gehen, dürfte der Zug deutlich schneller fahren als in den USA. Die Deutschen, so scheint es, sind vorweihnachtlich hysterisch. Aber wer trifft, hat ja bekanntlich recht..



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10 Kommentare

  1. Also das mit der Hysterie kann ich so nicht teilen.

    Im Grunde holt der Dax die Reaktion von gestern nur nach, die Amis waren ja vorgelaufen, stehen kurz vor deren Allzeithochs und das trotz Zinserhöhung? Was also sollte gegen einen fälligen Anstieg und ein Nachziehen des Dax auf ebendieses Niveau sprechen? Dazu haben sie ja selbst noch die Saisonalität und den Hexensabbat gepredigt.
    Was denn nun??

    1. @drallwissend,

      ich beschreibe die extrem optimistische Stimmung der Investoren – und treffe keine Aussage darüber, ob der aktuelle Dax-Stand gerechtfertigt ist oder nicht..

  2. Ob das hysterische Stimmung ist möchte ich bezweifeln.
    Die Marktleilnehmer sind eher falsch positioniert angesichts der eher schwachen
    Fundamentaldaten der letzten Zeit.
    Und die Leute mit den tiefen Taschen sind gezwungermaßen bei 0 Zinsen
    bei der Renditemaximierung auf Aktienmarktengagements angewiesen.

  3. Ich würde es schon als „hysterisch“ bezeichen und kann es auch nicht nachvollziehen. Was hat sich seit der Fed-Sitzung geändert? Es kam alles so wie erwartet, keine besonderen Überraschungen. Was war da nicht eingepreist?

    Vielleicht bin ich zu doof für die Märkte. Dennoch meine Frage: Bei allen derzeitigen Problemen (Blase im Junk-Bond-Markt, Rohstoffcrash, Wachstumssorgen über China, multinationaler Krieg in Syrien, Ukraine-Konflikt, Auseinanderdriften der EU, EU-Schuldenkrise, bald zweitlängster Bullenmarkt aller Zeiten), was wird hier gefeiert? Das billige Geld, das gestern erstmals limitiert wurde? Die Märkte kommen mir vor wie ein „Ship of Fools“.

    Hätten Sie vielleicht noch eine Erklärung Herr Fugmann, was hier los ist. Oder wird einfach gekauft weil die anderen auch kaufen?

    Besten Dank!

    1. @>Christian,

      der heutige Anstieg basiert auf den Positionierungen im Hexensabbat. Hier werden faktisch Put-Positionen eingedeckt (die, wie Daten der Eurex und auch aus den USA zeigen, auf sehr hohem Niveau liegen) – daher entsteht eine Sogwirkung nach oben..

      Viele Grüsse!

      1. Vielen Dank für die Antwort!

        Man könnte also sagen, wenn es den ganzen Derivate-Schmarrn nicht gebe, hätten wir „normalere“ Märkte und weniger „Casino“, insbesondere auch in Hinblick auf Gold?

        1. Die Shorties wollen am großen Verfallstag sicher nicht im Minus sein, das könnte durchaus der Treibsatz sein.

          Nur das mit den Eindeckungen im Zusammenhang mit Put Optionen habe ich auch nicht ganz verstanden? Als Stillhalter von Put Optionen kauft man zum Eindecken doch einfach eine entsprechende Call Option. Oder man bekommt bei Ausübung den Basiswert zum Ausübungspreis eingebucht. Inwiefern soll das den Kurs befeuern?

          1. @Emm,

            meist wird mit einer Put-Option gleichzeitig auch ein Call geschrieben – man kassiert dann die Prämie für den Call, ist aber über den Put abgesichert für fallende Kuse für das bestehende Aktienportfolio. Was jetzt passiert, ist das Eindecken der Put-Optionen, weil klar ist, dass die Puts verloren sind..

          2. @Marcus Fugmann

            Stillhalter von Put-Optionen freuen sich über steigende Kurse vom Basiswert, können sie dann doch die kassierte Prämie für sich behalten. Und Stillhalter von Call-Optionen (abgesichert wie mit den angesprochenen Covered Calls oder als Naked Call) müssen weinen. Diese Calls müssen von den Stillhaltern zum Verfall eingedeckt werden, wenn der Kurs steigt (wie jetzt beim Dax). Ich meine, wenn die Stillhalter Netto Long positioniert sind, beissen zwangsläufig einige in den sauren Apfel und sind gezwungen den Dax zu kaufen, was für zusätzlichen Auftrieb sorgt.

          3. Oje, hab mich vertan. Ich meinte nicht covered Calls, sondern Spreads. Asche auf mein Haupt. Danke für die rasche Antwort, eure Seite ist klasse.

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