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Dax-Rally nach Beschwichtigung der Notenbank Portugals

Der Dax steigt heute kräftig – als Begründung wird in den Medien lanciert, dass das BIP-Wachstum in China mit 7,5% über der Erwartung von 7,4% gelegen habe. Aber sehr viel wahrscheinlicher ist der Grund für die heutige Rally die (kurzfristige) Entspannung um Espirito Santo.

So hat heute die portugiesische Notenbank durch ihren Gouverneur Carlos Costa verlauten lassen, dass die Anteilseigner der Banco Espirito Santo bereit seien, zu einer Kapitalerhöhung beizutragen. Die Formulierung Costas gegenüber dem Fernsehsender TVI klingt jedoch recht schwammig: „Es gibt sicherlich Anteilseigner, die bereits sind für eine Kapitalerhöhung“. Aha, sicherlich. Und dann Costa weiter: Die Banco Espirito habe einen „Kapitalpuffer, um die Risiken zu handhaben, mit der sie konfrontiert ist“. Die Aussagen des Notenbankers sind also in jeder Hinsicht unkonkret, aber psychologisch offenkundig hilfreich, wie der Chart der Banco Espirito heute zeigt:

Banco Espirito

Unterdessen dürfte Rioforte, das zu 49% an der Espirito Santo Financial Group beteiligt ist, heute Gläubigerschutz in Luxemburg beantragen. Das Unternehmen hat eine gestern fällige Zahlung von 847 Millionen Euro an Portugal Telekom nicht leisten können. Pikant: die Espirito Santo-Gruppe wiederum besitzt 10% an der Portugal Telekom. Das verdeutlicht die immensen, gewissermaßen „inzestuösen“ Verflechtungen von Unternehmen in Portugal.

Aktien von Portugal Telekom wiederum steigen heute deutlich, nachdem der geplante Zusammenschluss mit dem größten Telekommunikationsanbieter Brasiliens, Oi SA, wohl doch zustande kommen wird. Der deal war zwischenzeitlich durch die Turbulenzen um die Rioforte/Espirito Santo in Gefahr. Nun aber werden sich die Machtverhältnisse verschieben: um den Deal zu retten, hat Portugal Telekom zugestimmt, an dem Gemeinschaftsunternehmen nur noch 25,6% zu halten – geplant waren vor der Krise 39,6%. Auch der Aktienkurs von Oi war zuvor durch die Turbulenzen in Portugal massiv unter Druck gekommen..

Ist die Portugal-Krise nun beendet? Bislang handelt es sich um reine Beruhigungsrhetorik – die Probleme sind substantiell und faktisch nur lösbar durch die Aufhebung der engen Verflechtung der Unternehmen Portugals. Es zeigt sich, dass wohl nicht nur Banco Espirito Santo ein Liquiditätsproblem hat, sondern der gesamte Bankensektor Portugals schwach aufgestellt ist. Man darf gespannt sein, wie die Banken Portugals den im Herbst anstehenden Stresstest der EZB überstehen – beziehungsweise wie die EZB versuchen wird, die Probleme zu kaschieren, um nicht wieder eine Panik an den Märkten auszulösen..



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