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Dax: Warum wir derzeit alles andere als eine win-win-Situation für die Aktienmärkte haben!

Wer verstehen will, warum die Aktienmärkte auch mittelfristig jetzt ein ungünstiges Chance-Risiko-Verhältnis aufweisen, tut gut daran, ins Jahr 2010 zurück zu blicken!

FMW-Redaktion

Wie weit reicht die Kraft beim Dax? Ist die Schwäche jetzt vorbei? Oder ist das doch nur eine technische Reaktion auf den Kursfall vom Allzeithoch bei 12955 Punkten auf das gestern erreichte Verlaufstief bei 12708 Punkten? Noch ist es zu früh, diese Frage zu beantworten, doch scheint das Potential auf der Oberseite im kurzen Zeitfenster begrenzt. Der Grund ist schlichtweg, dass der Trend der Notenbanken zur Straffung der Geldpolitik geht, womit den Märkten Liquidität entzogen wird. Und die Voraussetzung der Rally an den Aktienmärkten war schlicht: überbordende Liquidität.

Warum aber ist das Chance-Risiko-Verhältnis auch mittelfristig eher ungünstig auf der Long-Seite? Versetzen wir uns zurück ins Jahr 2010: damals waren alle skeptisch für die Märkte und skeptisch für die Konjunktur. Dann verkündete der damalige Fed-Chef Bernanke das QE der Fed, und es ging nach oben, die Liquiditätsparty begann. Damals war es also so, dass entweder die Wirtschaft besser würde, oder wenn nicht, die Fed eingreifen würde. Für die Aktienmärkte eine win-win-Situation, bei der eigentlich nichts schief gehen konnte.

Und jetzt, nach acht Jahren vermeintlicher Konjunkturerholung in den USA? Jenseits des Atlantiks sind alle optimistisch (man sehe etwa CNBC), wobei die Gefahr nun groß ist, dass die US-Wirtschaft nach unten kippt, was nicht gut ist für die Aktienmärkte, weil dann die hohen Erwartungen an die Unternehmensgewinne in sich zusammen fallen werden.

Und anders als 2010 macht die Fed jetzt das Gegenteil: kein QE, sondern das Gegenteil davon, Stichwort Bilanzreduzierung. Damit will die Fed, das deuten gestrige Aussagen von Fed-Mitgliedern an, bereits im September beginnen, und im Gegenzug die Zinsen erst im Dezember weiter anheben. Das bedeutet: entweder die Wirtschaft schmiert ab. Oder, wenn nicht, wird die Fed weiter den Märkten Liquidität entziehen durch Reduzierung der Bilanzsumme der Fed oder eben Zinsanhebungen. Mithin haben wir also jetzt die gegenteilige Ausgangslage der win-win-Situation aus dem Jahr 2010! Es ist eine Frage der Zeit, bis die Aktienmärkte das kapieren.

Zum heutigen Geschehen: in Asien die Vorgaben überwiegend positiv:

Shanghai Composite +0,79%
CSI300 +1,23%
ChiNext -0,19%
Nikkei +0,02%

Und der (X-)Dax: startet zunächst einmal positiv mit einem Aufwätsgap, kommt jedoch erst einmaö nicht über die 12800er-Marke:

Solange der Dax nicht die Widerstandszone 12800 bis 12820 überwindet, bleibt auch im kurzen Zeitfenster Vorsicht angebracht. Von immer größerer Bedeutung ist das gestrige Tagestief bei 12708 Punkten, ein schon mehrfach in den letzetn Wochen relevantes Niveau. Fällt der Dax unter diese Unterstützung, ist der nächste Anlauf auf ein neues Allzeithoch abgeblasen..



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5 Kommentare

  1. „… der Trend der Notenbanken zur Straffung der Geldpolitik geht,womit den Märkten Liquidität entzogen wird“.
    Ich bin mir selbst nicht ganz sicher, aber ich glaube allein durch die Zinsanhebung als solche wurde dem Markt noch kein einziger Dollar Liquidität entzogen.
    Ihr schreibt ja auch völlig korrekt, dass der Trend wohl dahin geht, dass ab September mit der Rückführung der angekauften Anleihen begonnen werden könnte. Und das zieht dann auf jeden Fall Geld aus den Märkten.
    Das sehe ich auch so. Und dass es eher schlecht für die Kurse sein sollte. Aber vielleicht gibts bis dahin auch schon wieder was anderes Gutes – eine Steuerreform oder E. Musk ist mit 1000 Mitreisenden (darunter D. Trump) unerwartet und vorzeitig auf dem Mars gelandet. Mit der Absicht rund 200 Jahre dort zu bleiben.

  2. trotzdem – spätestens jetzt ist klar, daß die FED komplett neben der Spur stehen.
    Das letzte bisschen Glaubwürdigkeit werden sie jetzt auch noch verlieren.
    Denn weder die geplanten Zinserhöhungen, noch die Rückführung der Anleihen wird so in diesem Umfang kommen.

  3. Bernhard Zimmermann

    Tja, nur das Problem ist, dass es länger dauern kann, bis die Aktienmärkte das kapieren, als man liquide ist, wenn man jetzt auf „Short“ setzen sollte. Rein Charttechnisch sind wir definitiv noch in einem Aufwärtstrend und es haben sich noch keine Trendumkehrformationen gebildet. Bis das nicht geschieht, bleibe ich stur auf der Longseite. Da ist es mir egal, ob das sinnfrei ist. Die Aktienmärkte sind wie sie sind und sich dem Zuge entgegen zu stellen ist reiner finanzieller Selbsmord.

    1. Kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Habe in den letzten 20 Jahren jedes Mal die Überbewertung der Hauptmärkte erahnt, aber regelmäßig zu früh und dann zu aggressiv auf die Shortseite gewechselt – mit gravierenden finanziellen Folgen. Logik ist bei Aktienbewertung kurzfristig nicht selten sinnlos. Deshalb versuche ich aus den Abschwüngen zu lernen. Da fällt mir regelmäßig der uralte Spruch von Isaac Newton ein: „Ich kann die Bahn der Himmelskörper…….., aber nicht wohin eine verrückte Zahl von Anlegern die Kurse treiben kann!“ Gruß

    2. du hast zu 100% Recht. Mein Anlageverhalten kann sich ebenfalls komplett von meiner grundsätzlichen Einschätzung der Gesamtlage unterscheiden.
      Es ist völlig egal, was man selber denkt, man muss antizipieren können was die Mehrzahl denkt.
      Ich muss mal die Top 10 an schwachsinnigen Argumenten zusammenstellen was hier so Leute von sich geben die seit 3000 Dax Punkten gegen den Markt gehen.

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