Devisen

Der Euro ist der neue Dollar – was nicht passieren darf..

Von Markus Fugmann

Alle Welt ist short im Euro, long im Dollar – normalerweise eine ideale Voraussetzung, dass genau das Gegenteil dessen eintritt, was alle erwarten. Aber das passiert nicht. Warum? Warum fließt so viel Geld in die europäischen Aktienmärkte, ohne dass der Euro dabei aufwertet?

Zunächst einmal ist die Welt in Dollar verschuldet und muß in den nächsten Jahren diese Verschuldung bedienen. Ddas stärkt den Dollar, weil mit der jeweiligen Landeswährung die Dollar-Schulden beglichen werden müssen, faktisch also ein Tausch in den Dollar stattfindet. Hinzu kommt, dass die Zentralbanken ihre Euro-Bestände reduzieren und den Dollar verstärkt als Währungsreserve kaufen. Das sind große Kapitalströme, die mächtiger sind als zufließende Gelder in den Dax oder andere europäische Indizes (siehe dazu unseren Artikel „Die Welt ist short im Dollar„).

Der zweite große Faktor ist natürlich die EZB mit ihrem Anleihekaufprogramm – es entstehen neue Euros auf der Festplatte der Zentralbank, die vorher schlichtweg nicht da waren. Ein weiterer Faktor ist, dass zunehemnd ausländische Firmen sich in Euro verschulden, weil die Zinsen in der Eurozone so günstig sind, deutlich günstiger als in den USA. Damit wächst der Markt für Euros – die Gemeinschaftswährung ist das neue Objekt für Carry-Trades. So ersetzt der Euro den Dollar als ideale Verschuldungs-Währung, er ist gewissermaßen der neue Dollar.

Betrachtet man die Entwicklung des Dollars, seit die Fed die Zinsen auf Null gesenkt und dann ihr Anleihekaufprogramm gestartet hat, ist es wahrscheinlich, dass der Euro noch weiter abwerten wird. Das ist optimal etwa für ein amerikanisches Unternehmen, dass eine Unternehmensanleihe in Euro emitiert hat – die Zinsen sind tief, fällt der Euro zum Dollar weiter, sinkt faktisch die reale Verschuldung des US-Unternehmens.

Die Tendenz der Finanzmärkte, Schulden in Euro aufzunehmen, ist noch in einer frühen Phase. Die Welt wird sich in den nächsten Jahren vollsaugen mit billigen Euros, Dollar-Schulden werden zurück geführt, die Gemeinschaftswährung wird so Stück für Stück immer wichtiger. Wer Euro-Schulden hat, den betrifft das Schicksal des Euro in besonderem Maße – er ist aber naturgemäß auch von den Risiken besonders betroffen.

Ein großer Risikofaktor ist naturgemäß die Frage, ob der Euro etwa an einem Grexit schweren Schaden nehmen könnte. Möglich, sogar wahrscheinlich, wenn es so weit kommen sollte. Das fast noch größere Risiko ist aber eine kräftige Aufwertung des Euro: hat ein US-Unternehmen Schulden in Euro aufgenommen, steigt die reale Verschuldung des Unternehmens, wenn der Euro wieder stärker wird.

Denkbar sind zwei Szenarien:

1. Aufgrund des QE zieht die Inflation dann irgendwann doch stärker an, sodass die EZB vor September 2016 ihr QE beenden könnte. Nicht sehr wahrscheinlich, aber möglich

2. Die Konjunktur in der Eurozone erholt sich schneller als gedacht – dafür gibt es bereits in den Konjjunkturdaten der letzten Wochen erste Anzeichen. Irgendwann würden sich die Märkte die Frage stellen, ob die EZB nicht schon vor September 2016 aus dem QE aussteigt, weil die Konjunktur brummt. Dieses Szenario könnte dann datzu führen, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes stark ansteigt (was sich derzeit bei der Geldmenge M3 bereits abzeichnet). Möglich ist also, dass die Szenarien 1 und 2 gleichtzeitig eintreffen, sich wechselseitig bedingen

All das wird in den nächsten Wochen und Monaten wohl noch nicht passieren. Aber wennn sich die Welt dann mit Schulden-Euros vollgesogen haben wird, liegt das größte Risiko für die Welt paradoxerweise in einer raschen Erholung der Eurozone. Denn das würde alle auf dem falschen Fuß erwischen, ein Dominoffekt von Margin-Calls wäre die mögliche Folge. Dann könnte ein starker Euro die größte Gefahr für das Finanzsystem werden!

Nicht zu vergessen auch: was würde passieren, wenn Draghi nicht mehr EZB-Chef sein würde – sondern etwa der derzeitige Bundesbankchef Weidmann? Mit Draghi steht und fällt die Glaubwürdigkeit der ulralaxen Geldpolitik der EZB..



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1 Kommentar

  1. Das muss man bei der Höhe der US-QE bezweifeln. Der Euro ist durch immense Leerverkäufe durch Banken und Hedgefonds, sowie den carry-trade short Euro – long DAX und die gecrashten Rohstoffpreise derartig schwach. Wenn man sich einige asiatische Börsen und die fundamental ebenso stark überbewerteten US-Börsen (der DAX ist auch massiv überbewertet, sowie übergekauft) ansieht, wird das nicht bis September 2016 so bleiben.

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