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Japan: Der IWF ist wenig überzeugt von den „Abenomics“

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung des neuesten Konjunkturpakets in Japan Kritik an der generellen Politik der sogenannten "Abenomics" geübt...

FMW-Redaktion

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung des neuesten Konjunkturpakets in Japan Kritik an der generellen Politik der sogenannten „Abenomics“ geübt. Dieses Wortspiel steht für die aktuelle Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Abe, die da lautet Schulden, Schulden, Schulden machen um die Konjunktur in Schwung zu bringen, und aus der Deflation zu kommen. Nach dem Motto funktioniert auch das gestern präsentierte Paket. In diverse Bereiche werden gut 120 Milliarden Euro verteilt – und diesmal werden sogar als „Helikoptergeld light“ umgerechnet 132 Euro pro Person an einkommensschwache Japaner einfach so ausgezahlt. In seinem aktuellen Text zu Japan sagt der IWF dem Land nur ein Wachstum von 0,3% voraus im laufenden Jahr – nächstes Jahr dann de facto einen Stillstand mit +0,1%.

IWF Japan
IWF-Chefin Christine Lagarde. Foto: Fonds monétaire international / Gemeinfrei

Der IWF scheint auch dazu gelernt zu haben, dass er seine oft langen und komplizierten Inhalte etwas ansehnlicher und einfach verständlicher präsentieren muss. In diesem aktuell veröffentlichten Video zeigt der IWF wie wir meinen sehr einfach und anschaulich, was bisher falsch läuft, und wie Japan seine Lage ändern könnte. Einerseits habe Japan mit seinen Abenomics bisher die drei Hauptziele nicht erreicht, die da wären 1) die Inflation auf 2% bringen, 2) einen Primärüberschuss erzielen und 3) 2% Wirtschaftswachstum. Nun könnte Japan, so der IWF, diese Ziele kräftig nach unten anpassen. Das würde aber vor allem bei mehr Gelddrucken noch mehr Risiken bei der finanziellen Stabilität bedeuten als ohnehin schon.

Oder wenn man diese Ziele beibehalten wolle, müsse Japan folgende Maßnahmen einführen: Die Regierung müsse die Unternehmen dazu anhalten die Gehälter kräftig zu erhöhen, um die Inflation in Schwung zu bringen. Mehr Frauen und ältere Menschen sollten animiert werden aktiv am Arbeitsmarkt teilzunehmen (das Demographieproblem in Japan ist viel schlimmer als in Europa). Auch wichtig für den Arbeitsmarkt sei es ausländische Arbeitskräfte nach Japan zu bringen. Aber das, so meinen wir, wird wohl kaum passieren, da Japan in Sachen ausländische Arbeitskräfte, Einwanderer und Flüchtlingsaufnahme eine in weiten Teilen abschottende Politik betreibt. Und abschließend sei es auch wichtig den Arbeitsmarkt zu deregulieren. Um die Schulden des Staates zurückzufahren solle Japan die Mehrwertsteuer erhöhen. Wir meinen gerade das würde doch den Konsum abwürgen. Und wird der monströse Schuldenberg überhaupt jemals abzutragen sein?

Wer es etwas genauer wissen will: Bitte auf diesen Link klicken für die aktuelle Länderüberprüfung Japans durch den IWF.

Hier nochmal die gemäß IWF notwendigen Maßnahmen, die Japan nach vorne bringen sollen, im Originaltext:

Reload with income policies that spur firms to raise wages: With favorable wage-price dynamics essential to spur inflation, incomes policies will need a push. In addition to the already adopted decision to increase minimum wage growth by 3 percent per year, the authorities will need to induce private enterprises to raise wages, by mimicking the “comply or explain” mechanism used for corporate governance reform or expanding tax incentives (or introducing penalties as a last resort), as well as raising administratively controlled wages and prices in line with the inflation target.

Labor market reforms: The report argues that, to be effective, incomes policies need to be accompanied by significant labor market reform, as well as sustained and balanced fiscal and monetary support for demand. The labor market reform should aim to remove the country’s divided labor market between regular employees and lower-paid temporary ones by promoting new hiring under contracts that better balance job security and wage increases. At the same time, the “equal-pay for equal work” program should be accelerated. In addition, the authorities can eliminate the impediments to full-time or regular work through reform of the tax and social security system and an increase in available child care facilities, as well as encourage more foreign workers into the country. The sustained demand support is necessary to facilitate the pass-through of higher wages to prices and to ensure that structural reforms do not create deflationary pressures.

Renewed focus on fiscal policy: Japan’s key long-term challenge remains—achieving fiscal sustainability. Here, the report recommends that the authorities adopt a gradual but steady path of consumption tax increases, starting as soon as possible, and an explicit expenditure rule to contain social security spending growth. In this context, strengthening fiscal institutions, for example, through more independent macro-fiscal forecasts to ensure that budget projections are built on realistic macroeconomic assumptions, is critical.



Quelle: IWF



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