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Der neue Ölkampf: Kanada gegen Saudi-Arabien

Alle gegen alle – das scheint das Motto am Ölmarkt zu sein. Und der Kampf wird härter, und bekommt mit Kanada nun einen neuen Player. Denn der nördliche Nachbar der USA wird in den nächsten Monaten neue Pipelines in Betrieb nehmen, die zu den Ölraffinierien der USA führen. Die Folge dürfte eine weitere Verschärfung des Preiskampfes sein, vor allem gegen die Konkurrenz aus Saudi-Arabien.

Während die Saudis ihre Preise für asiatische Kunden leicht erhöhen, versuchen Sie am Golf von Mexiko einen Fuss in der Tür durch Preisnachlässe für den US-Markt zu behalten (gestern der sechste Preisnachlass in Folge durch die staatliche Firma Aramco). Mit dem aus der Provinz Alberta in Kanada kommmenden Ölsand Crude, mit dem die Kanadier in direkte Konkurrenz zu den Saudis treten, erhöhen sich nun die Überkapazitäten am Markt: beide Sorten sind „heavy crude“, also eine andere Sorte als das in den USA dominierende „light crude“.

Kanada, das durch den fallenden Ölpreis vor einer schweren Wirtschaftskrise stehen dürfte, versucht händeringend, den Saudis das Leben schwer zu machen. So wurde am 01.Dezember die Flanagan South Pipeline, die von Illinois bis zum amerikanischen Ölzentrum Cushing in Oklahoma führt in Betrieb genommen – 600.000 Barrell pro Tag fliessen seitdem durch die Pipeline. Damit erhöht sich der Export aus Kanada in die USA erheblich: im Oktober letzten Jahres wurde der bisherige Rekorwert von 274.000 Barrell pro Tag erreicht – eine Steigerung um das Dreifache zum Vorjahr. Mit der neuen Flanagan South Pipeline stossen die Kanadier nun in völlig neue Dimensionen vor. Daten der U.S. Energy Information Administration zeigen, dass der Hauptleidtragende des kanadischen Angebots die Saudis sind – ihre Lieferungen in den US-Markt gehen stark zurück.

Insofern sind die Preisnachlässe der Saudis ein fast hilfloser Versuch, ihre Marktanteile zu halten. Bislang vergeblich – zumal viele Kunden der Saudis angesichts der Dynamik am Ölmarkt mittlerweile nicht mehr bereit sind, längerlaufende Verträge von etwa einem Jahr einzugehen. Sie wollen flexibel beleiben und möglichst schnell auf geänderte Marktlagen reagieren können. Es ist also kein Wunder, dass Saudi-Arabien nicht versucht hat, die OPEC zu einer Produktionskürzung zu bewegen: es hätte, zumindest am für die Saudis strategisch wichtigen Golf von Mexiko, schlichtweg nichts gebracht. Und so heisst der neue Kampf: Kanada gegen Saudi-Arabien. Der Verlierer dürfte schon vorher feststehen: der Ölpreis!



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