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Der saudische Öl-Minister erklärt den Texanern wie Freie Marktwirtschaft geht

FMW-Redaktion

Gestern war der wichtigste Mensch auf diesem Planeten in Sachen Öl zu Gast im texanischen Houston, auf der „IHS Cera Week“-Konferenz, wo sich die amerikanische Fracking-Industrie versammelt hatte. Vom saudischen Öl-Minister Ali Bin Ibrahim Al-Naimi hatte die versammelte Öl-Elite erwartet, dass er ein Statement abgibt, wie es denn nun weiter geht mit der Fördermenge der OPEC bzw. der saudischen Deckelung, wie in den letzten Tagen halbherzig verkündet – oder doch endlich, endlich eine Reduzierung?

Al-Naimi Freie Marktwirtschaft
Der saudische Öl-Minister Ali Al-Naimi. Foto: Paradoxicalengineer / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Nichts da, Al-Naimi machte sich daran die versammelten Herrschaften zu informieren wie „Freie Marktwirtschaft“ geht. „Sie (die US-Ölproduzenten) müssen entweder ihren Break Even senken, neue Schulden aufnehmen oder ihren Laden dicht machen“, so übersetzen wir seinen Ausspruch. Viele Branchenvertreter befinden sich derzeit genau in diesem Niemandsland. Einige sind schon pleite, andere können gerade jetzt ihre Anleihen nicht bedienen und suchen nach Wegen der Umschuldung, andere bangen und hoffen, und fördern trotzdem weiter was das Zeug hält. Aber so einfach hat Al-Naimi den Anwesenden den freien Markt erklärt – diese drei Optionen haben sie. Und sein Ausspruch ist ein klares Signal, dass die Golfstaaten definitiv nicht selbst die Fördermenge reduzieren werden – der Ölkrieg um Marktanteile geht also mit voller Kraft weiter. Al-Naimi sagte es auch nochmal klipp und klar: Die Deckelung der Fördermenge sei keine Reduzierung. Wenn man erwarte, dass extrem günstig produzierende Anbieter (wie die Saudis) ihre günstige Produktion zurückfahren und die teure Produktion (Fracking) indirekt zu subventionieren, würde dies nur eine zwangsläufige Bereinigung des Marktes verzögern.

Die Fördermenge in den USA geht jetzt gerade und in den nächsten Monaten nicht deswegen zurück, weil die Produzenten gemerkt haben, dass sie mit ihrer Produktionsausweitung der letzten Jahre den niedrigen Ölpreis verursacht haben. Nein, die Fördermenge in den USA sinkt momentan nur, weil einige von ihnen ihren Laden gerade dicht machen – pleite. Mehr als 70 Fracker in den USA können derzeit ihre Schulden nicht planmäßig bedienen – sie sind die nächsten in der Schlange zur Liquidation ihres Geschäfts.

Laut Al-Naimi werden drei Gründe zur Ausbalancierung des Marktes führen:

1. Die aktuell verkündete Deckelung der Angebotsmenge durch einige OPEC-Länder, Russland und Co.
2. Die Pleite vieler Fracking-Firmen, wodurch die Prouktionsmenge sinkt.
3. Die nach und nach steigende weltweite Nachfrage.

Al-Naimi sagte den Anwesenden auch es klinge zwar hart, aber so sei es halt – u.a. durch die Reduzierung der Fördermenge in den USA komme es zur Auslancierung des Marktes. Da hatten die Anwesenden sicherlich etwas anderes erwartet. Denn in der Tat – die Saudis, VAE, Russland und Co waren zuerst da – warum sollten sie ihre eigene Produktionsmenge reduzieren und Platz machen für die Fracker aus den USA und Kanada? In Texas und North Dakota, den beiden wichtigsten Fracking-Bundesstaaten in den USA, ist jüngst die Öl-Fördermenge zum ersten Mal seit dem Beginn des Fracking-Booms gesunken – wie vorher beschrieben ein Effekt von Pleiten der Produzenten, nicht verursacht durch die Einsicht, dass die Fördermenge reduziert werden muss.

Unsere Prognose: Die überlebenden Fracking-Firmen in den USA werden diejenigen sein, die den niedrigsten Break Even bei der Produktion haben. Sie werden mit Konkurrenten fusionieren und/oder durch die großen Konzerne wie Exxon, BP und Co geschluckt werden, weil die genug Cash haben um so eine Krise durchzustehen. Die kleinen teuren Anbieter gehen nach und nach pleite – bezahlen tut dies letztlich der Investor, der die Schrottanleihen der Fracker in seinen Büchern hat – die werden wertlos und er trägt den Ausfallschaden.



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1 Kommentar

  1. Das ist schöne Theorie. In diesem System überleben die ruchlosesten, korruptesten, kriminellsten Elemente.

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