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Der vielleicht mächtigste Bankchef der Welt mit scharfer Problemanalyse der USA, und seinen Vorstellungen zur Problembehebung

Jamie Dimon ist als Chef von JP Morgan wohl der mächtigste Bankchef der Welt, erstickt in einem Millionengehalt, das derzeit wohl durch die glänzenden Geschäfte der Bank gerechtfertigt sein mag. Bei gigantischen zweistelligen Millionensummen...

FMW-Redaktion

Jamie Dimon ist als Chef von JP Morgan wohl der mächtigste Bankchef der Welt, erstickt in einem Millionengehalt, das derzeit wohl durch die glänzenden Geschäfte der Bank gerechtfertigt sein mag. Bei gigantischen zweistelligen Millionensummen pro Jahr mag so mancher fragen, ob das noch gerechtfertigt ist, aber so ist es eben. Wenn die Aktionäre mit ihm glücklich sind, wird er mit Geld zugeschmissen. Und so sitzt Dimon fest im Sattel, und kann weit entfernt von der letzten Finanzkrise quasi als der Vertreter der US-Bankenszene auftreten. In seinem gestrigen Aktionärsbrief sprach er nicht nur die Geschäfte der Bank an, sondern auch viele nicht so gut laufende grundsätzliche Dinge in den USA.


JPM-Chef Jamie Dimon. Foto: Steve Jurvetson/Wikipedia (CC BY 2.0)

Wo man im großen Bild sagen kann, dass die USA doch de facto eine Vollbeschäftigung haben (offiziell), dass die Wirtschaft brummt etc, gibt es doch beim genaueren Hinsehen arge Probleme, die Dimon klar anspricht. Da wären zum Beispiel die Studentendarlehen, die seit 2010, als die US-Regierung diese Kredite übernahm, von 200 auf 900 Milliarden Dollar gestiegen seien. Die Zahl nicht mehr zahlungsfähiger ehemaliger Stundenten hätte dramatisch zugenommen. Auch seien zum Beispiel die Gesundheitskosten pro Bürger in den USA ungefähr doppelt so hoch wie in den meisten anderen entwickelten Ländern.

In der letzten Dekade sei die US-Wirtschaft deutlich langsamer gewachsen als in den 50 Jahren davor. Die tatsächlichen durchschnittlichen Haushaltseinkommen in den USA seien laut Dimon im Jahr 2015 um 2,5% niedriger gewesen als 1999. Der Anteil der Mittelklasse-Haushalte sinke spürbar. Der Anteil der arbeitenden Menschen an der Gesamtbevölkerung sei zu niedrig. Und so geht es weiter. Auch ganz generell hat Dimon einiges auszusetzen. So hätten die USA in den letzten 16 Jahren Billionen von Dollars für Kriege ausgegeben – dieses Geld hätte man viel produktiver einsetzen können. Auch spricht er eine „mit Recht“ wütende Bevölkerung an, die inzwischen viel zu hoch verschuldet sei.

Aber da ist Jamie Dimon, so möchten wir sagen, in einer Art Falle. Er als JPM-Chef könnte doch zu aller erst für eine striktere Kreditvergabe bei Hauskrediten sorgen, für engere Grenzen bei der Aufnahme neuer Kreditkartenschulden usw. Aber dann würden sich alle bei ihm beschweren, dass er es den Amerikanern nicht ermögliche den amerikanischen Traum zu leben, nämlich auf Pump ein schönes Leben führen! Auch würde bei weniger Kreditvergabe an die Konsumenten die US-Wirtschaft entscheidend getroffen werden, da sie anders als Deutschland (Export) hauptsächlich vom Konsum lebt.

Was muss geändert werden?

Welche Lehren zieht Dimon aus seinen Worten, oder besser gesagt, was muss sich ändern? Da hat er natürlich als Bankmensch seine ganz subjektive Sicht auf die Dinge. Das regulatorische Umfeld (für Banken) seit unnötigerweise komplex, zu kostenintensiv und auch verwirrend. Schlecht durchdachte und unkoordinierte Regulierungen hätten der US-Wirtschaft geschadet, denn sie hätten Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen verhindert. Donald Trump hat jüngst erklärt er wolle die Regularien für Banken noch deutlich stärker lockern, als es bisher alle erwarten und als es von Banken selbst gefordert wurde.

Jamie Dimon sagt in seinem Brief aktuell dazu, dass er nicht alle Regeln des Dodd Frank-Gesetzes (Beschränkungen der Banken) abschaffen wolle. Man müsse aber alles überprüfen, und vieles überarbeiten oder abschaffen. In Sachen Kapitalvorschriften für Banken sagt Dimon man brauche Vorschriften, die transparenter, einfacher und mehr Risiko-basiert seien. Banken müssten derzeit zu viel Kapital vorhalten. Ein Teil davon könne aber sicher in die Finanzierung der US-Wirtschaft fließen. Also der Klassiker wie vor der Finanzkrise.

Der Abstand vom Eigenkapital der Banken zu ihren Risikopositionen soll wieder größer werden. Das bringt natürlich bei einem laufenden Markt deutlich steigende Bankgewinne. Wenn es wieder schief läuft bei der nächsten großen Finanzkrise, ist das Desaster deutlich größer als 2008. Denn nach der letzten Finanzkrise sind die meisten großen kaputten Anbieter nach netten Aufforderungen aus der Politik mit anderen großen Anbietern verschmolzen worden. Die Anbieter sind also weniger geworden. Die verbliebenen Anbieter sind somit aber größer und systemrelevanter als je zuvor, genau wie in Deutchland. Das Risiko steigt – denn es ist ja klar, dass Dimon von Trump das bekommen wird, was er will – wenn nicht sogar noch viel mehr.



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1 Kommentar

  1. Was muss geändert werden?

    Da wird der Bock zum Gärtner gemacht. Da nun mal die Geldschöpfung nur durch Kreditvergabe funktioniert, sollte DImon doch eigentlich froh sein über die 16 Billionen an Kriegskredite. Mehr Geheuchel ist einfach nicht möglich.
    Dimon weiß das ein Reset kommen muß, dafür wurde Trump auch eingestellt.
    Die mächtigste Bank der Welt sitzt nicht ohne Grund auf Bergen des unterbewertesten Metalls der Welt,… was wissen die was wir nicht wissen?

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