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Deutsche Aufseher weisen auf Nullzins-Probleme hin

FMW-Redaktion

Die Probleme der Nullzins bzw. Negativzinspolitik der EZB sind bekannt. Verluste für Sparer und keine Zinsmargen mehr für Banken und Sparkassen. Jetzt warnt sogar die deutsche Aufsicht BaFin ganz konkret vor den Folgen für Deutschland. BaFin-Präsident Felix Hufeld warnte gestern Banken hätten es immer schwerer „auskömmliche“ Erträge zu erwirtschaften. Auch führte die BaFin weiterhin aus, dass auch eine jetzige rasche Zinswende problematisch sein könnte, da Banken für ihre kurzfristigen Einlagen wieder mehr Zinsen zahlen müssten, als sie für die langfristig vergebenen Kredite bekommen.

Man weist auch auf das hohe Risiko für Pensionskassen hin, wo einzelne Kassen (durch die nicht vorhandenen Zinsen) möglicherweise demnächst nicht mehr aus eigener Kraft ihre Leistungen in voller Höhe erbringen könnten, warnte der für Versicherungen zuständige BaFin-Direkter Frank Grund. Auch diese Auswirkung der Nullzinspolitik der EZB ist denkbar: So will die BaFin laut der Wertpapieraufsichts-Direktorin Elisabeth Roegele herausfinden, ob Banken und Sparkassen systematisch Kunden benachteiligen, in dem sie bei Konsumentenkrediten Zinsveränderungen ungerechtfertigt langsam an die Kreditkunden weiterreichen.

Man kann es auch so formulieren: Bei nicht vorhandener Zinsmarge (dank der EZB) muss die kleine Sparkasse um die Ecke ja irgendwie ihr Geld verdienen, um Gehälter und Filialmieten bezahlen zu können, oder? Wir hatten darauf schon unlängst hingewiesen: Kleine Sparkassen werden wohl zunehmend fusionieren, und um Negativzinsen für Sparer zu vermeiden, Verwaltungsgebühren für bisher kostenlose Dienstleistungen erheben – also eine Art verdeckte Weiterreichung der Negativzinsen an die Bankkunden. Zwangsläufig geht es wohl kaum anders, denn die EZB wird wohl noch lange an ihrer Politik festhalten.

Hier die BaFin im Original auszugsweise:

„Das niedrige Zinsniveau bereite nicht mehr nur den klassischen Betroffenen wie den Lebensversicherern und Bausparkassen Probleme, sagte Hufeld. Es mache sich in den Bilanzen der gesamten Bankenbranche bemerkbar. Institute, deren Geschäftsmodell vor allem auf Zinserträgen und Fristentransformation basiere, täten sich immer schwerer damit, auf lange Sicht auskömmliche Erträge zu erwirtschaften. Man müsse sich möglicherweise irgendwann die Frage stellen: „Wie muss ein Geschäftsmodell beschaffen sein in einer Welt, in der der klassische Zinsertrag vielleicht nur noch eine untergeordnete Rolle spielt?“

Raimund Röseler, Exekutivdirektor der Bankenaufsicht, führte aus, dass gerade Institute mit breiter Kundschaft im Einlagen- und Kreditgeschäft vom Niedrigzinsniveau betroffen seien. „Mittlerweile weisen deutlich mehr als 50 Prozent aller Kreditinstitute erhöhte Zinsänderungsrisiken auf, Tendenz steigend“, erläuterte Röseler. Noch in diesem Jahr werde man beginnen, im Rahmen des SREP (Supervisory Review and Evaluation Process) für alle rund 1.600 Institute, die die BaFin direkt beaufsichtigt, einen Kapitalaufschlag festzusetzen, um die Zinsänderungsrisiken zu unterfüttern.

Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht, bekräftigte, dass das Niedrigzinsniveau die Lebensversicherer belaste. Dass sie sich verstärkt auf riskante Vermögenswerte stürzten, um ihre Garantiezusagen erfüllen zu können, könne die BaFin derzeit aber nicht bestätigen – auch nicht, was die kleineren Unternehmen angehe. Noch mehr als die Lebensversicherer litten allerdings die Pensionskassen unter dem niedrigen Zinsniveau. Einzelne könnten bald möglicherweise nicht mehr aus eigener Kraft ihre Leistungen in voller Höhe erbringen. „Mit ihnen besprechen wir aktuell, wie es weitergehen kann“, sagte Grund. Die Pensionsberechtigten stünden aber nicht ohne Schutzmechanismen da. Diese würden möglicherweise bald einem Praxistest unterzogen.“


Quelle: © Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht / www.bafin.de



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