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Deutsche Autoindustrie plädiert für Freihandel – Donald Trump wird es egal sein..

Fast alle Autobauer kriechen vor Trump zu Kreuze. Was aber macht und sagt eigentlich die deutsche Autoindustrie? Bislang schwieg man ja stille, aber nun, zur Eröffnung der Detroiter Automesse, gibt es Aussagen von VDA-Chef Matthias Wissmann..

FMW-Redaktion

In den letzten Wochen sind sie alle zu Kreuze gekrochen: die Automobilhersteller überbieten sich mit Ergebenheitsadressen an Donald Trump und wollen nicht mehr in Mexiko, sondern natürlich nun alle in den USA produzieren. Zuletzt war es FiatChrysler, das in einem Akt vorauseilendem Gehorsam bekannt gab, dass man in Michigan und Ohio eine Milliarde Dollar investieren will, um drei neue Modelle dort zu fertigen (siehe dazu unseren Artikel „Bevor die Drohung kommt: FiatChrysler mit Geschenk für Donald Trump“).

Was der Donald heute richtig gut findet:

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/818460862675558400

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/818461467766824961

Was aber macht und sagt eigentlich die deutsche Autoindustrie? Bislang schwieg man ja stille, aber nun, zur Eröffnung der Detroiter Automesse, gibt es Aussagen von VDA-Chef Matthias Wissmann. Und vorweg: es ist keine Ergebenheitsadresse an Trump wie bei anderen Herstellern, sondern der zaghafte Versuch, an die Vernunft zu appellieren. Und unter Vernunft versteht die deutsche Autoindustrie: Freihandel. Also das Gegenteil dessen, was Trump plant und möchte.

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Matthias Wissmann, seit 2007 Chef des Verbandes der Automobilindustrie und 1993 bis 1998 deutscher Verkehrminister
Foto:RudolfSimon – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27442729

Auf einer Pressekonferenz zur Eröffnung der Detroiter Automesse sagte Wissmann, dass die deutschen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen ihre Auto-Produktion in den USA seit dem Jahr 2009 vervierfacht hätten. Alleine im Jahr 2016 hätten die großen deutschen Hersteller 850.000 Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten produziert. Das, so Wissmann, sei doch ein klares Bekenntnis zu den USA als Industriestandort – und ein bißchen nach Ergebenheitsadresse an Donald Trump hört sich das natürlich dann doch an.

Aber immerhin ist (noch?) nicht die Rede davon, dass man selbstverständlich verstärkt in den USA und nicht in Mexiko produzieren werde – im Gegenteil. Denn Wissmann hatte eine Botschaft an Trump: es sei doch sehr vernünftig, wenn man das Handelsabkommen Nafta (zwischen den USA, Mexiko und Kanada) nicht in Frage stellen und weiter bei der Zollfreiheit bleiben würde („It would certainly also be smart not to call the absence of import duties within NAFTA into question.“). Und ja: der freie Handel sei doch auch für die US-Unternehmen vorteilhaft, so Wissmann.

Laut VDA-Chef produzierten die deutschen Autohersteller 2016 425.000 Fahrzeuge in Mexiko – also genau die Hälfte der in den USA produzierten Einheiten. Aber – so Wissmann – nur 41% der in den USA gefertigten Fahrzeuge würden in den USA verkauft,der Rest für den internationalen Markt. Subtext der Aussage: wir schaffen Jobs in den USA, indem wir dort Autos produzieren, die wir überwiegend ausserhalb der USA verkaufen. Und so hätten die Deutschen 110.000 Jobs in den USA direkt oder bei Zulieferern geschaffen. Und wenn doch TTIP käme, dann könnten doch auch die USA zollfrei ihre Autos in die EU exportieren, so fast schon der hilflose Appell von Wissmann – denn faktisch ist ja seit der Wahl Trumps nichts so sehr tot wie TTIP!

Aber ob Trump das vernehmen wird? Nicht sehr wahrscheinlich. Der kümmert sich nämlich heute vorwiegend um Meryl Streep, die ihn bekanntlich gestern attackiert hatte – und natürlich – völlig überschätzt sei (das hat Trump bisher über alle Künstler gesagt, die ihn kritisiert hatten):

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/818419002548568064

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/818421066859167746



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3 Kommentare

  1. Freihandel bedeutet übersetzt Lohndumping. Industrieproduktion wird in Niedriglohnländer verlegt und das Land mit den niedrigsten Löhnen und schlechtesten Sozialstandards gewinnt. Was daran gut oder vernünftig sein soll verstehe ich nicht. Grotesk daran ist nur dass ein rechts-konservativer Trump dieses unfaire System angreift und anprangert und es hoffentlich beendet bzw. die schlimmsten Auswüchse davon. Die weltweite Linke hat diesbezüglich gnadenlos versagt.

  2. Träumen Sie weiter! In Zeiten der Automatisierung werden mehr und mehr hochwertige Industriejobs Robotern zum Opfer fallen oder für schlichte Gemüter formuliert: 100 chinesische Industriearbeiter werden entlassen und in den USA ersatzweise 10 Roboter installiert und zwei Ingenieure zur Wartung, Kontrolle und Instandhaltung eingestellt – that´s it, denn Profitmaximierung gehr klar vor Patriotismus. Alles andere ist naiv. Shareholder Value ist eine US-Erfindung und die kennt keinen Humanismus – Trump hin oder her. Und wenn Trump und seine rechte rechtsnationalen Kumpels versuchen sollten, den mächtigen internationalen Konzernen angelsächsischer Prägung zu sehr ans Bein zu pinkeln, wird er das gleiche Schicksal erleiden wie Kennedy, wetten? (Trump legt sich meiner Meinung nach kit zu vielen sehr mächtigen Gruppen gleichzeitig an, der Mann überschätzt sich und die Gegenmaßnahmen ernsthafter Natur werden nicht lange auf sich warten lassen).

    1. Trump ist sowas von einfach gestrickt, daß ihn die
      Politik und die Finanzelite nicht ernst nehmen und eher herumschubsen werden.
      Da twittert ein zukünftiger US Präsident herum wie ein Schüler, der ein neues Smartphone bekommen hat, einfach lächerlich und unwürdig.

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