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Deutsche Bank: Derivate, Eigenkapital und ein Rüffel aus Italien für die Bundesbank

Die Deutsche Bank hatte schon gute Fortschritte macht (leicht ironischer Unterton). Die Derivateposition in der Bilanz lag Ende 2013 bei 54 Billionen Euro (nicht Milliarden, sondern Billionen). Ende 2015 lag sie nur noch bei...

FMW-Redaktion

Die Deutsche Bank hatte schon gute Fortschritte macht (leicht ironischer Unterton). Die Derivateposition in der Bilanz lag Ende 2013 bei 54 Billionen Euro (nicht Milliarden, sondern Billionen). Ende 2015 lag sie nur noch bei 42 Billionen Euro. Nun, da kriegt man erstmal einen großen Schreck: So eine gigantische Summe, was soll das? Natürlich muss man der Fairness halber sagen, dass das nicht bedeutet, dass eine Bank mit solchen Summen stumpf auf einzelne Marktrichtungen setzt. Oft können sich Risiken durch gegenläufige Bewegungen aufheben. Aber dennoch bleibt das nicht so gute Gefühl: Was wenn Überhangpositionen nur ein ganz klein wenig in die falsche Richtungen laufen? Würde das möglicherweise schon reichen um die Bank ins Wanken zu bringen Herr Schäuble?

Würde Angela Merkel dann sagen jetzt greifen erst einmal die neuen EU-Bankregeln, wonach Aktionäre und Anleihegläubiger dran glauben müssen? Und erst danach kommt der deutsche Steuerzahler? Ja, so müsste es sein, aber wohl noch in der selben Sekunde müsste sie sagen, dass auch der deutsche Steuerzahler massiv frisches Eigenkapital in die Bank pumpt, denn sie ist mehr noch als vor der Finanzkrise die „Systemrelevanz“ in Deutschland schlechthin. Wie wir ja alle wissen, stehen aktuell weitere 14 Milliarden Dollar Strafzahlung an, die von der Deutschen Bank Richtung US-Justiz überwiesen werden sollen.

Die deutschen Regulatoren Bundesbank, BaFin und Co stehen sehr kritisch zu dieser Forderung. Die Deutsche ist auch sehr zuversichtlich, dass man diese Summe kräftig drücken kann. Aber selbst wenn: Die Societe Generale hat kalkuliert, dass die Deutsche Bank „signifikant unterkapitalisiert“ wäre, selbst wenn sie die Strafzahlung aus eigenen Reserven zahlen könnte. Jegliche Zahlung von mehr als 5,4 Milliarden Euro würde eine Kapitalerhöhung nötig machen, damit die Strafe überhaupt bezahlt werden könne, so SocGen. Wie bitter für Teilnehmer so einer Kapitalerhöhung – man weiß, dass das eigene Geld unmittelbar in den US-Staatshaushalt überwiesen wird…

Als hätte die Deutsche Bank nicht schon genug Spott und Häme zu erleiden, geht es aktuell noch besser. In der italienischen Zeitung La Stampa sagte Bundesbank-Chef Jens Weidmann am Montag Italien müsse endlich seinen Bankensektor in Ordnung bringen (die dortigen Banken sind überladen mit notleidenden Krediten). Die Reaktion: Italiens Premier Matteo Renzi sagte während eines Aufenthalts in New York Weidmann solle sich lieber darauf konzentrieren die Probleme mit seinen eigenen Banken zu beheben – diese hätten „hunderte und hunderte und hunderte von Milliarden Euros an Derivaten in ihren Büchern“.

Jeder in der Branche weiß: Damit ist nur eine Bank gemeint, die Deutsche Bank mit ihren 42 Billionen Euro! In der Tat, das ist ein Problem. Vielleicht sollten sich Schäuble, Weidmann und Co darüber mal perspektivisch und strukturell Gedanken machen! Nur so eine Idee…

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4 Kommentare

  1. Renzi hat recht, Weidmann soll vor der eigenen Tür kehren.

  2. Um die Deutsche Bank ist es derzeit überhaupt nicht gut bestellt… Das mit den Derivatepositionen ist ja schon seit Jahren bekannt, dennoch aber sehr gefährlich. Kurzfristig ist die viel größere Gefahr die geforderte Milliardenzahlung aus den USA!

    14 Mrd. dürften es nicht werden, dennoch denke ich das die DB zwischen 5-10 Mrd. Dollar auf den Tisch wird legen müssen. Die DB hat schlich und ergreifend einfach das Geld nicht um auch nur ansatzweise irgendwas zahlen zu können. Fragt sich nur, wie man mit der Ausgangsposition und dem niedrigen Kurs eine Kapitalerhöhung platzieren will ?

    Der Fall Deutsche Bank könnte brenzlig werden, und das ausgerechnet wo im nächsten Jahr gewählt wird…

  3. Beide haben recht. Mir is aber egal wer recht hat. Die sollen endlich mal was tun und nicht nur klug daherreden. Wie immer wirds am Ende heißen: Wer zahlt? Der Kleine! ;)

  4. Fraglich, ob der Name nicht irreführend ist. Bei 42 Billionen Euro Derivaten ist es eher ein großes Spielcasino oder ein Hedgefonds. Und die Aktionärsstruktur (https://www.db.com/ir/de/aktionaersstruktur.htm) lässt auch Zweifel, ob das „Deutsche“ in der Firma berechtigt ist. Zwar wird inzwischen wieder etwas mehr als die Hälfte des Kapitals in Deutschland gehalten. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es von Deutschen gehalten wird. Und eine besondere Beziehung zu Deutschland kann ich bei unserer Kanzlerin auch nicht erkennen. Wenn also der Fall eintreten sollte (das bleibt uns hoffentlich erspart), dass wieder einmal „gerettet“ wird, dann wird dies auf Anweisung des Kapitals von Außerhalb geschehen.

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