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Deutsche Inflation heute schon heute bei 2%? Warum Mario Draghi das nicht interessieren wird

Heute um 14 Uhr wird für Deutschland die aktuellste Inflationsrate veröffentlicht. Sie dürfte zu einem Problem für Mario Draghi werden, was ihn aber vordergründig nicht wirklich interessieren dürfte...

FMW-Redaktion

Heute um 14 Uhr wird für Deutschland die aktuellste Inflationsrate veröffentlicht. Sie dürfte zu einem Problem für Mario Draghi werden, was ihn aber vordergründig nicht wirklich interessieren dürfte. Für Januar wird allgemein auf Jahresbasis eine Inflation von inzwischen 2% erwartet nach 1,7% im Vormonat. Das gilt auch für den für die EZB entscheidenden „Harmonisierten Verbraucherpreisindex“ (HVPI). Vier Jahre musste man warten, bis es in Deutschland wieder so eine Zahl gab. Und Deutschland als größte Volkswirtschaft in der Eurozone hatte schon zuletzt den Schnitt gut hochgezogen, so dass die Eurozonen-Inflation gut anzog.

Wie wir erst am Freitag berichteten, rollt aktuell auch die Preislawine über die Importpreise nach Deutschland.


EZB-Chef Mario Draghi. Foto: EZB

Viel schneller als noch vor zwei Monaten erwartet nähert man sich in der Eurozone der Zielmarke von +2%. Bis dahin will die EZB die Inflation ansteigen sehen. Erst wenn man diese Marke erreicht hat, sah man im EZB-Tower bisher die Gefahr der Deflation „so weit gebannt“, dass man seine Maßnahmen abstellen kann, also das Aufkaufen von Anleihen in Billionenhöhe und Negativzinsen für Bankeinlagen bei der EZB. Eigentlich müsste sich Mario Draghi daher freuen, dass bald wohl endlich Schluss ist mit den ganzen nervigen Maßnahmen, die ja auch ständig Kritik auf ihn einprasseln lassen von Ökonomen, Politikern und Pressevertretern.

Aber Mario Draghi, der wird wohl gar nicht daran denken in den nächsten Monaten die vorher genannten Maßnahmen einzustellen. Warum? Das hat er jüngst angedeutet, als er sagte die Inflation stehe noch gar nicht auf einem soliden Fundament. Sie würde gerade ja nur ansteigen, weil die Energiepreise die gesamte Inflation so kräftig hochziehen. Abgesehen davon sei ein breiter gesunder Anstieg aller Preise noch nicht auf breiter Front zu sehen, so kann man seine jüngsten Aussagen sinngemäß zusammenfassen. Daher müssten die Maßnahmen erst noch weiter aufrecht erhalten werden, um zu warten, bis die Preise auch abseits der Energiepreise kräftig anziehen.

Dazu meinen wir: Erstens erwähnt Mario Draghi nicht, dass es gerade die Energiepreise waren, die die Inflation quasi an den Rand der Deflation trieben. Folglich hätte er damals auch sagen können, dass die EZB gar keine Maßnahmen nötig gehabt hätte, weil man nur warten muss, bis die Energiepreise wieder steigen, dann steigt die Gesamtinflation auch wieder auf ein normales Maß. Warum also pocht Mario Draghi jetzt darauf, dass eine Inflation von kurz vor 2% nicht ausreicht, und dass gestiegene Energiepreise, die ja zur Inflation fest dazu gehören, kein sicheres Zeichen für steigende Preise sind?

Die Antwort ist einfach, passt aber nicht ins Konzept. Mehrmals in den letzten Jahren hatte Mario Draghi öffentlich verkündet mit seinen Maßnahmen verschaffe er der europäischen Politik Zeit für Strukturreformen, um die Euro-Krise, Finanzkrise und hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Allein schon diese Aussagen überschritt sein Mandant bei weitem. Es geht Draghi eben in erster Linie nicht um Geldpolitik, also den Schutz vor Deflation. Er fungiert als Ersatz-Wirtschaftsminister der Eurozone, und versucht seit Jahren verkrampft die Konjunktur anzukurbeln. Das aber ist definitiv nicht das Mandat der EZB. Sie hat nur für stabile Preise zu sorgen. Wirtschaftspolitik ist Aufgabe der Politiker, nicht der EZB als Notenbank.

Öffentlich so direkt aussprechen darf Draghi seine „tatsächliche Intention“ nicht, weil dann wieder die bekannten Ökonomen die Gerichte stürmen und gegen seine „Geldpolitik“ klagen würden. So muss Draghi jetzt notgedrungen Argumente finden, warum eine Inflation von wohl bald 2%, die ja seine Zielmarke darstellt, doch noch keine „echten“ 2% sind. Die Energiepreise sind also schuld. Sie täuschen angeblich darüber hinweg, dass andere Preise noch nicht so richtig angesprungen sind. Damit Draghi seine Gelschwemmen-Politik nicht so schnell beenden muss, hat er gleich noch ganz neue Kriterien aufgestellt, wie das mit der Inflation alles zu verstehen ist.

Es reiche plötzlich nicht mehr, dass die Inflation in der Eurozone auf 2% steigt. Nein, in allen Ländern der Eurozone müssten sich die Zahlen angleichen – also sind die Durchschnitte nicht mehr entscheidend? Also verweist man stets auf das schwächste Glied in der Kette? Auch müsse die Preissteigerung sich selbst tragen, und nicht mehr abhängig sein von seiner Geldpolitik (wie lustig). Auch müsste man erst sicher sein, dass die steigenden Preise sich „nachhaltig manifestieren“. Also abwarten, abwarten, abwarten. Mit solchen Aussagen kann Draghi die Beendigung seine Geldpolitik bis in alle Ewigkeit hinauszögern!



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3 Kommentare

  1. Es ging noch NIE um die Inflation, es ging schon immer um die Staatsschulden. Wie kann man einen tollen Haushalt hinlegen? Wir rechnen einfach Rauschgift und den Puff mit hinein, hat aber nicht gereicht, Mario wir haben ein Problem!

  2. wo ist das Kontrollorgan der EZB?..ups…keines da!
    Die ganze Eurozone ist ein politisches Fehlkonstrukt :(

  3. Wie kommt der EZB an al das Geld für das Abkaufprogramm? (wenn ich mich nicht irre, €60.000.000.000,00 pro Monat) Wunder mich immer wie die soviel Geld ausgeben können, und ich möchte gern ein ähnliches Geschäft starten!

    (Entschuldige die schreibfehler, bin Hollander ;))

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