Europa

Deutschland: Dienstleistungssektor bricht ein

Lage im deutschen Dienstleistungssktor so schlecht wie seit gut drei Jahren nicht mehr - aber in Großbritannien geschehen Wunder..

FMW-Redaktion

Irgend etwas scheint im Busch zu sein in Sachen Konjunktur in Deutschland und Europa. Zumindest wenn man den Einkaufsmanagerindizes glaubt, die meist ein sehr guter Frühindikator sind. Letzte Woche schon die warnenden Töne des Chefsvolkswirts von Markit (das Unternehmen, das die Daten erhebt), Chris Williamson, angesichts eines sich klar abschwächenden Trend im verarbeitenden Gewerbe:

„So droht anlässlich des niedrigsten Auftragszuwachses seit eineinhalb Jahren eine weitere Abkühlung im September. Ausschlaggebend für die Auftragsdelle waren laut Befragten nicht zuletzt der höhere Außenwert des Euro und die verringerten Exporte nach Großbritannien.“

Heute dann der Einkaufsmanagerindex für den Bereich Dienstleistungen aus Deutschland mit 51,7 und damit dem schwächsten Wert seit gut drei Jahren. Dazu schreibt Markit:

„Das Wachstum im Dienstleistungssektor trübte sich im August ein, nachdem Geschäftstätigkeit und Neuaufträge auf die tiefsten Stände seit über drei Jahren beziehungsweise einem Jahr fielen. Darüber hinaus verschlechterte sich der Jahresausblick auf den niedrigsten Wert seit letztem Oktober.“

Und Oliver Kolodseike von Markit kommentiert die deutschen Daten so:

„So hält man in der Branche vorerst den Atem an und harrt der Dinge, die da kommen könnten. Der Optimismus ist etwas abgeflaut, die Neuaufträge sind leicht zurückgegangen und einige Umfrageteilnehmer berichteten zum wiederholten Male von freien Kapazitäten – soll heißen die Unternehmen könnten in Zukunft zurückhaltender bei ihrer Einstellungspolitik agieren.“

Und Chris Williamson fordert mit Blick auf die Schwäche des Dienstleitungssektor in Deutschland erneut rasches Handeln der EZB – sie müsse noch in dieser Woche ihr QE erhöhen:

„Die Umfrage heizt die Erwartung an, dass die EZB lieber heute als morgen weitere Wachstumsanreize lanciert. Damit steigt der Druck auf die Geldpolitiker, noch vor dem Wochenende Maßnahmen zugunsten verbesserter Wachstumsaussichten und zum Erreichen des Inflationsziels zu unternehmen, wenn nötig unter Ausweitung der Quantitativen Lockerung.“

Na klar, was sonst – das QE der EZB hat schon so segensreiche Wirkungen bisher, dass man einfach die Dosis erhöhen muß, um die Dinge wieder zu heilen.

Übrigens stieg der heute veröffentlichte britische Einkaufsmanagerindex für den Bereich Dienstleistung von 47,4 im Vormonat auf nun 52,9 (Prognose war 50,0) – das ist der größte monatliche Anstieg, seit die Daten erhoben werden (also seit 20 Jahren). Einige Kommentatoren ziehen daraus die Schlußfolgerung, dass der Schock des Brexit-Votums abgeebt sei – was wir für Unsinn halten. Vielmehr verbessert der Fall des Pfunds die Chancen auch der britischen Dienstleister beim Export ihrer Dienstleistung – man wird schlicht konkurrenzfähiger, zumal Dienstleistung in UK so ziemlich das einzige ist, was wirklich wettbewerbsfähig ist..

Aber jetzt gleich zur Kehrseite der Medaille: so stieg die Unterdeckung bei den Pensionsverpflichtungen der 350 größten britischen Unternehmen von 139 Milliarden Pfund Ende Juli auf nun 189 Milliarden Pfund Stand Ende August, wie soeben veröffentlichte Daten des Pensions Risk Survey von Mercer zeigen. Für den Staat UK stieg die Unterdeckung bei den Rentenverpflichtungen auf nun 926 Milliarden Pfund – ein Anstieg von 70 Milliarden Pfund zu Vormonat. Das sind die höchsten je von Mercer gemessenen Werte! Blame it on the crashing pound!

Wer soll dieses Defizit jemals ausgleichen? Die EU wahrscheinlich nicht mehr..



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2 Kommentare

  1. „daß der Schock des Brexit-Votums abgeebt sei – was wir für Unsinn halten.“
    a) Welcher Schock?
    b) Wer ist wir? Das ganze Team in Einheitsmeinung? Ich dachte, es wären unterschiedliche Meinungen in der Redaktion, in friedlicher Coexistenz?
    c) Und ich dachte, da England die Eu verläßt, kracht dort alles ein, Wirtschaft, Beschäftigung, Wert des Pfunds, Renomme Englands usw usw.
    Stattdessen „Schwankungen“. Ojéé.

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