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Die Bundesregierung ist sich sicher: Es gibt derzeit gar keine Immobilienblase

Jeder weiß es, jeder sieht es, nur einer nicht. Die deutsche Bundesregierung. Die ist sich anscheinend sicher: Derzeit gibt es gar keine Immobilienblase in Deutschland...

FMW-Redaktion

Durch die EZB-Politik schwemmt Geld in Billionenhöhe in die Aktienmärkte, und vor allem in die Immobilienmärkte in Europa, und das vor allem in Deutschland, dem „Hort der Sicherheit“ auf diesen Planeten. Jeder weiß es, jeder sieht es, nur einer nicht. Die deutsche Bundesregierung. Die ist sich anscheinend sicher: Derzeit gibt es gar keine Immobilienblase in Deutschland. Woraus schließen wir das? Nun, aktuell versucht man in Berlin vorsorglich (!) ein Maßnahmenpaket zu schnüren, mit dem man einer Immobilienblase vorbeugen kann.

immobilienblase
Beispielbild eines Fertighauses. Foto: Andreas Koll/Wikipedia (CC BY 2.5)

Die Preise für Eigentumswohnungen, Bauland und vor allem die Wohnungsmieten steigen, und steigen, und steigen. Wer es gerne statistisch mag: Laut Statistischem Bundesamt und Eurostat sind die Preise für Mieten der Preistreiber Nummer 1 in Europa! Die FAZ schreibt heute Zitat „die Finanzaufsicht soll vorsorglich neue Instrumente erhalten, um im Fall einer drohenden Blase am Immobilienmarkt einschreiten zu können.“ Das Bundesfinanzministerium hat laut FAZ jetzt einen Gesetzesentwurf an andere Ministerien verschickt, der also bei einer „drohenden“ Immobilienblase die Kreditvergabe von Gesetzes wegen erschweren soll. Das bedeutet im Umkehrschluss: Derzeit gibt es so eine Blase noch gar nicht!

Gemäß 2015 vom „Ausschuss für Finanzstabilität“ gemachten Empfehlungen soll, wenn denn die Blase anfängt zu entstehen (Lacher), die Kreditvergabe eingeschränkt werden, wodurch die Preise nicht mehr so stark steigen sollen – denn bei weniger Nachfrage nach Bauland und Eigentumswohnungen sinken die Preise (Angebot und Nachfrage). Man hört laut FAZ aus dem Finanzministerium, dass zur Zeit keine Immobilienblase in Sicht sei – aber es sei richtig jetzt schon eine Vorsorge für diesen Fall zu schaffen. Wir meinen: Liebe Damen und Herren vom Finanzministerium, einfach mal nach Preisen für Eigentumswohnungen erkundigen, und danach nochmal mit 120 anderen Wohnungssuchenden Schlange stehen im Treppenhaus bei der Besichtigung für eine runtergekommene Mietwohnung. Und dann vielleicht mal neu darüber nachdenken, welchen Immobilienstatus wir aktuell in Deutschland haben.

Gut, genug gelacht/geweint. Wie sehen die geplanten Notfallmaßnahmen für den „Fall der Fälle“ (nochmal Lacher) denn aus? In laufende Kredite mit Anschlussfinanzierungen, sozialen Wohnungsbau und andere Sonderfälle soll nicht eingegriffen werden. Laut Gesetzentwurf sollen aber bei Neukrediten Zeiträume festgelegt werden, bis wann ein bestimmter Anteil eines Kredits zurückgezahlt sein muss. Alleine das würde die Kreditvergabe wohl schon deutlich bremsen. Auch soll eine Grenze festgelegt werden können, wie hoch der Anteil der Fremdfinanzierung sein darf, also wie viel beim Immobilienkauf maximal von der Bank als Kredit kommen darf. Je höher der Eigenanteil des Immobilienkäufers, desto länger muss er erstmal selbst ansparen – auch das würde wohl die Blase dämpfen.

Weiter geht es mit der Möglichkeit, dass gesetzlich vorgeschrieben wird, wie viel des verfügbaren Einkommens der Kreditnehmer maximal für die monatliche Kreditrate ausgeben darf – genauso soll es eine monatliche Mindesttilgung geben. Auch soll das Einkommen des Schuldners in Relation zu seinen gesamten Schulden gesetzt werden, also auch die er außerhalb des Immobiliendarlehens hat. Addiert man die hier genannten Maßnahmen zusammen, landet man wo? Richtig, in einer „Immobilien-Planwirtschaft“. Das geht in die Hose. Der Staat kann ja noch nicht mal Banken selbst betreiben (HSH, WestLB uvm). Wie will er dann bis ins kleinste Detail selbst vorschreiben, welcher Kunde gut genug für einen Immobilie ist, und welcher nicht. Es würde gemäß dieser Vorgaben zu einem richtigen „Raster“ kommen. Mit diversen Faktoren wird der Kunde mehrfach durchgecheckt. Nach und nach fallen dann immer mehr Kunden durch das Raster.

Eine Preisblase könnte man mit diesen Maßnahmen womöglich teilweise abwürgen, aber man würde auch sehr viele eigentlich gut verdienende Menschen davon abhalten zum Beispiel das lange geplante Eigenheim zu kaufen, wo man doch eigentlich solvent genug dafür wäre. Es ist wie es ist: Die für diese Blase verantwortliche Notenbank muss endlich die Zinsen anheben – damit bekämpft man solche Blasen, und nicht mit einer völligen Planwirtschaft bei der Kreditvergabe! Aber all das ist ja reine Zukunftsmusik. Denn laut Finanzministerium läge es an der zukünftigen Marktentwicklung, ob diese genannten Maßnahmen irgendwann mal zur Anwendung kommen. Denn wie wir jetzt alle gelernt haben, gibt es die Immobilienblase in Deutschland noch gar nicht! Es ist ja bisher nur ein Planspiel für den „Fall der Fälle“. (lach)



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7 Kommentare

  1. Das hört sich nach Spanien 2006 realoaded an. Alle sagten es gibt kein Immobilienblase und der Rest ist Geschichte!

  2. Einfach mal Gewinne aus Immobilien Investments besteuern (wie sich das gehören sollte) und schon sind einige Spekulanten weniger am Markt.

  3. Seit wann ist es Aufgabe des Staates, die Kreditwürdigkeit eines Kreditnehmers zu beurteilen?
    Wir haben keinen Kapitalismus, auch keine (soziale) Marktwirtschaft, sondern – wie zutreffend beschrieben – Planwirtschaft in Reinkultur. Das fängt bei der EZB an und hört bei dem „Ausschuss für Finanzstabilität“ noch lange nicht auf. Nur an die Ursache der mangelnden „Finanzstabilität“ traut sich keiner ran. Schafft das Falschgeld ab und deren Verwalter, die Zentralbanken. Und dann braucht es auch kein Finanzmarktstabilisierungsgesetz mehr.
    Nur am Rande: Was würde eine ausländische Bank unter CETA oder TTIP wohl machen, wenn ihr ein Kaffeekränzchen wie dieser lächerliche Ausschuss in die Geschäftspolitik grätscht?

  4. Irgendwie interessant, was hier so geschrieben wird.
    Allein schon die steigenden Preise sind ein Beleg für eine Blase?
    Früher bekam man 3 , 4 , 5 % Zinsen. Heute unter 1 %
    Früher kaufte man Immobilien die 4/5 % Rendite erwirtschafteten. Heute ist man mit 1% zufrieden.
    Da die Mieten nicht gefallen sind, konnte nur der Kaufpreis steigen.
    Und immer noch bekommen Menschen angelegtes Geld aus der Lebensversicherung oder aus auslaufende Staatsanleihen oder erben einfach.
    Und sie wollen ihr Geld vor den Risiken die in unserem Euro liegen sichern.
    Also lieber ohne Rendite Betongold, als Verluste auf dem Sparbuch.
    Solange es ein Bedarf an diesen Immobilien gibt, also Menschen die die Kosten für Zinsen und Tilgung aufbringen ist es noch keine Blase, so meine Meinung.
    In Spanien wurden Häuser gebaut, für die es keinen Käufer gab. In den USA könnten die Käufer von vornherein die Kosten durch steigende Zinsen nicht tragen.
    Wer hier kauft, hat sich gegen steigende Zinsen abgesichert, sonst gibt es keine Finanzierung. Also werden fallende Preise keine verkaufslawine auslösen und somit kann keine Blase platzen.
    Ich habe vielleicht zu wenig Ahnung, aber das Finanzministerium scheint es ja wohl auch so zu sehen.

    1. @B(l)aumann, die Lage ist ja ganz unterschiedlich, selbst bei deutschen Großstädten: Hamburg ist saturiert, die Preise stagnieren, Berlin hat noch Potential, weil sich internat. Investoren sagen, ist doch so schön günstig hier für eine der wichtigsten europ. Hauptstädte, und München ist definitv in einer Blase, und zwar aufgrund objektiver Kriterien (Verhältnis überdurchschnittlicher Verdienst zu Quadratmeterpreis); daher hat die UBS kürzlich München als Stadt mit der 5.größten Immobilienblase der westlichen Welt eingeschätzt..

  5. Deutschland hat eine sehr hohe Eigentumsrechtssicherheit. International sucht sich das Kapital einen sicheren Hafen der Rendite bringt. Innerhalb der EU machen einige Mitglieder ihre Hausaufgaben nicht und sind somit auch uninteressant für internationale Anlagen. Die deutsche Regierung schafft hier am Kernproblem der Immobilienblase für einfache Gemüter in klassischer Manier ein Placebo mit dem Namen Kreditrichtlinie. Sie geht das Problem überhaupt nicht an, sondern lenkt ab. Die Melkkuh sind die Bürger denen es trotz guter Gehälter immer mehr unmöglich wird, für das Alter ein Dach über dem Kopf zu haben. Sprich Eigentum! Leistung lohnt sich nicht.

    1. So ist es! Vater Staat braucht immer mehr Geld …. also mehr Steuereinnahmen! Daher ist es doch schön wenn die Immobilienpreise steigen, so kann der Staat nur gewinnen. In der nächsten Krise erhöht man dann kräftig die Grundsteuer und nun gewinnt der Staat schon wieder. Man muss nur nach Südeuropa schauen.

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