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„Die da“ im Silicon Valley: Wir bauen die Zukunft, für die Folgen sind wir nicht verantwortlich?

Neue Technologien bringen immer auch neue Arbeitsplätze mit sich. Es sind Menschen nötig um die neuen Technologien weiterzuentwickeln, zu verwalten und um sie herum eine Serviceindustrie zu schaffen. Dies wäre wohl die Argumentation...

Von Claudio Kummerfeld

Neue Technologien bringen immer auch neue Arbeitsplätze mit sich. Es sind Menschen nötig um die neuen Technologien weiterzuentwickeln, zu verwalten und um sie herum eine Serviceindustrie zu schaffen. Dies wäre wohl die Argumentation, wenn man die Technik-Elite fragen würde, wovon all die Menschen leben sollen, die durch Automatisierung und Digitalisierung ihre Arbeitsplätze verlieren. Und diese Argumentation ist auch durchaus nachvollziehbar – denn schließlich ist um das Internet herum in den letzten 20 Jahren eine weltweite Serviceindustrie entstanden, die Millionen von Arbeitsplätzen geschaffen und sehr viel Geld „produziert“ hat.

Aber je mehr neue Technologie zum Zuge kommt, desto mehr ist die Frage: Können diese neuen Technologien dauerhaft genau so viele neue Arbeitsplätze schaffen, wie durch sie verloren gehen? Daran kann man zunehmend Zweifel haben. Hinzu kommt noch, dass nicht jeder entlassene „kleine Arbeiter“ mal eben so als Webprogrammierer arbeiten kann. Das ZDF hat heute Nacht eine einstündige selbst produzierte Reportage ausgestrahlt – man hat das Silicon Valley südlich von San Francisco und die Stadt selbst besucht. Es dreht sich um Innovationen rund um Google, um Uber, Biotech uvm. Hört man z.B. Wissenschaftlern zu, die wie kleine Kinder im Sandkasten am menschlichen Erbgut rumbasteln, könnte man fast meinen hier will jemand Gott spielen.

Hört man so manchen der interviewten Innovationstreiber bei den großen Konzernen zu, könnte man auch meinen ihr Leitspruch ist „Wir bauen die Zukunft, für die Folgen sind wir nicht verantwortlich.“ Konkret würde das bedeuten: Die HighTech-Bastler erfinden neue Technologien, Millionen einfacher Dienstleistungssjobs werden dadruch wegrationalisiert – und wovon diese Menschen dann zukünftig leben sollen, das ist dann wohl Aufgabe des Staates oder der „Rest-Gesellschaft“. Gewiss, Innovation kann man nicht aufhalten – aber da scheint ein fast religiöser Drang am Werk zu sein der Menschheit ungebeten etwas vermeintlich Gutes tun zu wollen – dieser Eindruck kann zumindest entstehen.

Aber bei dem Thema gehen wohl die Meinungen weit auseinander. Auch wir haben hier keine Schwarz Weiß-Sichtweise. Das Problem beim Silicon Valley liegt wohl in der blinden Innovations-Wut, die zu einer Art Selbstzweck wird, und der „Menschheit“ keine Zeit lässt den Arbeitsmarkt anzupassen. Diese Region in Kalifornien wirkt wie eine kleine Insel der glücklichen Zukunftsgestalter, während alle drum rum mit den Konsequenzen leben müssen. Aber wir wollen neue Technik hier nicht verteufeln. Sie ist nicht aufzuhalten – nur könnten die Damen und Herren Zukunftsgestalter sich parallel auch mal Gedanken machen, mit welchen Jobs sich die von ihr beglückte Menschheit nach all den Innovationsschüben und Produktivitätsschüben noch ernähren soll? Bitterböse könnte man „Karl Marx“-mäßig sagen: Ja, darauf eine Antwort zu finden, das ist in der Marktwirtschaft nicht etwas, dass die Leute im Silicon Valley zu beantworten haben, sondern in der Tat die Leute in Washington, Berlin und Peking.

Hier können Sie die Reportage sehen – sehenswert!



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1 Kommentar

  1. Auf den Atommüll muß man Millionen Jahre aufpassen, oder ihn zumindest für diese Zeit sicher verstauen. Haben wir noch alle Tassen im Schrank?
    a) Die Halbwertzeiten der Bestandteile vieler radioaktiver Abfälle dauern sehr lange. Von Plutonium-239 zerfällt beispielsweise innerhalb von 24.400 Jahren die Hälfte der Ursprungsmenge, bei Jod-129 liegt die Halbwertzeit bei 15,7 Millionen Jahren.
    b) Und wo bringt man bitte irgendetwas für 24.400 Jahre unter? Hoffen wir jetzt mal, daß nicht viel Jod-129 rumfliegt. Weil Millionen von Jahren ist nicht mehr vorstellbar.
    c) Wieso schießen wir den Atom-Müll nicht Richtung Sonne? Jetzt mal echt: Dort verglüht er, fertig.
    Das ist sicher billiger,als 24.400 Jahre auf die eine Hälfte von einem Teil aufzupassen und dann auf die neue Hälfte wieder 24.400 Jahre usw..

    Für mich seit 40 Jahren ein Problem. Und ich s p a r e Strom. Fragt mal meine Umgebung! Für mich der einzige Weg aus diesem Dilemma!

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