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Die Deutsche Bank stuft sich selbst ab (und andere europäische Banken)!

Man ist ja von der Deutschen Bank so einiges gewohnt: man schraubte am Goldpreis, am Libor und und und. Zuletzt aber schien es aufwärts zu gehen, europäische Banken galten im Vergleich zu ihren inzwischen übermächtigen, jedoch sehr sportlich bewerteten US-Konkurrenten als Spott-günstig, ein must-buy sozusagen. Nun aber spuckt die Deutsche Bank in die Euphorie-Suppe - und stuft sich selbst ab!

FMW-Redaktion

Man ist ja von der Deutschen Bank so einiges gewohnt: man schraubte am Goldpreis, am Libor und und und. Zuletzt aber schien es aufwärts zu gehen, europäische Banken galten im Vergleich zu ihren inzwischen übermächtigen, jedoch sehr sportlich bewerteten US-Konkurrenten als Spott-günstig, ein must-buy sozusagen.

Aber die Deutsche Bank ist, anders als der Konsens, offenkundig weniger optimistisch in Sachen europäischer Konjunktur, speziell deutscher Konjunktur. Schon im März senkte die Deutsche ihre Einschätzung für den Dax auf „untergewichten“, defensive Werte würden besser laufen als zyklische. Zwischen den Zeilen sagte die Deutsche Bank damit, dass härtere Zeiten auf uns zukommen würden, wie wir damals in unserem Bericht schrieben:

„Wenn die Deutsche Bank also nun diese Einschätzung vertritt und meint, defensive Werte würden sich besser entwicklen als Zykliker, sagt sie damit indirekt: die Periode ungebremsten Sonnenscheins bei der deutschen Konjunktur ist vorbei, wir haben konjunkturell den Hochpunkt überschritten, es geht nun bergab. Kein anderer Index sei so zyklisch zusammen gesetzt wie der Dax, und in den Kursen spiegele sich die Erwartung wider, dass die Eurozone weiter positive Konjunktur-Entwicklungen zeigen werde. Dieser Optimismus aber sei übertrieben, so die Deutsche.“

Damit ist die Deutsche Bank eine rare Ausnahme: so ziemlich alle finden Europa derzeit sexy, nach dem Macron-Sieg allemal, die Zahlen aus der Eurozone sind gut, viel besser als in den USA. Aber die Deutsche zweifelt an der Nachhaltigkeit dieser Zahlen, vielleicht ja auch nach dem Motto: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“. Man traut sich also gegen den Strom, gegen den dominanten Mainstream zu schwimmen – eine nicht ganz unsymphatische Haltung, wie wir finden.


Plötzlich ein Hort des Anti-Mainstreams? Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt
Foto:Foto: Nordenfan/Wikipedia, (CC-BY-SA 4.0)

Und nun spuckt die Deutsche Bank erneut in die Euphorie-Suppe: in einer Note an seine Kunden stuft die Bank den europäischen Banken-Sektor ab auf „untergewichten“. Der Banken-Sektor sei am sensitivsten für konjunkturelle Abschwünge, den man für spätestens Ende des Jahres erwartet. Die Bewertungen europäischer Bank-Aktien seien inzwischen nicht mehr attraktiv nach den Kursanstiegen, daher die Risiken schlicht zu hoch.

Vielleicht hat die Deutsche Bank da einen Punkt: Banken-Werte legten seit dem Brexit-Votum im Durchschnitt um 70% zu, sind daher inzwischen alles andere als günstig. Seit zwei Tagen aber geht es doch bergab, gestern vor allem aufgrund der Sorgen um Neuwahlen schon im September in Italien, was den italienischen Banken-Sektor unter Druck brachte, in dessen Gefolge dann auch Bank-Aktien außerhalb Italiens.

Heute setzt sich dieser downmove fort: italienische Banken wie die Uncredit auch heute wieder 2% im Minus, die Deutsche verliert zwischenzeitlich sogar über 2% und rutscht damit – als schlechtester Wert im Dax heute – auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen. Zweitschwächster Wert im Dax ist die Commerzbank. Mithin stuft sich also die Deutsche Bank selbst ab – und dafür gebührt ihr unser tief empfundener und herzlicher Respekt!

Die Aktionäre der Deutschen Bank dürften hingegen von der faktischen Selbst-Abstufung eher wenig begeistert sein…



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9 Kommentare

  1. ja die banken bluten heute so richtig, coba -0,06 %

  2. Europa ist viel zu billig, wenn dem nicht so wäre, warum steht er EUR/USD bei 1,11 ???

    Das ist normalerweise unlogisch ??? Warum kaufen die Amis Europa ?

    Der Gold-Preis wird wohl fallen, das, was wir bisher gesehen wird nicht reichen, nach der Übertreibunung nach oben..
    Kursziele nenne ich lieber nicht, als Bulle … :D

  3. Ich bin selbst Aktionär dieser Bank. Einer Bank die von
    unfähigen Leuten geführt wird. Die Aktie zeigt Tag für Tag
    das gleiche Bild. Entweder sie bewegt sich gar nicht oder
    die fällt. Ich war fast 40 Jahre bei Europas größten
    Dienstleister tätig. Mit der Leistung eines Vorstand und
    Aufsichtsrat der Deutschen Bank hätte ich nicht ein Jahr
    überlebt im Klartext man hätte mich rausgeworfen. Aber
    diese beiden Herren reiten das Pferd Deutsche Bank auch
    wenn es schon tot ist.

  4. „Und nun spuckt die Deutsche Bank erneut in die Euphorie-Suppe: in einer Note an seine Kunden stuft die Bank den europäischen Banken-Sektor ab auf „untergewichten“. Der Banken-Sektor sei am sensitivsten für konjunkturelle Abschwünge, den man für spätestens Ende des Jahres erwartet. Die Bewertungen europäischer Bank-Aktien seien inzwischen nicht mehr attraktiv nach den Kursanstiegen, daher die Risiken schlicht zu hoch.

    Vielleicht hat die Deutsche Bank da einen Punkt: Banken-Werte legten seit dem Brexit-Votum im Durchschnitt um 70% zu, sind daher inzwischen alles andere als günstig. Seit zwei Tagen aber geht es doch bergab, gestern vor allem aufgrund der Sorgen um Neuwahlen schon im September in Italien, was den italienischen Banken-Sektor unter Druck brachte, in dessen Gefolge dann auch Bank-Aktien außerhalb Italiens.“

    Jetzt mal ehrlich, klar, das ist ein Bären-Forum, glaubt Ihr das wirklich, so verzweifelt seid Ihr, meine Bären …?
    Das da ist natürlich „Bären-Sprech“ … :D

    Wenn die EZB den Motor „aufdreht“, sind die Banken hierzulande sogar immer noch nicht „sportlich“ bewertet, im Gegensatz zu denen da „drüben“ im Amiland… Deswegen ist die EZB die mächtigste Notenbank der Welt…

  5. Ich weiß, ich rede „kryptisch“, wenn die EZB endlich mit Ihren „Marktmanipulationsprogrammen“ aufhört, so lässt sie den Markt „frei“, den Renten- wie den Aktienmarkt, bzw. den Markt an sich…
    Das wäre positiv für alle… Natürlich hatten wir Lehaman an der Backe, die QE-Programme waren schon ok…

    Dass die Banken/Versicherungen im EUR-Land unter der Nullzinspoltik, bzw der Negativzinspoltik (negativer Einlagesatz für Banken) leiden, sollte doch klar sein ?

  6. Mit anderen Worten : Es geht darum, dass beide Notenbaken (FED/EZB) das Zinsniveau auf „Normalniveau“ zurückfahren wollen, nach Lehman.
    Deswegen verstehe ich die Argumentation von Euch Bären nicht „nach 2009 laufen wir beim Aktienmarkt hoch ohne Pause, übertrieben“, was ist dann mit dem Rentenmarkt ??

    Der Rentenmarkt ist „billig“ ? – Wirklich ? Was wäre, wenn die Notenbaknen den Aktienmarkt manipuliert hätten ??? Alles super…. ;)

  7. spricht da wirklich die deutsche …, oder die bundes… ?

    die frage geht natürlich nur an schachspieler ;-)

  8. hier mal was , meine liebe Bären, ich finds toll…

    „Die Schweizer Investmentbank UBS sieht im auf Rekordniveau befindlichen Dax das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Auch mit einem größeren Rückschlag rechnet der Chefanlagestratege für Deutschland, Maximilian Kunkel, nicht. „Die Wahrscheinlichkeit dafür sehen wir wegen der starken Unterstützung der Aktienkurse durch die Konjunktur als niedrig an. Jegliche Daten wie etwa das Kreditwachstum oder die Einzelhandelsumsätze sind extrem stark“, erklärte der Experte im Gespräch mit dem „Handelsblatt“.

    Kunkel geht von weiter steigenden Unternehmensgewinnen aus, weshalb die Klettertour des Dax fundamental gut abgesichert sei. Von einer möglichen Blasenbildung sieht er den deutschen Leitindex „weit entfernt“. Er traut ihm aufgrund seiner offensiven Ausrichtung und vergleichsweise attraktiven Bewertung sogar noch mehr zu als den europäischen Indexkollegen.“

    Lustig, dass das ein Schweizer-Banker sagt… Diee leiden ohne Gnade unter der EUR-Schwäche… Die Schweizer sind nähmlich vieles, aber garantiert nicht attraktiv bewertet… :D
    Selbst dran Schuld, für mich ein Rätsel, warum die dem großen Kanton nicht beitreten wollen ? Aber gut…

  9. @Marko,schon super wenn der Permabulle Leute von der UBS als kompetente Berater hochredet,
    Zu Erinnerung,DIE UBS HAT BEI DER US IMMOKRISE 2008 die grössten Verluste gemacht U.MUSSTE VOM STAAT GERETTET WERDEN, der Börsenkurs ist heute etwa 80% unter Allzeithoch ,vergesslich,naiv,oder unerfahren? ?

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